Karl Lauterbachs neues Gesetz hilft Kranken und Apotheken nicht. Warum Lieferengpässe bei Medikamenten ein deutsches Problem sind.

„Flüssiges Gold“ – so nannten es sarkastisch die Eltern, die im vergangenen Winter auf der Suche nach Fiebersäften für ihre Kinder waren. Die extrem hohe Welle an Grippekranken und Patienten mit Viren aller Art legte Lieferengpässe offen. Ihre Gründe lagen nicht etwa nur in der „Infektions-Konjunktur“, sondern tiefer, in den Strukturen unserer Versorgung mit gewöhnlichsten Medikamenten.

Doch anders als das Edelmetall, für das bei hoher Nachfrage der Preis steigen kann, waren Fiebermittel und Antibiotika für Kinder lange überhaupt nicht verfügbar. Das lag auch am Preis – nur anders. Denn über Jahre rabattierten sich Hersteller, Krankenkassen, Großhandel und Apotheken in Grund und Boden. Es gibt Abschläge, Ausnahmeregeln und Zuschläge, dass einem schwindelig wird.

Wichtige Medikamente: Hersteller in Indien und China

Bei den Produzenten, die vor allem in Indien und in China sitzen, kam an: Nach Deutschland können wir zuletzt liefern, denn die Preise dort versprechen kaum Gewinn. Dass durch neue Corona-Wellen Werke dort schließen mussten, kam verschärfend hinzu.

Sicher, es ist eine Folge der Globalisierung, dass wir in Deutschland die Produktion bestimmter Arzneimittel aufgegeben haben. Das schnell (wieder) auf-zubauen hilft für die nächste Erkältungssaison nicht. Das neue Lieferengpass-Gesetz der Bundesregierung ist leider nicht geeignet, große Vorräte anzulegen oder die Position gegenüber den Medikamentenherstellern zu verbessern.

Kinder für Lauterbach nicht so wichtig wie Krankenkassen?

Es wäre wünschenswert, wenn die Alarmisten um den nicht weniger alarmistischen Gesundheitsminister Karl Lauterbach gemeinsam mit Ärzten und Apothekern beraten, wo Lösungen liegen. Als die Krankenkassen ihm mit ihren Finanz­nöten in den Ohren lagen, ging es doch auch zack, zack. Sollte das bei krankheitsbedingtem Kinderweinen anders sein?