Heißt es -jährig“ oder „-jährlich“? Auch grammatische Banalitäten sollten richtig sein, sie sind es aber meistens nicht.

Gadgets sind im Englischen kleine, raffinierte technische Gegenstände aus verschiedenen Bereichen, die man spontan kauft, bevor sie in einer Ecke oder Schublade ein unbeachtetes Dasein fristen. Beim Suchen oder Aufräumen stoßen wir auf sie und schütteln mit dem Kopf.

Es könnte sich um Stirnlampen, programmierbare Fernbedienungen oder um einen Schnittlauch-Röllchenschneider handeln, bei dem nach Gebrauch mehr Röllchen eingeklemmt zwischen den Messern zu finden sind als im Salat. Trotzdem baumeln Schilder mit der Aufschrift „Gadgets“ in den Kaufhäusern von der Decke oder bilden eigene Ordner beim Versandhandel.

Obwohl ich Anglizismen nicht bilden, sondern verhindern soll, wage ich es heute einmal, das Thema dieser Kolumne als „Sprach-Gadgets“ zu bezeichnen. Es geht um Kleinigkeiten, Bagatellen oder Banalitäten der Grammatik und Stilistik, die im Alltag so häufig falsch gemacht werden, dass das Falsche schon als richtig empfunden wird. Zeigen wir derartiger Sprachschluderei die Gelbe Karte!

25-jährige Jubiläen feiert wohl niemand

Die Bestandteile „-jährig“ und „-jährlich“ einer adjektivischen Zusammen­bildung klingen so ähnlich, dass sie in der Umgangssprache munter gemischt werden. Dabei bezeichnet „-jährig“ eine ununterbrochene Zeitdauer, während Zusammensetzungen mit „-jährlich“ eine Zeitspanne angeben, nach deren Ablauf sich etwas wiederholt.

Der Dreißigjährige Krieg dauerte im Schulbuch ohne Unterbrechung von 1618 bis 1648, während die jährliche Pachtzahlung zu Johanni ein Ereignis ist, das jedes Jahr am 24. Juni erneut eintritt. In diesem Sinne bedeutet der Ausdruck halbjährige Kündigung, dass die Kündigungsfrist ein halbes Jahr dauert, dagegen besagt halbjährliche Kündigung, dass sich die Möglichkeit der Kündigung jedes halbe Jahr wiederholt.

Wenn eine Firma 25 Jahre alt wird, wird in Anzeigen und Karten oft zum „25-jährigen Jubiläum“ eingeladen. Das ist falsch und würde bedeuten, dass seit 25 Jahren ununterbrochen Jubiläum gefeiert wird. Auch die Formulierung „25. Jubiläum“ ist nicht anzuraten, denn 25 „jährliche“ Jubiläen stumpfen ab und deuten auf die misslungene Werbung eines Hinterhof-Betriebs hin.

Drei und drei ist sechs – oder sind?

Es hilft nichts, wir müssen zum Ausdruck „Bestehen“ greifen, denn das Bestehen war lückenlos. Laden Sie also besser zur Jubiläumsfeier anlässlich des 25-jährigen Bestehens ein. Vorsicht auch bei dem Satz „Der 63-jährige Oberstudienrat geht in Pension“. Es ist nicht anzunehmen, dass der Lehrer 63 Jahre lang Oberstudienrat gewesen ist. Es muss also heißen: „Der 63 Jahre alte Oberstudienrat wird pensioniert.“

Was ist richtig, drei und drei „sind“ sechs oder drei und drei „ist“ sechs? Sechs Einheiten sind Plural, werden viele sagen, also muss es „sind“ heißen. Nein, „ist“ wäre richtig! Die Antwort zeigt eine Verkürzung aus „[Das Ergebnis von] drei und drei ist (!) sechs“.

Nächster Stolperstein: Heißt es, seit ich vier „war“, spiele ich Klavier, oder seit ich vier „bin“, spiele ich Klavier? Wir bezeichnen ein Ereignis in der Vergangenheit, also „war“!? Wieder falsch! Richtig ist, seit ich vier „bin“. Die Konjunktion (das Bindewort) „seit“ kann zum Ausdruck der Vorzeitigkeit und der Gleichzeitigkeit verwendet werden.

Entscheidend ist dabei, ob der im Temporalsatz angesprochene Zustand anhält oder abgeschlossen ist. Ist das genannte Ereignis oder der genannte Zeitpunkt mittlerweile vorüber, wird entweder das Präteritum oder das Perfekt gewählt. Hält der Zustand jedoch weiterhin an, wird das Präsens verwendet (Duden, Band 9): Seit Lisa Studentin „ist“, steht sie jeden Tag um sieben auf (= Lisa ist immer noch Studentin). Seit Lisa Studentin „war“, steht sie jeden Tag um sieben auf (= Lisa ist nicht mehr Studentin).

„Seit“ ist entweder eine Präposition (Verhältniswort) oder eine Konjunktion, „seid“ hingegen eine Flexionsform des Hilfsverbs „sein“ („ihr seid“). Ähnlich aufpassen müssen wir bei „wart“ oder „ward“. Die 2. Person Plural von „sein“ endet im Indikativ Präteritum auf „t“ („ihr wart“). Mit „d“ dagegen endet die ältere Form der 1. und 3. Person Singular Indikativ Präteritum von „werden“: „Es werde Licht, und es ward (wurde) Licht.“

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