Das Wohnungsneubauziel der Koalition von 400.000 Einheiten pro Jahr scheint weit weg. Auch die Ampel selbst ist dafür verantwortlich.

Mit seinem Buch „The Perfect Storm“ über den Untergang des Schiffes „Andrea Gail“ hat der US-Autor Sebastian Junger ein Begriffspaar geprägt, das in viele Sprachen eingegangen ist. Wenn mehrere Dinge ungünstig zusammentreffen, dann kann daraus eine Katastrophe erwachsen.

Drei komplexe Wettersysteme brachten die „Andrea Gail“ zum Kentern. Ein anderer perfekter Sturm könnte die Hoffnungen der Ampel auf Wiederwahl versenken: Auf dem Immobilienmarkt braut sich einiges zusammen.

Der Chef des größten Wohnungsbaukonzerns Vonovia brachte es auf den Punkt: Neubauten mit vertretbaren Mieten sind in der aktuellen Situation wirtschaftlich nicht mehr möglich. Deshalb hat sich das Unternehmen von Neubauvorhaben verabschiedet. Vonovia ist kein Einzelfall, sondern fast der Normalfall. Was sich im Bau befindet, wird fertiggestellt, der Rest zurückgestellt.

Leitartikel: Auf dem Immobilienmarkt braut sich eine Katastrophe zusammen

Das Statistische Bundesamt vermeldete gerade einen Rückgang der Baugenehmigungen im Januar um mehr als einem Viertel. Dabei wurde schon in der Vergangenheit zu wenig gebaut. Das Wohnungsbauziel der Ampel von jährlich 400.000 neuen Einheiten klingt eher nach Phantasialand statt nach ordentlichem Regieren.

Natürlich gibt es viele Entwicklungen in diesem „perfekten Sturm“, für die die Politik nichts kann. Die Zinsen, die die Europäische Zentralbank erst zu spät und inzwischen zu starrsinnig erhöht, treffen alle Investoren vom privaten Häuslebauer bis zum Großkonzern.

Jeder kleine Viertelprozentpunkt verändert die Kalkulation nachhaltig. Hinzu kommen die rasanten Steigerungen bei Roh- und Baustoffen – auch wenn sich der Anstieg nun verlangsamen mag, werden die Kosten auf sehr hohem Niveau bleiben.

Enteignungen schaffen keine neuen Wohnungen

Zugleich hat die Politik zum Stillstand am Bau beigetragen. Jetzt rächt sich, dass manche Vermieter den Hals nicht voll bekommen haben und zu viel renditehungriges Kapital in die Immobilienmärkte geflossen ist. Als Reaktion darauf ist es schick geworden, mit Konzepten aus der Mottenkiste des Sozialismus die schwierige Situation auf dem Wohnungsmarkt lösen zu wollen.

In Berlin, ausgerechnet dort, wo Plattenbauten die Stadt verschandeln und Denkmäler für ein gescheitertes System sind, sprach sich die Mehrheit der Wähler für Enteignungsfantasien aus – maßgeblich unterstützt von Linken, Grünen und den Jusos. In Hamburg geht eine ähnliche Initiative bald in die zweite Runde.

Wie allerdings Enteignungen gegen Milliardenentschädigungen auch nur eine Wohnung zusätzlich schaffen sollen, verraten die Populisten leider nicht. Es hilft denen, die eine Wohnung haben, aber
sicher nicht denen, die eine suchen.

Leitartikel: Die Politik hat die Immobilienbranche nachhaltig verstimmt

Wie getrieben die Politik auf wohlklingende, aber weltfremde Forderungen reagiert, hat sie auch in Hamburg bewiesen: Die Zugeständnisse an die Initiativen „Keine Profite mit Boden und Miete“ gefällt Mietern, aber behindert den Neubau.

Sie haben die Immobilienbranche nachhaltig wie nachvollziehbar verstimmt – eben nicht nur renditehungrige Heuschrecken, sondern auch Genossenschaften und seriöse Entwickler. Politik und Wirtschaft, die Partner, die das Hamburger Bündnis für das Wohnen zum Erfolg geführt haben, entfremden sich.

Zudem konfrontiert die Politik die Branche mit weiteren Forderungen. Immer neue Auflagen wie die EU-Pläne zur Gebäudesanierung oder Klimaschutzauflagen verteuern das Bauen. Das Angebot stagniert, die Nachfrage wächst: Während immer weniger gebaut wird, wandern immer­ mehr Menschen in die Bundes­republik ein. Auf dem Wohnungsmarkt braut sich der perfekte Sturm zusammen.