Hamburg. Die Hamburger müssen vor dem Duell gegen den FC St. Pauli aufpassen, dass sich die Angst nicht wieder breit macht.

Robert Glatzel sagte am Sonnabend bei Sky einen Halbsatz, bei dem jeder Sportpsychologe sofort die Antennen aufstellen müsste. Im „wichtigsten Spiel der Saison“ gehe es für den HSV nun darum zu gewinnen, sagte Glatzel. Und ergänzte: „Oder zumindest nicht zu verlieren.“ Gemeint war natürlich das Hamburger Stadtderby am Freitag gegen den FC St. Pauli.

Der HSV hat die große Chance, mit einem Heimsieg die enttäuschende 0:2-Nieder­lage beim 1. FC Kaiserslautern vergessen zu machen. Er könnte dem ungeliebten Stadtrivalen alle Aufstiegsträume entreißen, die Fans glücklich machen und einen großen Schritt Richtung Aufstieg gehen. Was für eine Möglichkeit! Und HSV-Stürmer Glatzel? Der will das Spiel nach Möglichkeit nicht verlieren.

HSV: Ist die Angst vor dem erneuten Scheitern größer?

Psychologisch sagt so ein Satz viel aus über die Angst, die sich in den Köpfen der HSV-Profis breitzumachen scheint. Sechs Spieltage vor Schluss hat der Club extrem viel zu gewinnen, aber eben auch genauso viel zu verlieren. Und aktuell scheint es im Volkspark mal wieder so zu sein, dass die Angst vor dem erneuten Scheitern größer ist als der Wille, das Ziel mit aller Macht zu erreichen.

Trainer Tim Walter versucht seit Wochen zwar genau diese Überzeugung auszustrahlen, verwechselt diese aber mit Überheblichkeit, wenn er immer wieder betont, dass der HSV sowieso aufsteigen werde. Walter sollte zusehen, dass er seine Mannschaft wieder so einstellt, dass sie das Gefühl vermittelt, alles für dieses Ziel zu tun. Das war am Sonnabend auf dem Betzenberg gegen ein kampfstarkes Kai­serslautern nicht der Fall.

Der HSV muss jetzt wieder den richtigen Ton treffen. Noch wichtiger aber wäre es in den kommenden Wochen, auch wieder regelmäßig das Tor zu treffen.