Hamburg. Sommerferien starten bald in Hamburg: Was Eltern bei Reiseapotheke, Sonnen- und Insektenschutz sowie Impfungen beachten sollten.
- Nasentropfen gehören ins Handgepäck
- Welche Impfungen Sinn machen und welche nicht
- Mückenstiche immer schlimmer – was Eltern bedenken sollten
Die Sommerferien stehen in Hamburg vor der Tür. Viele Familien starten bald in den Urlaub – doch beim Reisen mit Kindern gibt es viel zu bedenken. Welche Impfungen sind nötig und möglich? Was gehört in die Reiseapotheke? Wie schützen wir den Nachwuchs bestmöglich vor der Sonne, und was hilft gegen Insektenstiche? Antworten auf diese und andere Fragen haben die beiden „KinderDocs“ Claudia Haupt und Charlotte Schulz vom Berufsverband der Kinder und Jugendärzte Hamburg.
„In einer Reiseapotheke brauchen wir auf jeden Fall etwas, womit man Schmerzen und Fieber bekämpfen kann“, sagt Kinderärztin Claudia Haupt. Das könnten Zäpfchen sein, Saft, Schmerztabletten oder andere Tabletten – je nach Alter des Kindes. Ihr erster Tipp: „Bei Zäpfchen müsste man bei sehr warmen Reisezielen daran denken, dass die unter Umständen dann nicht gut transportiert oder sehr weich werden können.“
Urlaub mit Kind: Nasentropfen gehören ins Handgepäck
Mitnehmen sollte man zudem etwas, mit dem man Wunden desinfizieren kann, Pflaster natürlich, ein bisschen Verbandsmaterial und eine Pinzette, um Splitter entfernen zu können. Ebenso Nasentropfen. Die gehören unter Umständen gleich ins Handgepäck, weil sie während der Flugreise gute Dienste leisten können, so Tipp Nummer zwei.
„Dabei haben sollte man auch Elektrolyt-Lösungen für den Fall eines Magen-Darm-Infekts sowie Traubenzucker“, sagt Kinderärztin Charlotte Schulz. Sowie lindernde Gele für Insektenstiche. Eltern von Kindern mit chronischen Erkrankungen sollten daran denken, dass bestimmte Medikamente im Urlaubsland vielleicht nicht erhältlich sind.
Tipp: Für manche Medikamente ist eine Einfuhrgenehmigung erforderlich
Das gilt auch für Notfallsets, etwa im Fall von schweren Lebensmittel-, Wespen- oder Bienenallergien. Achtung, Tipp Nummer drei: Für einige Medikamente benötigt man bei manchen Reisezielen eine Einfuhrgenehmigung. „Hier muss man sich vorher informieren und mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin ein entsprechendes Formular ausfüllen.“
Schon bei der Planung der Reise sollten sich Eltern informieren, welche Impfungen nötig sind. „Die meisten Reiseimpfungen sind ab einem Jahr zugelassen“, sagt Claudia Haupt. Sie und ihre Kollegin freuen sich, wenn sich Eltern rechtzeitig drei oder vier Monate vor der Reise in der Praxis darüber informieren. „Wir erleben häufig, dass die Eltern zwei Wochen vor Reiseantritt kommen – aber ausreichend Impfungen in den notwendigen Zeitabständen sind dann oft gar nicht mehr möglich.“
Urlaub mit Kind: Welche Impfungen Sinn machen – und welche nicht
Eine ganze Reihe von Impfstoffen ist erst für Kinder ab einem Jahr zugelassen. „Es macht keinen Sinn, dass alle geschützt sind, aber das Baby völlig ungeschützt losfährt“, so Haupt. Die entsprechenden Reiseziele sollte man mit Säuglingen also womöglich besser meiden. Zum Schutz gegen Malaria gibt es inzwischen gut verträgliche Medikamente, die man auch Kindern geben kann. Die Kosten übernehmen allerdings nicht die Krankenkassen – die Ausgaben für die ganze Familie muss man also in der Budgetplanung mit berücksichtigen, so der vierte Tipp.
Manchmal reicht es, eine Stand-by-Dosis für drei Tagesbehandlungen mitzunehmen, für den Fall dass man hohes Fieber bekommt und nicht innerhalb von 24 Stunden abgeklärt werden kann, ob es sich um Malaria handelt oder nicht. Hilfreich im Schutz gegen Malaria ist auch Kleidung: Vor Sonnenaufgang und in der Dämmerung sollte man wenig freie Haut zeigen und geeignete Insektensprays benutzen. „Man muss bedenken, dass Malaria bei Kindern unter fünf Jahren und bei Schwangeren sehr gefährlich und in sehr seltenen Fällen sogar tödlich sein kann.“ sagt Claudia Haupt.
„KinderDocs“: Insektenstiche lösen immer häufiger starke Reaktion aus
Guter Schutz gegen Insektenstiche ist bei den meisten Urlaubszielen generell wichtig. „Wir beobachten, dass Mücken- und Insektenstiche mittlerweile immer häufiger stärkere Lokalreaktionen auslösen“, sagt Charlotte Schulz. Teils schwellen sie stark an oder man hat von einem kleinen Stich viele Tage oder sogar Wochen etwas – hypererg nennt man diese Reaktion.
Eltern befürchteten häufig, dass diesen stark schwellenden Mückenstichen eine allergische Schockreaktion folgen könnte, sagt Claudia Haupt. „Da kann man erst mal beruhigen, das ist ja in aller Regel überhaupt nicht der Fall.“
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Durch die Schwellung könne aber der venöse Abfluss und die Lymphe gestaut werden, dadurch haben es über den Stich eingebrachte Bakterien leichter, sich im Gewebe auszubreiten. „Es kann zu lokalen Infektionen kommen, die dann sehr selten den Weg über besagtes Lymphgefäßsystem nehmen und im Extremfall zu einer Blutvergiftung führen.“
Insektenstiche – wann man zum Kinderarzt gehen sollte
Sehr viel häufiger sind aber übermäßig angeschwollene, aber eigentlich harmlose Insektenstiche, die stark jucken. Ist das Augenlid betroffen, dann schwillt das ganze Auge zu. „Die Kinder können gar nicht richtig gucken, wenn sie morgens wach werden. Das ist nervig, aber überhaupt nicht gefährlich“, sagt Charlotte Schulz. Ihr Tipp: Kühlen hilft und wenn Kinder nach dem Schlafen zwei, drei Stunden aufrecht sind, dann nimmt die Schwellung in der Regel ab.
Aber es gibt auch Warnsignale: „Wenn es nicht abschwillt, sondern auch noch rot und heiß wird und schmerzt, dann sollte man zum Kinderarzt gehen“, rät Schulz. Auch bei Bienen- und Wespenstichen hilft: schnelles Kühlen, Kühlen, Kühlen und hochlagern, lautet Tipp Nummer sieben.
Urlaub mit Kind: Erst Sonnen- und dann Insektenschutz auftragen
Der beste Insektenschutz ist Kleidung – nach Möglichkeit hell und dicht gewebte Baumwolle zum Beispiel und langärmelig, besonders in der Dämmerung zu empfehlen. Als Insektenschutz gibt es für Kinder ab sechs Monaten den Wirkstoff Icaridin, für Kinder ab drei Jahren das auch tropentaugliche Deet. „Das brauchen wir nicht, wenn wir an die Mecklenburger Seenplatte fahren. Am besten lässt man sich in der Apotheke beraten, welches Mittel für welches Reiseziel zu empfehlen ist.“ Und ganz wichtig, Tipp Nummer acht: Erst den Sonnen- und dann den Insektenschutz auftragen. Beim Sonnenschutz gilt im Übrigen: Viel hilft viel.
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„Wichtig ist eine Kopfbedeckung“, sagt Charlotte Schulz. Zwischen 12 und 15 Uhr ist man gut beraten, die Sonne ganz zu meiden. Kindern kann man das gut mit der Schattenregel erklären: Wenn dein Schatten kleiner ist als du selbst, gehe lieber rein.“
Wann Kinder mit Sonnenschutz eingecremt werden sollten
Die Sonnencreme sollte aufgetragen werden eine halbe Stunde, bevor man in die Sonne geht. „Es ist also nicht ratsam, erst einmal eine halbe Stunde am Pool herumzupusseln, bevor man Sonnencreme nutzt. Ein Klassiker ist auch: Die Kinder werden am Strand eingecremt und gehen dann als Erstes ins Wasser. „Da kann man wieder von vorne anfangen.“
Nicht selten sträuben sich Kinder gegen das Eincremen. „Da müssen sich Eltern aus Fürsorge aber durchsetzen“, sagt Claudia Haupt. Ein hoher Lichtschutzfaktor sei wichtig, „am besten 50, mindestens aber 30.“ Und nach jedem Bad nachcremen.
Urlaub mit Kind: Was hilft bei Sonnenbrand?
Kinder unter einem Jahr können Sonnenschutz mit chemischen Filter noch nicht gut vertragen, ihre Haut ist noch zu empfindlich. Für sie sollten Eltern Präparate mit physikalischem Sonnenschutz verwenden. Da sind Mikropigmente drin, also winzig kleine mineralische Partikel, die die Creme zu einer Art strahlenundurchlässige Schicht machen. „Generell gibt es sehr gute Bio-Sonnencremes für Kinder, die bekommt man in Apotheken und in jedem Drogeriemarkt – wobei man sagen muss: Die teuersten sind nicht unbedingt die besten“, sagt Claudia Haupt.
Was tun bei Sonnenbrand? „Man kann die betroffenen Stellen mit feuchten Umschlägen kühlen und eine wasserreiche Lotion auftragen, die man zuvor in den Kühlschrank stellt – es muss gar keine teure After-Sun-Lotion sein“, nennt Charlotte Schulz Tipp Nummer zehn.
Die Kinder müssen zudem viel trinken, denn ein Sonnenbrand führt zu Flüssigkeitsverlust. „Bei Bedarf kann man auch Schmerzmittel geben.“ Ist die Haut nicht nur gerötet, sondern wirft sogar Blasen, sollte man einen Arzt aufsuchen.