Die vorzeitige Vertragsverlängerung von Elbphilharmonie-Chef Christoph Lieben-Seutter ist die richtige Entscheidung.
Generalintendant für ein Konzerthaus zu sein, das es gar nicht gibt – das war eine Herausforderung, die sich Christoph Lieben-Seutter vermutlich so dann doch nicht vorgestellt hatte, als er 2007 in Hamburg antrat, um nicht nur Chef der Laeiszhalle, sondern vor allem auch der Elbphilharmonie zu werden. Zehn lange Jahre mit reichlich Streit, Skandal und Spott sollte es dauern, bis er die Eröffnungsrede halten durfte. Dass Lieben-Seutter nicht nur durchhielt, sondern dabei stets Gelassenheit und Zuversicht ausstrahlte, während er mit seinem Team unter dem Label „Elbphilharmonie Konzerte“ unermüdlich, einfallsreich und klug um neues Publikum warb, war sicher sein erstes und vielleicht sogar sein wichtigstes Verdienst.
Denn das, was darauf folgte, ist eben nur in der Rückschau ein logischer Selbstläufer. Auch wenn man sich das heute, nachdem das Haus längst mit Glanz und Gloria eröffnet ist und noch immer – wie der Intendant selbst ja oft genug betonte – auch „Putzfrauen, die auf Kämmen blasen“ den Saal füllen könnten, kaum mehr vorstellen kann.
Elbphilharmonie als "Konzerthaus für alle"
Christoph Lieben-Seutter hat auf dem Weg dorthin so ziemlich alles richtig gemacht. Er hat einen sehr breiten musikalischen Horizont, Dünkel ist ihm nicht anzumerken. Und er verkörpert damit glaubhaft die Idee des „Konzerthauses für alle“. Der Gedanke der Horizonterweiterung ist dabei entscheidend. Er erlaubt nämlich, einerseits populär zu sein, andererseits zu vermitteln, einem fachfremden Publikum ein ebenso guter Gastgeber zu sein wie dem anspruchsvollen Besucher und den internationalen Künstlern. Nischen zu bedienen, Empfindsamkeiten ernst zu nehmen.
Es ist also nur folgerichtig, seinen Vertrag vorzeitig zu verlängern. Auch um die gute alte Laeiszhalle, deren Intendant Christoph Lieben-Seutter ja nach wie vor ebenfalls ist, künftig wieder stärker in den Fokus zu nehmen.