Buchholz. Bei der Sichtung und Förderung von jungen Nachwuchsspielern gibt es in Zukunft eine enge Abstimmung der Vereine.

Von der Weser an die Elbe. Der Buchholzer Fußball-Club (BFC) hat einen neuen Partner aus dem professionellen Fußball an seiner Seite. Nach zehn erfolgreichen Jahren endet die Zusammenarbeit mit dem SV Werder Bremen. Stattdessen ist der BFC vom 1. Juli 2020 an exklusiver Kooperationsverein des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) des Hamburger SV. Den Vertrag für den sogenannten Standort Hamburg-Süd unterschrieben im BFC-Vereinsheim Maximilian Franke, Leiter Regional­scouting beim HSV, und Klaas Jensen, Erster Vorsitzender des Buchholzer FC.

Lange Zusammenarbeit mit Werder Bremen endet

Zuvor hatte Jensen durchblicken lassen, dass ihm und seinem Stellvertreter Hans-Jürgen Lorenschat die einvernehmliche Beendigung der Kooperation mit Werder nicht leicht gefallen sei. Es habe stets sehr intensiven Kontakt gegeben. Hauptgrund für die Trennung war letztlich, dass das Werder-Nachwuchsleistungszentrum bereits einen starken Partner im Gebiet zwischen Hamburg und Bremen hat. Mit dem JFV Ahlerstedt/Ottendorf/Heeslingen wollte der Buchholzer FC nicht in einen Konkurrenzkampf um Talente eintreten.

Partnerschaft mit Werder brachte einige Talente hervor

Aus der „fruchtbaren Partnerschaft zwischen Bremen und Buchholz“, so Jensen, sind einige Talente hervorgegangen. Am weitesten gebracht haben es bisher Anton Stach und Elmin Mekic. Der 21 Jahre alte Stach wurde in der abgebrochenen Saison Vizemeister der Regionalliga Nord mit dem U23-Team des VfL Wolfsburg. Zur neuen Saison wagt der Mittelfeldspieler den nächsten Karriereschritt und wechselt zu Greuther Fürth in die 2. Bundesliga. Der 16 Jahre alte Mekic stürmt für Werder Bremen in der B-Junioren-Bundesliga und bestritt auch schon zwei Länderspiele für die deutsche U16-Nationalmannschaft.

Mit der nun besiegelten neuen strategischen Kooperation möchte der BFC seine Jugend- und Talentförderung weiter stärken, das Ausbildungsniveau der Trainer auf ein noch höheres Niveau heben und dadurch seine Attraktivität im regionalen Umfeld erhöhen. „Buchholz ist von allen Seiten gut mit dem Auto oder der Bahn zu erreichen“, sagt Jensen und erhofft sich dadurch eine Sogwirkung. Der HSV nimmt mit der Kooperation das im südlichen Hamburger Umland vorhandene Leistungspotenzial ins Visier und will den größten Talenten eine optimale Ausbildung ermöglichen. „Das komplexe Zusammenwirken des HSV mit dem Buchholzer FC bei der Talentsichtung (Scouting) und bei der gezielten Förderung soll zum gegenseitigen Vorteil beider Vereine umgesetzt werden“, hieß es bei der Vertragsunterzeichnung.

Zusammenarbeit stärkt Ausbildungsstrukturen in Buchholz

Die Zusammenarbeit konzentriert sich darauf, die Ausbildungsstrukturen des Buchholzer FC in der Altersgruppe des Grundlagen- und Aufbautrainings (U9 bis U14) zu stärken. Zentrales Element ist ein regelmäßiges Kinderperspektivtraining (KPT) auf der Sportanlage am Holzweg, geleitet von HSV-Trainern. „Das KPT ermöglicht es uns, Talente langfristig zu beobachten und ihre spielerische Entwicklung voranzutreiben“, sagte Maximilian Franke, Leiter des HSV-Regionalscoutings. Dabei verfolge der HSV die Strategie, den fußballerischen Nachwuchs möglichst lange in seiner gewohnten Umgebung zu belassen. Wie aufwendig regelmäßige Fahrten zum Training nach Norderstedt sein können, erlebte die HSV-Delegation am eigenen Leib, als sie im Elbtunnel feststeckte.

Jedes Jahr ein Tag der jungen Talente

Mindestens einmal pro Jahr findet ein „Young Talents Day“ mit Spielen in Turnierform in Buchholz statt. Ob die Jahrgänge 2009 bis 2012 in diesem Jahr in Aktion treten können, hängt vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab. Techniklastiger und einfacher kontaktlos zu organisieren ist die Fußballschule des HSV, die in den Sommer- und Herbstferien an den Holzweg kommt. Für den 19. bis 23. Oktober gibt es noch freie Plätze. Zusätzlich werden im Rahmen der Partnerschaft Sichtungsturniere durchgeführt, bei denen der HSV mit Scouts, Trainern und einer Jugendmannschaft vor Ort ist. In der Folge werden die talentiertesten Spieler zu weiteren HSV-Veranstaltungen eingeladen.

„Wir sind an beide Vereine gleichzeitig herangetreten. Der HSV war in den Gesprächen offener. Vielleicht auch, weil er noch keinen strategischen Partner im Süden Hamburgs hatte“, sagte Klaas Jensen zum Wechsel des Kooperationspartners. Von sieben Vereinen in der Metropolregion, mit denen das HSV-Nachwuchsleistungszentrum kooperiert, sind die nächsten beim JFV Buxtehude im Kreis Stade und beim MTV Treubund Lüneburg angesiedelt. Bei der Entscheidung pro HSV dürfte ebenso eine Rolle gespielt haben, dass der HSV im Landkreis Harburg eine größere Anziehungskraft ausübt als Werder Bremen. „Viele von uns tragen die Raute im Herzen“, so Jensen, der den HSV-Vertretern mit auf den Weg gab: „Ich kann Euch versprechen, dass wir euch als Verein richtig fordern werden.“

Aufstieg einer Jugendmannschaft in die Niedersachsenliga

Über kurz oder lang will der Buchholzer FC im Nachwuchsbereich die nächste sportliche Stufe erklimmen. Mehrere Jahrgangsmannschaften spielen bereits in der Landesliga, demnächst soll mindestens eine in die Niedersachsenliga aufsteigen. Auch die Perspektive für die Durchlässigkeit zwischen Jugend- und Herrenbereich wird besser. Als Tabellenführer der Kreisliga Harburg steht die erste Herrenmannschaft kurz vor dem erstmaligen Aufstieg in die Bezirksliga zwei.