Das gab es noch nie: Holstein Kiel, der St. Pauli und der HSV belegen in der Zweiten Liga nach der Hinrunde die ersten drei Plätze.

Man trennt sich – teils unfreiwillig – von 16 Spielern im Sommer, darunter Fabian Reese (Hertha BSC) und Kapitän Hauke Wahl (jetzt FC St. Pauli), gibt für 14 Neue geschätzt nur eine Million Euro Ablöse aus, darunter sieben U-21-Talente. Und fertig ist der Aufstiegskandidat Holstein Kiel, der nach der Hinrunde die 2. Fußball-Bundesliga mit 35 Punkten anführt vor dem FC St. Pauli (33, nur 1:1 gegen Wehen Wiesbaden) und dem Dritten HSV (31, 2:0 in Nürnberg). Drei Nordclubs nach der Hälfte der Saison ganz vorne – ein Novum in der Zweiten Liga.

Apropos Zahlen: Rein statistisch gesehen haben die Störche seit Einführung der eingleisigen Zweiten Liga 1981 eine Chance von 70 Prozent, als Herbstmeister aufzusteigen und erster Bundesligaclub aus Schleswig-Holstein zu werden. Bei den Namen Lewis Holtby und Fiete Arp reiben sich viele HSV-Fans verwundert die Augen. Fußball kann verrückt sein.

FC St. Pauli verschenkte zwei Punkte gegen Wehen

Für den FC St. Pauli und den HSV endet das Fußballjahr mit gemischten Gefühlen. Die Millerntor-Elf verwöhnte ihre Fans zwar gegen Wehen Wiesbaden erneut mit schön anzusehendem Tiki-Taka-Fußball, blieb nun schon saisonübergreifend 22 (!) Ligaspiele ungeschlagen, spielte aber zum neunten Mal Remis, weshalb das Hürzeler-Team eine deutlich bessere Ausgangslage verspielt hat. Dennoch spielt St. Pauli derzeit den besten Fußball der Liga.

Und der HSV? Ob der Begriff Fußball-Hoch hier gerechtfertigt ist bei den eigenen hohen Ansprüchen, kann jeder selbst für sich selbst beantworten. Der Erstligaaufstieg ist fraglicher denn je. Andererseits brachte der Herbstmeistertitel den Hamburgern sowieso nicht viel, 2018 und 2020 verspielte das Team noch den Aufstieg – genau wie der FC St. Pauli 2021. Holstein Kiel ist also gewarnt vor zu viel Euphorie.