Hamburg. Röntgen und Computertomografie sind mit Strahlenbelastung verbunden. Was Rückenpatienten wissen müssen.

Im Geburtsland von Wilhelm Conrad Röntgen schaut die Gesundheitspolitik aus guten Gründen genau auf Orthopäden und Radiologen. Die Orthopäden röntgen gerne selber. Das geht oft auch schneller. Und wenn sie es könnten, heißt es, würden sie auch gerne die Magnetresonanztomografie und die Computertomografie in ihre Hände bekommen.

Das ist in Deutschland aber nicht möglich. Im Sinne der Patienten ist das Vorgehen theoretisch so, dass ein Radiologe zum Beispiel bei einer schwerwiegenden Rückenerkrankung eine unabhängige Diagnose stellen sollte. Dadurch wird ausgeschlossen, dass der Patient bei einem Arzt oder einem Krankenhaus landet und möglicherweise schneller operiert wird, weil es nun mal das Geschäftsmodell ist. Der Radiologe profitiert nicht von den Maßnahmen, die der Orthopäde auch aufgrund der Bilder ergreift.

PRT – so hilft das Cortison

In radiologischen Praxen wird ebenfalls „eingegriffen“. Im Wandsbeker Röntgeninstitut kommt die in Patientenkreisen und Foren viel zitierte PRT zum Einsatz, die periradikuläre Therapie. Für viele Rückenpatienten ist die PRT ein Rettungsanker, weil sie ihre Schmerzen sonst nicht aushalten können.

Vereinfacht gesagt, ist die PRT eine Spritze, die meist einen Entzündungshemmer direkt an die Nervenwurzel bringt. Ein Betäubungsmittel (Lokal­anästhetikum) ist ebenfalls im Spiel. So einfach würde es Dr. Arndt Vethacke vermutlich nicht gelten lassen, der mittels dieser Technik bei entsprechender Diagnose die Nadel ansetzt. Er sagt, dass das zumeist eingespritzte Cortison über Wochen liegen bleibt, weil es eine Kristallverbindung ist und so den Schmerz anhaltend lindert.

Früher haben Ärzte diese Spritze nach einer Daumenformel gesetzt: Wo ist der Schmerz, wo der Wirbel? Zwei Daumenbreit weiter, die Nadel im 30-Grad-Winkel platziert – und rein in den Rücken. Das geschieht heute genauer. Mit Computertomografie kann die Lage der Nadel kontrolliert und korrigiert werden. Sieht man immer noch nicht gut genug, kann der Arzt zusätzlich ein Kontrastmittel verabreichen. Die PRT darf nur von extra ausgebildeten Fachleuten gemacht werden.

Das sind die Nebenwirkungen

Hat die PRT auch Nachteile? Nebenwirkungen können kurzzeitige Störungen der Empfindlichkeit sein, mitunter kann sich das Gehen kurz nach der Spritze seltsam anfühlen. Vor dem Cortison müsse man keine Angst haben, sagt Vethacke. Es habe nur einen geringen Abfluss zum Körper. Meistens sei es so: Wenn die Spritze an einem Ort keine Wirkung entfaltet, ist es fraglich, ob dann eine Operation dort weiterhilft.

Wie beim Röntgen wird der Patient bei der Computertomografie mit Strahlen belastet. Die Dosen sind vergleichsweise gering. Allerdings müssen Radiologen darauf achten, dass je nach Alter und Geschlecht diese Untersuchungen nicht allzu oft stattfinden. Das regelt die Röntgenverordnung. Junge Frauen sollten im Beckenbereich nicht zu häufig Röntgenstrahlen ausgesetzt werden. Vom MRT sind keine auffälligen Gefährdungen bekannt.

Kontrastmittel sollte man im Blick behalten, denn sie bergen „allergische Potenzen“, wie die Radiologen sagen. Um Entzündungen zu sehen, sind sie aber auch beim MRT hilfreich. Ärzte und die Deutsche Röntgengesellschaft warnen: Aus Angst vor Kontrastmitteln oder der Computertomografie sollte man auf keinen Fall auf eine Untersuchung verzichten. Wenn eine Erkrankung oder der wahre Grund von Rückenschmerzen nicht entdeckt wird, ist der Nachteil für den Patienten erheblich größer.