Buchholz. Freiwilligendienst: Beim Buchholzer Fußball Club trainieren neun junge Menschen Mannschaften und pflegen die Internetseite des Clubs.
Beim Buchholzer Fußball Club (BFC) trainieren an diesem Nachmittag die Ballzwerge. Auf dem Kunstrasenplatz herrscht ein Gewusel aus kleinen Kindern, bunten Bällen und Eltern, die beidem hinterherlaufen. Dazwischen drei junge Männer und Frauen, die in ihren einheitlichen blauen Shirts eine gewisse Autorität ausstrahlen. Als sie beginnen, ein großes regenbogenfarbiges Schwungtuch aufzuspannen, sind Eltern und Kinder schnell im Kreis versammelt.
Bent Ole Jensen guckt von der Terrasse im Obergeschoss des Clubheims auf den Platz hinunter. „Das und viele andere Aktivitäten hier im Verein wären ohne die Freiwilligen nicht denkbar“, sagt er. Der 24-Jährige aus Buchholz war selbst im Bundesfreiwilligendienst – die Teilnehmer werden „Bufdis“ genannt – beim BFC im Einsatz. Nach dem Jahr entschloss er sich, Lehrer zu werden und studiert nun Sport und Englisch in Vechta. An den Wochenenden ist er noch oft in Buchholz, trainiert Mannschaften und arbeitet mit den aktuellen Bufdis zusammen. „Viele bleiben dem Verein auch nach dem Freiwilligendienst erhalten. Fast jede Mannschaft hat einen ehemaligen Bufdi im Trainerteam.“
Seit elf Jahre beschäftigt der BFC Freiwilligendienstler, mittlerweile sind es neun bis zehn pro Jahr. Dies ermöglicht zusätzliche Angebote wie die Ballzwerge, eine monatliche Ballschule für sechs Kindergartengruppen, Fußball-AGs in mehreren Grundschulen, eine inklusive Mannschaft und – wo immer möglich – jeweils einen zweiten Trainer für die 36 Mannschaften. „Diesen Luxus haben wir uns über die Jahre selbst erarbeitet“, sagt Hans-Jürgen Lorenschaft, Zweiter Vorsitzender des Vereins.
Die Unterstützung durch die Bufdis erspart dem Verein auch die schwierige Suche nach ehrenamtlichen Trainern, die viele andere Vereine plagt. Außerdem können die meist jungen Helfer Angebote für Schulen und Kindergärten machen, die sonst kaum möglich wären. „Wir könnten gar nicht die Zeiten abdecken“, sagt der Erste Vorsitzende Klaas Jensen.
Viele der Freiwilligen ergreifen einen sozialen Beruf
Sollten alle jungen Menschen in Deutschland verpflichtet werden, sich nach der Schulausbildung für ein Jahr im sozialen, kulturellen oder sportlichen Bereich zu engagieren? Über diese Frage wird zurzeit bundesweit diskutiert, auch im Zusammenhang mit einer möglichen Wiedereinführung der Wehrpflicht. Der – dann nicht mehr freiwillige – Einsatz könnte eine Alternative zum Dienst an der Waffe sein, ähnlich dem früheren Zivildienst.
Eine Verpflichtung sieht Bent Ole Jensen kritisch. „Aber ein Freiwilligendienst kann jungen Menschen helfen, sich selbst auszuprobieren.“ Das meint auch Hans-Jürgen Lorenschat. Ob Handwerk, Soziales, Arbeit mit Kindern oder Senioren – „Die Leute merken in dieser Zeit, was ihnen wirklich liegt.“ Einige besuchen im Anschluss eine Sporthochschule oder studieren Sportmanagement, viele gehen in den sozialen Bereich, werden Lehrer oder Erzieher.
In ihren Jahr beim BFC wird viel von ihnen gefordert. „Als Bufdi muss man nicht nur die Mannschaften trainieren, sondern auch mal den Rasen mähen, den Platz sauber machen und kleine Reparaturen erledigen“, sagt Bent Ole Jensen. „Das ist viel Arbeit, aber man kann auch richtig was lernen.“ Einige Freiwillige pflegen die Homepage des Vereins, andere organisieren Turniere, bearbeiten Aufnahmeanträge oder fegen die Kabinen.
Der Fußballverein wird ausschließlich von Ehrenamtlichen geführt. Er profitiert von dem Engagement der jungen Freiwilligen, ihre Beschäftigung bringt aber auch Arbeit und Bürokratie mit sich. Der BFC hat eine Wohnung angemietet, in der zwei auswärtige Bufdis wohnen können, sie erhalten ein Taschengeld und besuchen jeweils für dreieinhalb Wochen Lehrgänge, um die Trainerlizenz zu erhalten. Die Betreuung der Freiwilligen koste viel Zeit und binde Kapazitäten, sagt Klaas Jensen. Eine Investition, die sich lohne, betont Lorenschat. „Ohne die Bufdis wäre vieles schwieriger.“
Bent Ole Jensen kommt immer wieder gern zurück an diesen Ort, an dem er selbst schon als Kind Fußball gespielt hat. Er beobachtet seine Bufdi-Nachfolger in den blauen Shirts. Auf dem Platz sind die kleinen Ballzwerge unter das bunte Tuch gekrabbelt, Eltern und Trainer halten den schwingenden Stoff am Rand fest. „Sport ist wichtig für die Gesellschaft, er spiegelt vieles wieder“, sagt der 24-Jährige. „Als Bufdi lernt man, wie die Dinge im Großen und Ganzen funktionieren.“
Trainer gesucht
Der TV Meckelfeld sucht dringend Trainer für mehrere Fußballmannschaften, vor allem für die jüngeren Spieler. „Durch Schichtarbeit, längere Arbeitszeiten und mehr Alleinerziehende wird es immer schwieriger, Eltern für dieses Ehrenamt zu gewinnen“, sagt Walter Plambeck, Leiter der Jugendfußballsparte. Deshalb trainieren zurzeit einige Ehrenamtliche mehrere Mannschaften gleichzeitig. Wer Interesse hat, sich beim TV Meckelfeld zu engagieren – eine Trainerlizenz ist dafür nicht notwendig –, meldet sich unter Telefon 04105/852 83.
Auch andere Vereine haben Schwierigkeiten, Trainer für ihre Kindermannschaften zu finden. „Die Bereitschaft zum Ehrenamt ist geringer geworden“, sagt Nicole Schuback vom Kreissportbund Harburg-Land. Dort gingen regelmäßig Anfragen suchender Vereine ein. Die Bezahlung sei ganz unterschiedlich, manche Trainer erhielten nichts, andere Fahrgeld, wieder andere fünf bis 30 Euro pro Trainingseinheit. Zudem sind Zuschüsse für Fortbildungen und Lehrgänge möglich. Weitere Infos gibt es beim KSB unter Telefon 04171/60 40 09.
Bundesfreiwilligendienst und Soziales Jahr im Sport
Der Freiwilligendienst (FWD) im Sport ist in zwei Varianten möglich: als Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und als Bundesfreiwilligendienst (BFD). Er wird für sportlich interessierten Menschen jeden Alters angeboten, die sich freiwillig engagieren wollen.
in der Regel für ein Jahr bei einem Verein oder einer Institution ihrer Wahl.
Die Kinder- und Jugendarbeit ist ein oft gewählter Einsatzbereich, die Freiwilligen unterstützen aber auch in den Bereichen Organisation, zum Beispiel von Veranstaltungen oder Öffentlichkeitsarbeit, Pflege von Sporträumen oder Wettkämpfe.
Andere Freiwillige entwickeln und organisieren – gemeinsam mit verantwortlichen Vereinsmitgliedern – Sportangebote für ältere Menschen oder für Menschen mit Behinderungen.
Unter 27-Jährige erhalten ein Taschengeld in Höhe von 300 Euro pro Monat. Alle Freiwilligen können bis zu 25 Seminartage absolvieren, zum Beispiel um eine Übungsleiterlizenz zu erwerben. Zudem gibt es 26 Urlaubstage und der Freiwilligendienst wird als Wartesemester angerechnet.
In Niedersachsen koordiniert der ASC Göttingen in Kooperation mit der Sportjugend Niedersachsen den FWD im Sport. Bewerber können sich direkt bei ihrer favorisierten Einsatzstelle melden oder beim ASC.
Weitere Infos gibt es im Internet unter der Adresse www.fwd-sport.de. Dort ist auch eine Karte mit offenen Stellen in der Region zu finden.