Buchholz. 85 junge Menschen haben in den vergangenen zehn Jahren Bundesfreiwilligendienst beim Fußballclub geleistet, selbst aus Peru und Australien.
„Das Jahr hat sich gelohnt. Auch wenn es anders abgelaufen ist, als erwartet.“ Diese Worte von Luca Spreckelsen aus Welle gelten für viele, wenn nicht für alle Personen seines Alters. Bei dem 18-Jährigen kommt erschwerend hinzu, dass er sich bewusst dazu entschieden hatte, ein Jahr lang mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Spreckelsen, der seit seinem dritten Lebensjahr Fußball spielt, trat im August vergangenen Jahres seinen einjährigen Bundesfreiwilligendienst (BFD) beim Buchholzer Fußball-Club(BFC) an.
Dann schwappte im Herbst die zweite Welle der Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen über Deutschland. Die gesamte Hallensaison der Jugendfußballer fiel aus, monatelang konnten Spreckelsen und seine fünf Mitstreiter keine Trainingseinheiten auf der großzügigen Sportanlage am Holzweg durchführen. Stattdessen ging es darum, Abstände zu wahren und die jungen Sportlerinnen und Sportler mittels Onlinetraining halbwegs fit und bei Laune zu halten.
Im August beginnen fünf Neue ihren Bundesfreiwilligendienst
Für René Harder, Moritz Klaus, Jonas Braun, Justin Schulz, Jonathan Lang und Luca Spreckelsen endet in wenigen Wochen dieser ganz spezielle Bundesfreiwilligendienst. Die meisten von ihnen beginnen eine Ausbildung oder ein Studium. Dem Sport, speziell dem Fußball, werden sie auf jeden Fall die Treue halten. Fünf neue junge Leute stehen als Nachfolger bereits bereit. „Wir suchen noch zwei oder drei weitere“, sagt Bent-Ole Jensen.
Das Programm an sich war vor exakt zehn Jahren von der Bundesregierung eingeführt worden, als ein Nachfolgeangebot für die zu diesem Zeitpunkt abgeschaffte Wehrpflicht und den Zivildienst. Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) sollte helfen, die Folgen der Aussetzung des Zivildienstes im sozialen Bereich zumindest teilweise zu kompensieren. Im BFD sollten sich Menschen für eine Zeit von sechs bis 18 Monaten für das Allgemeinwohl einsetzen und dabei insbesondere im sozialen, ökologischen und kulturellen Bereich, aber auch im Bereich des Sports tätig werden.
Verein dankt Bufdis auch dafür, dass sie nie die Laune verloren
„Wir als Verein möchten Danke sagen, dass Ihr ein Jahr Eurer Zeit investiert habt, um etwas Gutes für das Gemeinwohl zu tun. Diese Zeit muss man sich erstmal nehmen“, sagte der Zweite BFC-Vorsitzende Hans-Jürgen Lorenschat bei einer kleinen Feierstunde mit prominenten Gästen zu den ausscheidenden Freiwilligen. „Und wir danken Euch, dass Ihr nicht die Laune verloren habt. Jetzt dürft Ihr noch etwas Normalität erleben.“
In normalen Zeiten sieht der Tagesablauf eines jungen Menschen im Bundesfreiwilligendienst beim Buchholzer FC in etwa so aus, dass er von 10 Uhr an zunächst einige organisatorische Arbeiten inklusive der Pflege der Sportanlage erledigt, um anschließend Grundschüler und Kindergartenkinder im Rahmen der Ballschule an den Fußball zu gewöhnen. Nachmittags werden die BFDler, die während ihres einjährigen Einsatzes die Trainer-C-Lizenz erwerben, als Trainer und Betreuer der insgesamt 41 Mannschaften eingesetzt.
Einige Ehemalige arbeiten heutzutage in Nachwuchsleistungszentren
Der Buchholzer FC ist vom ersten Tag an, dem 1. Juli 2011, beim Bundesfreiwilligendienst dabei, hat in zehn Jahren insgesamt 85 junge Frauen und Männer praktisch und pädagogisch auf ihrem Weg begleitet. Den weitesten Weg in die Nordheide legten Patrick aus Australien und Kevin aus Peru zurück, denen der BFC mit familiärem Anschluss innerhalb des Vereins die Möglichkeit zum BFD in Buchholz geben konnte. Es gab aber auch Bewerber aus anderen Bundesländern Deutschlands, etwa aus Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Schleswig-Holstein, die als Freiwillige für ein Jahr nach Buchholz kamen.
Viele der ausgebildeten Bufdis sind dem Buchholzer Fußball-Club im Anschluss treu geblieben, sind noch heute als Trainerinnen und Trainer tätig. Andere ehemalige Bufdis haben als Trainer ihren Weg in die Nachwuchsleistungszentren norddeutscher Bundesligavereine gefunden. Andere wiederum nutzten die im BFD gemachten Erfahrungen für die spätere Berufs- oder Studienwahl.
Praktische und pädagogische Betreuung ausschließlich ehrenamtlich
Für bis zu zehn Bufdis pro Jahr war der BFC in den vergangenen zehn Jahren gefordert, die Qualität und Intensität der Betreuung kontinuierlich hochzuhalten und weiterzuentwickeln. Anders als beim ASC 46 Göttingen, der als Vorreiter und zentrale Anlaufstelle in Niedersachsen gilt, wird die Arbeit in Buchholz ausschließlich ehrenamtlich geleistet. In erster Linie zu nennen sind hier Heike und Jörg Fänger, André Schulz, Christian Rohrer, Michael Hertel sowie Bent-Ole und Klaas Jensen.
Entsprechend lobend fielen auch die Grußworte von Svenja Stadler (Sprecherin für bürgerschaftliches Engagement der SPD-Bundestagsfraktion), Heiner Schönecke (CDU, Mitglied des niedersächsischen Landtages), Jan-Hendrik Röhse (Bürgermeister Stadt Buchholz) und Frank Dohnke (Vorsitzender im Fußballkreis Harburg) aus.
Einladung zum Austausch mit dem Innen- und Sportminister
Schönecke sprach eine Einladung an den Buchholzer FC nach Hannover aus. Ihm schwebt ein regelmäßiger Austausch mit Innen- und Sportminister Boris Pistorius über Erfahrungen mit dem Bundesfreiwilligendienst vor.