Hamburg. Eine Wohnung zu finden ist stressig? Dann haben Sie noch keine Ahnung, was Sie am Auszugstag erwartet.

In Hamburg ziehen jedes Jahr rund 250.000 Menschen um. So die aktuelle Angabe der Senatskanzlei. Erstaunlich, wenn man doch bedenkt, dass es eigentlich unmöglich ist, hier eine Wohnung zu finden. Laut einer Studie der Deutschen Post bleiben die allermeisten Menschen, rund 87 Prozent, bei einem Wohnungswechsel innerhalb ihres Bundeslandes. Ich bin in meinem Leben bislang siebenmal umgezogen, fünfmal innerhalb Hamburgs, doch der schönste Umzug war natürlich der von Berlin zurück an die Elbe.

Umziehen in eine andere Stadt? Purer Stress!

Es war auch der erste Umzug, den ich von einem Unternehmen habe machen lassen. Bei den vorherigen Wohnungen standen Besitz und Belastbarkeit der Rücken im Freundeskreis noch in einem annehmbaren Verhältnis, sodass als Aufwandsentschädigung eine Kiste Bier und ein paar Jumbo-Pizzen ausreichend waren. Heute lassen wir schleppen (bei rund 60 Kisten allein mit Büchern, Platten und CDs hört die Freundschaft auf), und trotzdem ist so ein Umzug nicht weniger anstrengend. Für mehr als die Hälfte der Befragten ist das Umziehen laut besagter Poststudie: purer Stress.

Vor meinem oben erwähnten Umzug ahnte ich jedoch noch nichts Böses. Und bin nach der Einweisung der angeheuerten Helfer erst mal mit einem Freund Kaffee trinken gegangen. Im Café sitzen, während Sofa, Kisten und Küchenschrank aus dem vierten Stock in den Lastwagen wandern, welch unbezahlbarer Luxus.

Am Tag des Umzugs ging alles schief

Als ich zum Ort des Geschehens zurückkam, sah ich jedoch gerade noch die Waschmaschine im Transporter verschwinden. Die ich eigentlich mit einem Post-it markiert hatte. So wie alle Gegenstände, die an den Nachmieter verkauft waren und bleiben sollten. Meine, wie ich angenommen hatte, unmissverständliche Kennzeichnung war trotz anfänglicher Erklärung von der Umzugstruppe komplett missverstanden worden. Während die markierten Möbel eingeladen waren, standen das unmarkierte Sofa, Küchenschrank, Bett, Kommode, Schreibtisch und Stühle noch in der Wohnung.

Neben Waschmaschine und Küchentisch waren fälschlicherweise auch Wohnzimmerregal und Kleiderschrank eingepackt worden, letztere fein säuberlich in ihre Einzelteile zerlegt. Der Aufwand, alles wieder hochzuschleppen und aufzubauen, hat mich etwas mehr gekostet als eine Runde Bier und Pizza. Vor allem an Nerven.

Umzugsunternehmer waren nicht zu erreichen

Das ist aber nichts im Vergleich zu dem Umzug, den ein Freund gerade hinter sich gebracht hat. Dabei war auch bei ihm eigentlich alles perfekt vorbereitet. Wochen vorher hatte er Umzugsfirmen verglichen und Kostenvoranschläge eingeholt und dann sogar eine auf Empfehlung von Bekannten hin ausgewählt. Der Umzugstag kam – und wer kam nicht: die Umzugshelfer. Da saßen mein Freund und seine Frau nun in ihrer Vierzimmerwohnung auf 112 gepackten Kisten. Umzugsstress? Aber hallo.

Zur Entspannung trug auch nicht bei, dass der natürlich auch telefonisch nicht erreichbare Umzugsunternehmer bereits eine Anzahlung von 1000 Euro erhalten hatte. Ja, sagen Sie jetzt nichts, mein Freund ist nun auch schlauer. Allerdings hat das Unternehmen einen tadellosen Ruf, der Chef gilt als absolut seriös. Und aus der Stadt wegziehen kann er mit 1000 Euro schließlich auch nicht.

Umzug: Ohne Unternehmen und stressfrei? Das geht!

Nun galt es aber auch erst mal, das akute Problem zu lösen. Rettende Idee: Ebay- Kleinanzeigen. Dort inserieren zwar auch einige, denen man vielleicht nicht spontan einen Lkw mit seinem gesamten Hab und Gut anvertrauen möchte. Doch eine Stunde später hielt eine gerade zusammengewürfelte Truppe – darunter auch zwei Ukrainer aus einer Flüchtlingsunterkunft – vor dem Haus, deren Mitglieder sich untereinander gar nicht kannten und per Google-Übersetzer verständigen mussten. Und was soll man sagen: Es war der beste Umzug, den mein Freund jemals hatte. Zehn Stunden später war alles in der neuen Wohnung, ohne Probleme oder den kleinsten Kratzer.

Bleibt aber noch die Sorge um den anderen Umzugsunternehmer. Der ist weiterhin verschollen – die Polizei hat sogar seine Wohnung aufgebrochen, weil man befürchtet, es könnte ihm etwas zugestoßen sein. Man kann nur hoffen, dass hier auch alles ein gutes Ende nimmt.