Der erste Auftritt Til Schweigers als Hamburger Kommissar Nick Tschiller wird unter den „Tatort“-Fans kontrovers diskutiert. Keine zwei Meinungen lässt hingegen der NDR-Intendant zu.
Hamburg/Baden-Baden. Til Schweiger hat es geschafft: Der neue „Tatort“-Kommissar hat gleich mit seinem ersten Fall als Ermittler Nick Tschiller den Quotenrekord des ARD-Krimis der letzten zwei Dekaden geknackt. 12,57 Millionen Zuschauer (33,5 Prozent Marktanteil) schalteten im Schnitt die Episode „Willkommen in Hamburg“ ein und bescherten dem „Ersten“ damit nicht nur die Top-Quote am Sonntag, sondern um ein Haar auch ein neues „Tatort“-Allzeithoch.
Das bisherige Bestergebnis nach dem Start der Messung im wiedervereinten Deutschland in allen 16 Bundesländern Mitte 1992 hält ebenfalls ein Ermittler-Duo aus der Hansestadt: Am 5. Juli 1992 sahen 15,86 Millionen Zuschauer die Folge „Stoevers Fall“ mit den Kommissaren Paul Stoever (Manfred Krug) und Peter Brockmöller (Charles Brauer).
Doch immerhin reichte es für Schweiger für die beste „Tatort“-Quote der letzten 20 Jahre. Letztmals hatten sich 1993 mehr Zuschauer einem ARD-Krimi zugeschaltet. Damals sahen 12,83 Millionen Zuschauer die Folge „Um Haus und Hof“ mit Stoever und Brockmöller
Zuvor hatte erst im November des vergangenen Jahres das Münsteraner Duo Frank Thiel (Axel Prahl) und Dr. Karl-Friedrich Börne (Jan Josef Liefers) mit der Jubiläumsfolge „Das Wunder von Wolbeck“ die beste „Tatort“-Quote der letzten 20 Jahre aufgestellt (12,11 Millionen Zuschauer).
Vor allem beim jüngeren Publikum entpuppte sich der Schweiger-Film als Hit: Bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren betrug der Marktanteil nach Angaben der Marktforschungsfirma Media Control (Baden-Baden) 33,8 Prozent.
Unter den Bundesländern war die Resonanz in Schleswig-Holstein (46,8 Prozent), Hessen (43,2 Prozent), Hamburg (41,3 Prozent) und Bremen (40,6 Prozent) laut Media Control am besten, in Sachsen-Anhalt (15,3 Prozent) und Sachsen (23,1 Prozent) am schwächsten.
Marmor: „Das Wagnis hat sich gelohnt“
Damit hat sich auch der NDR den geheimen Wunsch erfüllt, mit Schweiger die Quote für den zuvor schwächelnden Hamburger „Tatort“ wieder in die Höhe zu treiben. Und auch bei den Zuschauern der Hansestadt selbst stand die erste Folge mit Ermittler Tschiller hoch im Kurs: 0,27 Millionen bedeuteten in Hamburg sogar einen Marktanteil von 41,3 Prozent.
„Das ist ein Top-Ergebnis! Vor allem freut mich, dass der ‚Tatort‘ um eine actionreiche Variante mit einer modernen, tempogeladenen Bildsprache reicher ist“, sagte NDR-Intendant Lutz Marmor am Montag. Besonders erfreulich sei die Resonanz bei den Jüngeren. „Das Wagnis hat sich gelohnt“, sagte Marmor, der den Hauptdarstellern Schweiger, Fahri Yardim und Christian Alvart seine Glückwünsche aussprach.
Heiße Schweiger-Diskussionen im Netz
Auch im Internet stieß der erste Schweiger-“Tatort“ auf große Resonanz. Bei Twitter wurde das hohe Maß an Action heiß diskutiert. „ES WURDE SO VIEL GESCHOSSEN, DASS ES IN MEINEM KOPF AUCH DANACH NOCH TOTAL LAUT UND UNORDENTLICH IST. #TATORT“, schrieb Nutzerin HappySchnitzel. Andere wie mßl79 wurden noch drastischer: „Der lächerlichste #tatort den ich je gesehen habe. Dämliches Geballere, idiotische Konversationen. Unpolizeilicher gehts kaum #SchweigerRaus“. Allerdings gab es auch positive Stimmen: „#Tschiller ist der neue #Schimanski! Bitte mehr davon!“, lobte Nutzer agrabher. „Fazit: Mehr von Fahri Yardim! #tatort“, fand zudem sybilleßsmile.
„Tatort“-Fans tauschten sich meist schon während der noch laufenden Sendung aus – zwischen acht und zehn Uhr abends twitterten sie am meisten. Die Begriffe „Tatort“ und „Schweiger“ schafften es am Montagmorgen in die deutschen Top-Ten der meistbenutzten Begriffe des Kurznachrichtendienstes.
Unter den Twitterern gaben auch einige Prominente ihre Meinung preis: „Ok, folks. Ihr dürft Euch jetzt bitte nicht wieder so schlimm aufregen, aber: ich find den Tatort ganz gut“, schrieb Moderatorin Sarah Kuttner. Ihr Kollege Jan Böhmermann sah es anders: „Okaaaay, uuuund: Umgeschaltet. Aber es ist nicht Tils Schuld. #tatort“. Comedian Matze Knop sah den jüngsten Fall natürlich mit Humor: „Der 1. #Tatort mit @TilSchweiger. Mit viel Spannung, Action, Aggression und Gewalt. Wie ne Familienfeier mit der Schwiegermutter:-) #ARD“.
Prime-Time-Rest guckt in die Röhre
Durch das große „Tatort“-Publikum blieb der Prime-Time-Konkurrenz nur das Nachsehen. So sahen Rosamunde Pilchers „Sonntagskinder“ im ZDF nur 5,50 Millionen Zuschauer (14,7 Prozent Marktanteil) und mit „Navy CIS“ auf Sat.1 (3,85 Millionen/10,3 Prozent) folgte im Quotenranking erst auf Platz zwölf die nächste Sendung, die am Sonntag um 20.15 Uhr startete.
Die RTL-Komödie „Evan Allmächtig“ erreichte 2,16 Millionen (5,9 Prozent) und die ProSieben-Liebeskomödie „Freundschaft plus“ 2,08 Millionen (6,0 Prozent).
In der Jahresgesamtwertung steht das ZDF mit 13,5 Prozent auf Platz eins. Es folgt die ARD mit 12,4 Prozent. RTL erreicht als stärkster Privatsender 12,1 Prozent. Sat.1 folgt dahinter mit 8,1 Prozent vor Vox mit 5,8 Prozent. ProSieben bringt es auf 5,3 Prozent. RTL II kommt auf 4,0 Prozent, Kabel eins auf 3,9 Prozent und Super RTL auf 2,0 Prozent.