Fleestedt/Hittfeld. Tim Färber aus Fleestedt will Bürgermeister der Gemeinde werden. Der parteilose Steuerberater fordert mehr Raum für Jugendliche.

Andernorts treten Amtsinhaber mangels Herausforderern gegen sich selbst an – in Seevetal ist der Chefposten im Hittfelder Rathaus offenbar heiß begehrt. Für die Bürgermeisterwahl am 12. September gehen immer noch weitere Anmeldungen ein – zuletzt die von Tim Färber aus Fleestedt. Der Steuerberater bewirbt sich als parteiloser Kandidat um das Amt, er ist der sechste Bewerber.

Politische Erfahrung hat der 50-Jährige nicht, dafür Führungskenntnisse und einen starken Willen zur Veränderung. „Nicht meckern, sondern machen“, sei sein Motto und sein Antrieb zur Kandidatur, sagt Tim Färber, der vor 18 Jahren von Harburg nach Fleestedt gezogen ist und dort mit seiner Frau und zwei Kindern wohnt. Er wolle nicht nur bestehende Missstände kritisieren, sondern selbst etwas dagegen unternehmen.

Der Kandidat trainiert eine Jugendfußballmannschaft

In seiner Freizeit ist er beim TuS Fleestedt als Trainer der U13-Fußball-Jugendmannschaft, Jugendobmann und Schiedsrichter aktiv. Aus seiner Sicht muss dann auch vor allem für die Jugendlichen in der Gemeinde mehr getan werden. Ihnen fehlten Orte, an denen sie sich treffen könnten, so der Kandidat. Es bliebe in Fleestedt nur ein Supermarktparkplatz als Treffpunkt, nachdem beide Bolzplätze weichen mussten.

Außerdem will der parteilose Kandidat das Gemeindegebiet sicherer machen. Der Durchgangsverkehr solle weitgehend aus Seevetal verschwinden, lautet eine seiner politischen Forderungen. „Das kann durch Tempo-30-Zonen gelingen, die den Verkehr ausbremsen, oder in größerem Umfang durch neue Umgehungsstraßen“, sagt Tim Färber. Angesichts der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands kritisiert er zudem die „extreme Flächenversiegelung durch immer mehr Neubaugebiete mit Einfamilienhäusern.“ Deshalb plädiert er für den Erhalt der landschaftlichen Strukturen in Seevetal.

Die Verwaltung will Tim Färber digitaler aufstellen

Ein weiteres Thema, das ihm wichtig ist, betrifft die Verwaltung der Gemeinde. „Wir brauchen eine effiziente und digitale Verwaltung, die auf Bürgernähe ausgerichtet ist“, sagt der Diplom-Kaufmann, der Betriebswirtschaftslehre studiert hat und als selbstständiger Steuerberater und Wirtschaftsprüfer tätig ist. Durch seinen Beruf habe er viel Erfahrung mit der Arbeitsweise von Behörden gesammelt, sagt Tim Färber – wenn auch von der anderen Seite aus, wie er lachend einräumt.

Mit einer Partnerin zusammen führt er ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen mit zehn Angestellten und Sitz in Wentorf. Mit seiner Erfahrung als Führungskraft will er auch bei der Wahl in Seevetal überzeugen. „Als Unternehmer muss man immer schnell Entscheidungen treffen, und zwar auch jeweils die beste Entscheidung“, sagt er. „Außerdem weiß ich, wie man Leute motiviert und ein gutes Betriebsklima schafft.“ So arbeiteten die Mitarbeiter in seiner Firma sehr selbstständig. Dies würde er auch im Rathaus anregen.

Er bringt Bürgerwindparks in Seevetal ins Gespräch

Als Bürgermeister würde der Flee­stedter sich zudem dafür einsetzen, dass die Gemeindeverwaltung so schnell wie möglich klimaneutral wird. Dies könne zum Beispiel über Solaranlagen auf kommunalen Gebäuden geschehen, um gemeindeeigene Energie zu erzeugen. Auch im Hinblick auf die schwierige Finanzlage Seevetals hat er einen Vorschlag: „Mit neuen Bürgerwindparks oder Bürgersolarparks könnten wir sowohl Gewerbesteuer einnehmen als auch, wenn möglich, die Bürger selbst an den Anlagen beteiligen.“

Wenn Tim Färber nicht gerade bei der Arbeit oder auf dem Fußballplatz ist, liest er Romane oder kocht. Seinen Sommerurlaub mit der Familie hat er bereits absolviert: „Wir haben spontan ein paar Tage an der Ostsee gebucht.“ Im Herbst soll es nach Griechenland gehen, vorausgesetzt die Coronalage lässt dies zu. Seinen Wahlkampf will der unabhängige Kandidat vor allem über das Internet führen, per Facebook und Instagram informiert er über seine politischen Ziele und seine Ideen für die Entwicklung der Gemeinde.

Fünf Männer und eine Frau treten an

In der Gemeinde Seevetal wird am 12. September 2021, zeitgleich mit der Kommunalwahl, ein neuer Bürgermeister für die kommenden fünf Jahre gewählt. Martina Oertzen (CDU), die das Amt seit 2013 inne hat, tritt aus persönlichen Gründen nicht erneut an.

Zur Wahl stehen sechs Kandidaten: Manfred Eertmoed (SPD) aus dem Landkreis Aurich, Emily Weede (CDU) aus Karoxbostel, Thilo Bock (Grüne) aus Meckelfeld, Timo Röntsch (Freie Wähler) aus Woxdorf bei Hittfeld sowie Jens Schnügger (FDP) und Tim Färber (parteilos) aus Flee­stedt.

In Niedersachsen werden Hauptverwaltungsbeamte wie Bürgermeister und Landräte direkt gewählt. Erhält kein Bewerber mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen, kommt es zur Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten. Dann gewinnt der- oder diejenige mit relativer Stimmenmehrheit. Kandidieren dürfen alle, die mindestens 23 Jahre aber noch nicht 67 Jahre alt sind und die deutsche Staatsangehörigkeit
oder die eines anderen EU-Landes besitzen.