Eine Empörung von Verena Fischer-Zernin

Neulich in der Elbphilharmonie. Im Kleinen Saal geben Mitglieder eines örtlichen Sinfonieorchesters ein Kammerkonzert. Applaus, Zugabe, noch mal Applaus, alles strömt in Richtung Ausgang, nur an der Tür zur Künstlergarderobe sammeln sich ein paar Getreue. Ob sie hineindürften, fragen sie, aber die Dame mit dem Ringelhemd unterm Frack sagt nur bündig Nein. „Meine Frau hat gespielt“, wagt einer vorzubringen. Keine Chance. Das müsse man vor dem Konzert ankündigen und seinen Namen auf eine Liste setzen lassen, bescheidet ihn die Wärterin und setzt ein Gesicht auf, das einer Justizvollzugsanstalt Ehre machen würde.

Verena Fischer-Zernin
Verena Fischer-Zernin © HA | Klaus Bodig

Schließlich öffnet sich die Tür von innen. Aber kein Künstler kommt heraus, stattdessen zwei Herren, ebenfalls im Ringelhemd, nur ohne Frack, dafür aber mit Walkie-Talkies ausgestattet. Eine Besucherin, die durch die halbgeöffnete Tür schlüpfen will, wird an ihrer Jacke gepackt und zurückgezogen: „Sie – dürfen – da – nicht – rein.“

Es hat Zeiten gegeben, da konnte man in Hamburg den Künstlern eine Aufwartung machen. Und wenn der Andrang, zum Beispiel bei Lang Lang oder Anna Netrebko, mal überhand nahm, regelten das freundliche Mitarbeiter im Gespräch. Sind die alle in der Laeiszhalle geblieben? Oder mischen sich nach Kammerkonzerten im Kleinen Saal der Elbphilharmonie neuerdings Terroristen unter die Gratulanten?