Können die Gehälter steigen, wenn die Krankenhäuser unter Druck sind? Worauf die Mediziner in den Tarifverhandlungen achten sollten.

Der Warnstreik der Ärztinnen und Ärzte an den Krankenhäusern hat sicherlich seine Berechtigung. Auch sie müssen darauf hinweisen, dass bei all den Corona-Paketen und Sonderzahlungen für besonders Belastete in der Pandemie ihr Beitrag nicht immer richtig gewürdigt wurde. Ihre Zurückhaltung bei den vergangenen Tarifrunden und eine spürbare Solidarität mit den Pflegekräften sind ein positives Zeichen für einen „Spirit“ im Gesundheitswesen, der trotz aller Widrigkeiten noch vorhanden ist.

Jedoch sollten sie sich bewusst machen, dass sie mit ihren bisherigen Gehältern die enorme Inflation bereits besser abfedern können als andere. Ihre Kolleginnen und Kollegen in den Praxen mit erheblichen neuen Belastungen ohne nennenswerte Honoraranhebungen seien nur mal als Vergleichsmaßstab genannt. Ein Inflationsausgleich erscheint als sinnvolle Lösung im Tarifstreit mit den Arbeitgebern wie UKE oder Asklepios. Ob da noch etwas an Tarifsteigerung draufkommt, müssen die Verhandler unter sich ausmachen.

Ärzte-Warnstreik: Das sind die Gehälter im Krankenhaus

Es besteht jedoch die Hoffnung, dass die Inflation schneller als erwartet wieder sinkt. Eine steuerfreie Einmalzahlung oder ein „atmendes“ Tarifkonstrukt mit einer Bindung zum Beispiel an einen Lebenshaltungsindex wäre also kein Teufelszeug. In einer Krankenhaus-Landschaft, die wegen der angekündigten Reform so verunsichert ist wie nie, wäre ein smarter, schneller Tarifabschluss hilfreich.

Für die Ärzte sollte es außer einer maßvollen Gehaltserhöhung darum gehen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Ob sich das in einem Tarifvertrag abbilden lässt, muss sich zeigen. Dieses Ziel sollte man aber konsequenter verfolgen, als um Zehntelprozentpunkte beim Gehalt zu feilschen.