Seevetal. Manfred Eertmoed bewirbt sich als SPD-Kandidat für das Spitzenamt in der Gemeinde. Zuletzt war er Bürgermeister in Ostfriesland

„Moin!“ Mit dem Gruß aus seiner Heimat Ostfriesland kommt Manfred Eertmoed in Seevetal schnell mit den Leuten ins Gespräch. „Die Menschen sind ja ganz ähnlich, eben norddeutsch.“ Zum Gespräch serviert der 46-Jährige Tee mit Sahne und Kandis, auch wenn er selbst mittlerweile auf die „Kluntjes“ verzichtet – zu viel Zucker.

Verwaltungserfahrung soll die Wähler überzeugen

Mit seiner Erfahrung als Bürgermeister will der Sozialdemokrat die Seevetaler überzeugen, dass er der Richtige für die Spitze der Gemeindeverwaltung ist. Aus einer Handwerkerfamilie stammend stieg Manfred Eertmoed direkt nach dem Schulabschluss in die Verwaltungslaufbahn ein. Bei der Stadt Emden brachte er es vom Auszubildenden über den Personalbereich bis zum stellvertretenden Leiter des Vorstandsbüros für die Finanzplanung. 2012 wurde er Bürgermeister der rund 7100-Einwohner-Gemeinde Hinte im Landkreis Aurich.

Flache Hierarchien und Projektarbeit

Unter seiner Leitung wird wenig in strengen Hierarchien gedacht und viel in Projekten gearbeitet. „Mir ist es wichtig, gemeinsam mit den Mitarbeitenden einen Weg zu finden. Alle Beteiligten sollten sich an einen Tisch setzen und am Ende mit klaren Arbeitsaufträgen rausgehen“, sagt Manfred Eertmoed. „Ich halte gar nichts davon, als Vorturner aufzutreten.“ Dennoch scheue er sich nicht, die notwendigen Entscheidungen zu treffen. Ein gutes Arbeitsklima hält er für unabdingbar, um dem Fachkräftemangel etwas entgegen zu setzten und auch junge Menschen für Verwaltungsjobs zu begeistern. „Die gucken in Richtung Start-ups und erwarten solche Bedingungen auch bei uns.“

Offener Umgang mit Erfolg und Misserfolg

Auch der offene Umgang mit Misserfolgen ist ihm wichtig. Als er für das Bürgermeisteramt in Emden antrat, verlor Manfred Eertmoed die Wahl. Daraufhin trat er auch in Hinte nicht erneut an. Er zog einen sauberen Schlussstrich und ließ sich von Parteifreunden für einen Wechsel von der Ems an die Elbe begeistern. Bei einer Tour mit seiner Frau durch Seevetal seien sie gleich überzeugt gewesen. Mittlerweile hat er einige Betriebe besichtigt und Spaziergänge durch verschiedene Ortsteile unternommen. „Wir wurden sofort sehr herzlich aufgenommen“, sagt Manfred Eertmoed.

Für den anstehenden Wahlkampf würde der Sozialdemokrat gern auch Hausbesuche machen, doch das ist wegen der Corona-Lage derzeit noch ungewiss. Um die Gegend, die Menschen und ihre Wünsche und Sorgen noch besser kennenzulernen, hat Manfred Eertmoed sämtliche Vereine in Seevetal zu einer Zoom-Konferenz eingeladen. „Ich will mit den Menschen ins Gespräch kommen“, sagt der Kandidat, der seit seiner Jugend in der Freiwilligen Feuerwehr tätig ist, sich im Boßelverein – in Ostfriesland eine anerkannte Sportart – engagierte und verschiedene Vereine unterstützt. Wer will, kann sich auf Platt mit ihm unterhalten, das spricht er, seit er als Jugendlicher auf den Baustellen seines Onkels geholfen hat.

Kurse für ehrenamtlich tätige Kommunalpolitiker

Beruflich organisiert Manfred Eertmoed als Bildungsreferent Seminare bei der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik in Niedersachsen und bietet auch selbst Kurse für ehrenamtlich tätige Kommunalpolitiker an. Dafür ist er viel unterwegs, auch als Bürgermeister hatte er eine 70-Stunden-Woche. „Das hat mir aber nie was ausgemacht, die Arbeit macht mir einfach wahnsinnig Spaß“, betont er. Nur der Sonnabendabend war stets für die Familie reserviert. Und auch den täglichen Spaziergang gemeinsam mit seiner Frau lasse er fast nie ausfallen, sagt Manfred Eertmoed, der sich selbst als „Familienmensch“ bezeichnet. Zu Hause kocht er gern und oft und liest viel – von Sachbüchern über Biografien bis zu Krimis. Im Sommer fahren sie mit dem Wohnmobil nach Italien oder Spanien.

Anfang Februar ist Manfred Eertmoed mit seiner Frau, den vier Kindern im Alter zwischen 15 und 24 Jahren, einer Katze und einem Wellensittich nach Scharnebeck im Landkreis Lüneburg gezogen. „Natürlich haben wir ein Haus in Seevetal gesucht, aber das ist für eine sechsköpfige Familie gar nicht einfach“, sagt er und kommt direkt auf eines der drängenden Probleme in der Gemeinde zu sprechen: das Thema Wohnen.

Zentrales Problem der Gemeinde heißt Wohnraum

Er weiß, dass die Bevölkerung gleich hinterm Hamburger Stadtrand wächst, dass Wohnraum gerade für Familien knapp ist, Immobilien- und Grundstückspreise entsprechend hoch und auch Konflikte zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen entstehen. Um diese Herausforderung erfolgreich anzugehen, sei es wichtig, dass die Gemeinde gegebenenfalls die Planung und Erschließung wichtiger Baugrundstücke selbst übernehme, sagt Manfred Eertmoed. „Und wir müssen die Menschen ganz früh ins Boot holen und ihre Ideen in die Planungen einbringen.“

Schnelles Internet für alle Ortsteile

Beim Thema Wirtschaft ist ihm in Seevetal etwas aufgefallen. „Es gibt nicht überall schnelles Internet. Bei der Digitalisierung muss die Gemeinde etwas tun. Alle Gewerbegebiete müssen ans Glasfasernetz angebunden sein.“ Auch die Förderung der E-Mobilität und vor allem des Bus- und Bahnverkehrs hat er im Blick. Man müsse gucken, wie Autoverkehr, ÖPNV und Radverkehr miteinander verzahnt werden können.

Eine gute Zusammenarbeit mit der Kommunalpolitik ist ihm wichtig. Als Bürgermeister habe er sich einmal im Monat mit den Fraktionschefs zum vertraulichen Gespräch getroffen, sagt Manfred Eertmoed. Er ist zuversichtlich, dass es in Seevetal ähnlich laufen kann. „Im Kern sind alle Politiker an einer Lösung interessiert. Gemeinsam können wir darüber sprechen, wo wir die Gemeinde hinbringen wollen.“ Auf bestimmte Wahlkampfthemen legt er sich noch nicht fest. „Ich möchte erst einmal hinhören, was die Menschen bewegt.“