Nach dem friedlich verlaufenen Schanzenfest ist es in der Nacht zum Sonntag zu den befürchteten Ausschreitungen gekommen. Nachdem Randalierer mehrere Feuer gelegt hatten und den Eingang einer Sparkassenfiliale attackierten, marschierte die Polizei auf. Nach offiziellen Angaben wurden 30 Randalierer vorläufig festgenommen. Fünf Polizisten wurde leicht verletzt.
Hamburg. Nach dem friedlich zu Ende gegangenen Schanzenfest in Hamburg ist es in der Nacht zum Sonntag im Schanzenviertel zu den befürchteten Krawallen gekommen. Unbekannte hätten versucht, in eine Filiale der Hamburger Sparkasse unweit des linksalternativen Zentrums „Rote Flora“ einzudringen, teilte die Polizei mit. Außerdem seien mehrere Feuer gelegt worden. Die Polizei sei daraufhin mit Wasserwerfern gegen die Randalierer vorgegangen. Insgesamt befanden sich zu dieser Zeit noch mehrere tausend Menschen auf der Straße. Nach offiziellen Angaben (Stand: Sonntag, 4 Uhr) wurden 30 Randalierer vorläufig festgenommen. Zehn Personen seien in Gewahrsam genommen und fünf Polizisten leicht verletzt worden. Wie viele verletzte Randalierer und Unbeteiligte es gegeben hat, war zunächst unklar. Die Polizei schätzt die Gesamtzahl der Störer auf 500. Insgesamt seien die Ausschreitungen in diesem Jahr glimpflich abgelaufen, sagte eine Sprecherin am Sonntagmorgen, betonte aber zugleich, dass dies nur eine vorläufige Bilanz sei.
+++ REPORTAGE AUS DEM SCHANZENVIERTEL +++
Gegen 22.30 Uhr hatten Jugendliche vor der Rote Flora Böller geworfen und mehrere Müllsäcke auf der Straße angezündet. Passanten löschten die Feuer jedoch rasch wieder.Wenig später versammelten sich mehrere schwarz gekleidete junge Leute mit Sprechchören erneut um ein Feuer aus Müllhaufen und Pappkartons. Gegen Mitternacht verschärfte sich die Lage. Die Polizei ging daraufhin mit 2.130 Einsatzkräften und mehreren Wasserwerfern gegen die Randalierer vor. Rund 20 Vermummte zerstörten mit Eisenstangen den Eingangsbereich der Sparkassenfiliale. Nachdem auch ein Feuer aus Mülltonnen, Absperrgittern, Holzpaletten und Bierbänken vor der Roten Flora meterhohe Flammen geschlagen habe, sei die Polizei vorgerückt, sagte eine Sprecherin. Die Polizei setzte drei Wasserwerfer ein, löschte das Feuer und trieb die Menge auseinander.
Kurz nach Mitternacht - die Polizei war im Gebiet um die Rote Flora präsent - beruhigte sich die Lage zunächst. Ein Polizeisprecher sprach zu diesem Zeitpunkt von einem "Aufflackern von Krawallen" und einem "angemessenen Einsatz" der Polizei. Bereits ab 23.00 Uhr hatte die Polizei ein „Gefahrengebiet“ rund um das Schanzenviertel eingerichtet. In diesem Bereich konnten die Beamten bis Sonntagmorgen 5.00 Uhr verdachtsunabhängig Platzverweise erteilen, Aufenthaltsverbote aussprechen oder Personen in Gewahrsam nehmen.
Den Sonnabend über hatten Anwohner und Besucher im Hamburger Schanzenviertel ein friedliches Fest gefeiert. Zum Schanzenfest mit Musik und Flohmarkt seien mehr als 10.000 Menschen gekommen, sagte eine Polizeisprecherin. Bis zum frühen Abend habe es keine Zwischenfälle gegeben. Das Fest im Stadtteil Sternschanze war wie in den Jahren zuvor nicht angemeldet und geht auf die Initiative der Anwohner zurück, wie ein Vertreter der Veranstalter sagte. Das Motto des diesjährigen Festes lautete „Gegen Mietenwahnsinn und Gefahrengebiete“. Das Bezirksamt Mitte duldete die Feier, die gegen 22.00 Uhr endete. Das seit 1988 stattfindende linksalternative Schanzenfest verläuft stets ohne Randale. In der Nacht danach jedoch kommt es alljährlich rund um den bundesweit bekannten Autonomentreff Rote Flora zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Randalierern. Im vergangenen Jahr wurden 42 Personen festgenommen und mehr als zehn Menschen verletzt.
Auch in diesem Jahr haben sich die Einsatzkräfte auf Ausschreitungen eingestellt. Knapp 2.500 Beamte waren im Einsatz sein. Unter den Besuchern des Festes wurden abermals unpolitische jugendliche Randalierer erwartet. Polizeisprecher Mirko Streiber bezifferte diese Gruppe der „gewalterlebnisorientierten“ Jugendlichen im Vorfeld auf bis zu 300 Personen. Zudem rechneten die Sicherheitsbehörden mit 400 bis 500 Anhängern des linken Spektrums. Vorbeugend hatte die Polizei Aufenthaltsverbote für vier einschlägig bekannte Randalierer erteilt, die im vergangenen Jahr Brände gelegt und dafür verurteilt worden waren. Zudem sprachen die Beamten gezielt etwa 60 junge Erwachsene an, die der Polizei als gewaltbereit bekannt sind. Auch wurde von Sonnabend 23.00 Uhr bis Sonntag 05.00 Uhr ein sogenanntes Gefahrengebiet rund um das Schanzenviertel eingerichtet. In diesem Bereich durften die Beamten verdachtsunabhängig Platzverweise erteilen, Aufenthaltsverbote aussprechen oder Personen in Gewahrsam nehmen Der Polizeieinsatz rund um das Schanzenfest kostet nach Schätzungen der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) rund 750.000 Euro.
Auch andere Stadtfeste finden in Hamburg statt:
An diesem Wochenende wird auch in anderen Stadtteilen Hamburgs gefeiert. Kurz bevor es mit der Stadtteilfest-Saison definitiv vorbei ist, luden drei Veranstaltungen noch mal zum Schlemmen, Flanieren und Kaufen ein.
Grindelfest: Am Sonnabend um 12 Uhr ging es los. Vor den Kammerspielen in der Hartungstraße wurde auf einer Bühne ein Live-Programm geboten und für Kinder gab es Kinderschminken und eine Hüpfburg. Zudem boten verschiedene Restaurant Speisen an. Am Sonntag geht es mit einem Flohmarkt in der Schlüterstraße weiter. In unmittelbarer Nähe am Hallerplatz findet das Kinderfest der SPD statt. Hier gibt es ab 12 Uhr neben einer weiteren Hüpfburg auch Ponyreiten, einen Spielparcours und das Fotoshooting "Hamburg's next Bürgermeister".
Dat Uhlenfest: Auch auf der Uhlenhorst wird gefeiert.Der Hofweg und die Papenhuder Straße verwandelt sich dafür am Wochenende in einer "Kunst-, Kultur-, Gourmet- und Unterhaltungsmeile". Außerdem gibt es einen Flohmarkt. Von 10 bis 18 Uhr darf an den Ständen zwischen Averhoffstraße und Kanalstraße nach Altem gestöbert werden.
Fest der Nationen in Bergedorf: Hier wird schon seit Donnerstag gefeiert. Mehr als 30 Musik- und Folkloregruppen aus 13 Nationen sind zu Gast im Bezirk. Es sind mehrere Veranstaltungen an verschiedenen Orten geplant. Mehr dazu unter: www.festdernationen.com. (Mit Material von dpa/dapd/coe/jeb)