Um 21.37 Uhr klingelt das Callcenter durch. Hier das Gedächtnisprotokoll vom Gespräch mit dem unbekannten h-Moll-Gott.
Lieben Sie Umfragen? Ich auch! Vor allem diese erfrischende Interaktion mit lieben Menschen im Callcenter. Mein letzter Kontakt hatte am Telefon eine so bezaubernde Stimme wie einst Elmar Gunsch. Der h-Moll-Gott habe ihn selig! Ach, war das schön! Hier das Gesprächsprotokoll nach meiner guten Erinnerung:
Hallo, hier blablabla, Telefonumfrage. Hätten Sie kurz sechs Minuten?
Na klar, um 21.37 Uhr weiß ich sowieso nichts mit mir anzufangen.
Wunderbar, nur kurz zur Datenschutzgrundverordnung …
Sie sagten doch sechs Minuten ...?
Ja, nur drei Sätze DSGVO.
STVO? Es geht also um Verkehr?
Keine Umfrage zu Ihrem Verkehr! Sie können jederzeit widersprechen …
Anders, als ich es von zu Hause gewohnt bin. Wir schaffen die Umfrage unter sechs Minuten, wetten? Ich bin Profi ...
Herr R., darf mein Supervisor zur Qualitätskontrolle mithören?
Na klar, auch die CIA, NSA, C&A. Ich habe nix zu verbergen.
Sie haben sich zuletzt bei Ihrer Bank beschwert …
Woher wissen Sie das? Ach, ich Dummerchen. Na klar, Sie wissen alles.
Wie würden Sie die Reaktion der Bank bewerten auf einer Skala von …?
Schnell!
Und so vergingen die Sekunden mit einfachen Fragen, prompten Antworten, denn ich war ja im Film. Es kamen ein, zwei trickreiche neue Fragen, die testen sollten, ob ich auch wirklich die Wahrheit sagte, und verblüffenderweise keine Fragen zu mir selbst. Warum wohl? Die hatten mich ja als Bankkunden ausgesucht und wissen eh alles über mich.
Herr R., wenn Sie jetzt mal insgesamt an die Bearbeitung Ihrer Beschwerde und die Lösung denken – sind Sie sehr zufrieden, eher zufrieden, zufrieden, weniger zufrieden, nicht zufrieden?
Das Problem wurde noch gar nicht gelöst. Aber dass es überhaupt mal bearbeitet wird, damit bin ich sehr zufrieden.
Also „sehr zufrieden“, habe ich notiert. Vielen Dank, auf Wiederhören.
Es war die perfekte Telefonumfrage. Der Interviewer im Callcenter hatte alles im Kasten, ich wurde um meine Meinung gebeten, der Auftraggeber wird „sehr zufrieden“ sein. Ändern wird sich eh nichts. Doch wer hat das schon erwartet? Nach der Sechs-Minuten-Umfrage schaute ich auf die Anrufstatistik: fünf Minuten, acht Sekunden. Gewonnen