Dingsda: Wenn sich Kinder und Kita-Erzieher so gar nicht verstehen. Eine Hörprobe aus dem 5er-Bus.

Das Wort „Dingsda“ ist mit dem sinkenden Einfluss des deutschen Fern­sehens aus dem Vokabular vieler Menschen verschwunden. Dabei ist „Dingsda“ das letzte Bindeglied zwischen dem, was Erwachsene meinen, und dem, was Kinder sagen, eben „Dingsda“. Nehmen wir zum Beispiel das treubürokratische Wort „Betreuungsrandzeiten“. Wenn Eltern die Kinder gaaaanz früh in die Kita bringen oder gaaaanz spät abholen, dann fällt das in dieses Dingsda.

Nun kann man jedoch genau hören, zum Beispiel im menschenverbindenden Bus der Linie 5 zwischen Siemersplatz und dem Rathausmarkt, dass Kinder viel deutlicher sprechen, als ihre Betreuer das verstehen. Man könnte von kognitiven Dissonanzen sprechen, aber das klingt wieder wie Dingsda. Dieses neue Missverstehen mag daran liegen, dass junge Erzieherinnen und Erzieher dank segensreicher Kopfhörertechnik oder anderweitiger Dauerbeschallung bereits einen Ohrenschaden haben, den sonst nur 104-Jährige aufweisen, die das Donnergrollen aus dem Ersten Weltkrieg noch erlebt haben.

Es klang, als hätte John Neumeier seinen Namen getanzt

So sagte für alle ungefähr 97 Busfahrgäste glockenklar verständlich ein Dreijähriger zu seiner Kita-Erzieherin: „Ich habe mal geträumt, ich fahre im Auto mit einem Gespenst.“ Sie verstand: „Du fährst in einem dicken Benz?“ Ein anderes Kind aus der Gruppe sagte: „Ich war schon mal an der Elbphilharmonie.“

Das war ungefähr so ausgesprochen, als hätten die preisgünstigen Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron es in jahrelanger Arbeit in Glas und Stein gemeißelt. Es klang, als hätte John Neumeier seinen Namen getanzt. Eine wahre Sinfonie an Vokalen, Konsonanten, Akzentuierungen und wohligen Kunstpausen.

Die Erzieherin sagte: „An der Ell­filla…, Elbvieh.., Elpi.., ach: Elphi?“ Der Knirps sprach artikuliert, seine Betreuerin kriegte es einfach nicht hin. Wie nuschelte­ schon Herbert Grönemeyer ins Mikro? „Gebt den Kindern das Kommando!“