Landkreis Harburg. Vor allem die Veranstalter der Läufe im Frühherbst hoffen noch, um eine Absage herum zu kommen. Rosengarten hat ein Konzept zum Infektionsschutz.
2020 ist nicht das Jahr für Veranstaltungen, schon gar nicht für Großveranstaltungen – Corona sei Dank. Ganz unterschiedlich ist allerdings die Herangehensweise der örtlichen Organisatoren. Während einige Planungssicherheit haben wollen und sich frühzeitig für eine Absage entscheiden, warten andere, bis sie von einem Sportfachverband oder einer Behörde dazu gezwungen werden. Wieder andere kämpfen bis zuletzt, um mit teils extremem Aufwand ihre Veranstaltung irgendwie zu retten und den Sportlerinnen und Sportlern ein lohnendes Ziel für den Trainingsaufwand der Sommermonate bieten zu können.
Rosengartenlauf ist noch nicht abgesagt
All diese Facetten sind im Landkreis Harburg zu beobachten, konkret bei der Volkslaufserie um den Sparkassen-Heidjer-Cup. An elf Terminen zwischen Anfang Mai und Ende Oktober sollten Laufveranstaltungen abgehalten werden. Was schon klar ist: vor den Sommerferien geht gar nichts. Und selbst für die Zeit danach gibt es mit dem heutigen Stand, vier Monate vor den geplanten Startschüssen, zwei Absagen. „Wir hoffen auf die zweite Jahreshälfte, hoffen, dass wir da noch etwas machen können“, sagt Wilfried Wiegel von der Sparkasse Harburg-Buxtehude, bei dem die Fäden für den Heidjer-Cup zusammen laufen.
Nur noch fünf Volksläufe kommen in Frage
In Frage kommen überhaupt nur noch fünf Volksläufe. Die Organisatoren des Rosengartenlaufs in Vahrendorf (23. August), des Brunsberglaufs in Holm-Seppensen (6. September), von „Pattensen läuft“ (13. September), des Auetal-Oktoberlaufs in Garstedt (4. Oktober) und des Borsteler Volkswaldlaufs (25. Oktober) wollen die weitere Entwicklung der Corona-Situation abwarten, ehe sie eine Entscheidung treffen.
Einer, der geradezu verbissen um die Fortführung seines Projekts kämpft, ist Jürgen Buck aus Fischbek. Im vergangenen Jahr konnte er bei der Premiere des Rosengartenlaufs aus dem Stand 1255 Teilnehmer im Ziel am Wildpark Schwarze Berge in Vahrendorf begrüßen. Der zweite Rosengartenlauf mit neuen Streckenführungen durch den Regionalpark Rosengarten und noch mehr Wettbewerben ist für Sonntag, 23. August, angesetzt. Die Politik hatte frühzeitig beschlossen, dass mindestens bis zum 31. August Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmer untersagt sind. Bleibt also nur die Absage!
Rosengarten hat ein Konzept zum Infektionsschutz
Wer das denkt, kennt Jürgen Buck schlecht. Gerade die denkbar ungünstigsten Voraussetzungen scheinen den Mann erst richtig zu motivieren. „Die letzten Wochen haben uns sehr gefordert, da wir ein sehr detailliertes Corona-Konzept erstellt haben, um unsere Veranstaltung möglich zu machen. Noch halten wir an unserem Plan fest, den Rosengartenlauf nach einem veränderten Konzept und mit hohen Auflagen des Infektionsschutzes durchführen zu wollen“, berichtet Jürgen Buck. Das Wörtchen „noch“ verrät, dass auch bei ihm Zweifel mitschwingen. Buck ist Hauptorganisator des Laufes, der von der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT) in Kooperation mit dem Lions-Club Hamburg-Rosengarten und dem Regionalpark Rosengarten e.V. veranstaltet wird.
Das neue Konzept unter dem Motto „Gesundheit first“ wird derzeit mit den Genehmigungsbehörden diskutiert. Um Gedrängel zu vermeiden und das Abstandsgebot einhalten zu können, wird es einen veränderten Zeitplan und Teilnehmerbeschränkungen in allen Wettbewerben geben. „Wir müssen sicherstellen, dass inklusive der Zuschauer zu keinem Zeitpunkt mehr als 800 Personen auf dem Eventgelände versammelt sind. Wir beabsichtigen deshalb, den Rosengartenlauf in fünf, in sich abgeschlossene Teilveranstaltungen mit jeweils eindeutig definiertem Zeitrahmen aufzuteilen“, gibt Jürgen Buck Einblick in das Corona-Konzept.
Genehmigung der Behörden ist nicht sicher
Es ist und bleibt ein Wagnis. Sollte der Rosengartenlauf tatsächlich eine Genehmigung von den Behörden erhalten, würde er ein Alleinstellungsmerkmal für sich in Anspruch nehmen können. Denn Jürgen Buck weiß: „Bisher kenne ich gar keine Läufe bis Ende August, für die es noch Hoffnung gibt. Nur Absagen. Da hoffen wir, dass es mit unserem Lauf klappt.“ Nicht bestätigen wollte Buck das Ansinnen, den zweiten Rosengartenlauf notfalls auf Sonntag, 27. September 2020, zu verlegen.
Die Organisatoren der ersten drei Teile des Sparkassen-Heidjer-Cups 2020 hatten sich frühzeitig dazu entschlossen, ihren Volkslauf abzusagen. Das galt für den Saisonauftakt am 1. Mai in Winsen, den Wald- und Wiesenlauf am 17. Mai in Salzhausen und den Hittfelder Volkslauf am 6. Juni. Der TSV Winsen schwenkte von einer Präsenzveranstaltung auf einen virtuellen Stadt- und Deichlauf um. Mittels App konnten Läuferinnen und Läufer die bekannten Strecken als Einzelperson zurücklegen und ihre Zeiten in einem Onlineportal eintragen. „Wir hatten 207 Teilnehmer, über die wie uns sehr gefreut haben“, sagte Mitorganisatorin Maren Schiewe. 33 Sportlerinnen und Sportler verbanden ihre Teilnahme sogar mit einer freiwilligen Spende.
Buchholzer Stadtlauf hat hohe finanzielle Verluste
Hart trifft es den Buchholzer Stadtlauf. Die 22. Auflage kann nicht wie geplant am 21. Juni 2020 stattfinden, sondern muss auf den 20. Juni 2021 verlegt werden. Das endgültige Aus kam, als der Niedersächsische Leichtathletik-Verband (NLV) die Genehmigungen für alle Veranstaltung in seinem Zuständigkeitsbereich bis einschließlich 30. Juni 2020 widerrief. Eine Verlegung in den Herbst war keine Option, da im September und Oktober bereits zahlreiche Läufe stattfinden. „Mit der Absage verbunden sind diverse unwiderrufliche Ausgaben, die ein weiteres Loch in die Stadtlauf-Kasse reißen. Die unwiederbringlichen Verluste bewegen sich auf einen fünfstelligen Bereich zu“, sagte Hauptorganisator Arno Reglitzky.
Winsens Run for Help erst wieder 2021
Die letzten Absagen beziehen sich auf den für 11. September geplanten Run for Help in Winsen, dessen Erlös stets der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft zugute kommt, und den für 20. September geplanten Jesteburger Volkslauf. „Bevor wir die nächsten Schritte angehen, die mit Kosten verbunden sind, haben wir uns schweren Herzens für eine Absage entschieden. Es gibt einfach zu viele Unwägbarkeiten“, sagte Norbert Hofmann vom VfL Jesteburg. „Selbst wenn es tatsächlich zur Öffnung kommt, haben wir im September eine starke Verdichtung von Terminen.“ Der im April abgesagt Hamburg-Marathon beispielsweise ist für den 13. September, und damit eine Woche vor dem Jesteburger Termin, neu angesetzt worden.
„Selbst wenn wir die Veranstaltung durchführen könnten, haben wir die Befürchtung, dass sich eventuell einzuhaltende Maßnahmen oder auch die Vorsicht der Beteiligten auf die Atmosphäre und den Charakter unserer Veranstaltung auswirken würde. Außerdem geht die Gesundheit für alle Beteiligte vor“, sagte Waltraut Heus zur Absage des Run for Help in Winsen. „Aber die Hoffnung ist ja nicht abgesagt. Deshalb blicken wir optimistisch auf den 10. September 2021, unser Jubiläumsjahr.“