Warum taucht es so kurz vor der Fußball-WM auf? Und was würde eigentlich Olli Kahn („Eier“) dazu sagen?

Als wir kürzlich, offenbar nachdrücklich ermattet von einem langen Tag, gezeichnet von triefender Nase und schweren Augenlidern, noch ein letztes Mal vor dem nahenden Feierabend einen oberflächlichen Blick durch die Tickermeldungen riskierten, die quasi im Sekundentakt in unserem Nachrichtenagentursystem auflaufen, waren wir plötzlich wieder hellwach. Was flimmerte da zwischen den wirklich schweren Augenlidern in Richtung Netzhaut? Es waren zunächst nur drei verschwommene Buchstaben, die sich im Sehzentrum des Gehirns zu einem etwas klareren Bild formten: A-M-H.

Das allein aber reichte noch nicht, um uns aus dem Phlegma des bevorstehenden Feierabends zu reißen. Vielmehr war es die Auflösung dieser augenscheinlichen Abkürzung, die unser Blut auf dem Weg vom oder zum Herzen erstarren ließ: Anti-Müller-Hormon! Und das jetzt, kurz vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft!

Kommt eine biologische Waffe zum Einsatz?

Sollte unsere Nationalmannschaft etwa Opfer einer hinterhältigen Attacke werden? Nicht cybermäßig, wovon man in diesen Tagen ja so viel liest – sondern ganz analog, mit einer biologischen Waffe? Wollten unsere Gruppen- und potenziellen Finalrunden-Gegner sich mit dieser Sub­stanz dopen? Und so den Thomas, unseren nach Trophäen erfolgreichsten deutschen Fußballer aller Zeiten, ausschalten?

Erst als sich unser Blutkreislauf erholt hatte und das Gehirn wieder mit ausreichend Sauerstoff versorgt wurde, waren wir in der Lage, die Meldung nun richtig zu lesen. Das war zugegebenermaßen nicht ganz einfach, handelte es sich dabei doch um einen PR-Text einer US-Medizinproduktefirma, der unmöglich von einem Menschen verfasst worden sein konnte.

Und siehe da: Es ging gar nicht um Fußball. Sondern um ein Selbsttestgerät, das angeblich jetzt ganz besonders zuverlässig Aufschluss darüber gibt, wie viele Eizellen eine geschlechtsreife Frau produziert. Wer jetzt an einen der bekanntesten Sprüche von Oliver Kahn denkt („Eier, wir brauchen Eier“), der sollte auch diesen kennen: „Interviews von mir nach dem Spiel haben nur bedingte Zurechnungsfähigkeit.“