Hamburg. Bürgermeister Peter Tschentscher wählte beim Abendblatt-Geburtstag einen heiklen Vergleich. Was Leser sagten, worüber gelacht wurde.

Es gab viele Gratulanten an diesem Abend. Das schönste Kompliment aber machte Bürgermeister Peter Tschentscher dem Jubilar: „Das Abendblatt ist die Elbphilharmonie in der Medienlandschaft“, sagte der 52-Jährige am Sonntagabend bei der Geburtstagsfeier zu 70 Jahre Hamburger Abendblatt – passenderweise im Konzerthaus in der HafenCity. Ein Traditionsblatt zu haben mit Hamburg im Titel, das sei etwas, auf das die Stadt stolz sein konnte, so Tschentscher.

Politik hingegen war am Abend der Bayern-Wahl nicht gerade das Lieblingsthema des Bürgermeisters. „Lassen Sie uns doch über Musik reden“, witzelte der SPD-Politiker im Gespräch mit Chefredakteur Lars Haider, der den Abend locker moderierte. Nur so viel: Die Bayern-Wahl habe viel mit der Berliner Politik zu tun, und da sei Wahltaktik über gutes Regieren gestellt worden, meinte Tschentscher.

Das ist der Grund, warum es keine Pause gab

Das Konzert der Symphoniker Hamburg unter der Leitung von Srba Dinić war ausverkauft. Simone Kermes brillierte mit ihren Arien, Pianist Sebastian Knauer spielte gemeinsam mit den Symphonikern George Gershwins „Rhapsody in Blue". Das Programm wurde ohne Pause gespielt – aus zwei Gründen, wie Chefredakteur Haider unter dem Gelächter der Zuschauer sagte: „Es gibt in der Elbphilharmonie schlicht zu wenig Toiletten.“ Außerdem gehe es darum, die Besucher vor dem Bankrott zu bewahren. „Wenn man sein Auto im teuersten Parkhaus der Welt abgestellt hat, dann zählt jede Minute.“

Video: Impressionen aus der Elbphilharmonie

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Von Tschaikowsky bis Bernstein, von Vivaldi bis Verdi: Das Programm des Geburtstagskonzerts deckte gleich vier Jahrhunderte Musikgeschichte ab, eindrucksvoll gespielt von den Symphonikern Hamburger unter der Leitung von Srba Dinić. Der gebürtige Serbe ist nicht nur Generalmusikdirektor am Staatstheater Braunschweig, er hat auch schon die Münchner Symphoniker dirigiert und 13 Jahre an der Oper Bern gewirkt.

Tastenfeuerwerk von Sebastian Knauer

Im Großen Saal bot er mit seinem Orchester vor allem einer Solistin eine große Bühne: Sopranistin Simone Kermes begeisterte das Publikum mit „Glitter And Be Gay“ aus Leonard Bernsteins „Candide“ ebenso wie mit Arien von Vivaldi, Händel, Donizetti und Verdi. Vor allem bei „Lascia ch’io pianga“ aus Händels Oper „Rinaldo“ lauschte das Publikum geradezu atemlos ergriffen.

Auch die Besucher hinter der Bühne, zu denen die Sängerin sich immer wieder umdrehte. Für ebenso großen Jubel sorgte danach Pianist Sebastian Knaur, der – begleitet von den Symphonikern Hamburg – George Gershwins „Rhapsody In Blue“ spielte und das Galapublikum schon mit seiner fröhlichen Begrüßung („Moin!“) auf seine Seite zog. Was folgte, war ein Tastenfeuerwerk der Spitzenklasse.

Zum großen Finale dann gab’s einen modernen Klassiker: Abbas „Thank You For The Music“, gespielt von Sebastian Knauer, gesungen von Simone Kermes, andächtig mitgesummt von den 2000 Besuchern.

Viele Leserinnen und Leser freuten sich, gemeinsam mit ihrer Zeitung zu feiern. „Mir bedeutet das Abendblatt sehr viel. Denn ich bin bei meiner ersten Hochzeit 1958 in Lokstedt mit der Abendblatt-Kutsche zur Trauung gefahren“, sagte Sieglinde Simat (79). „Da haben die Nachbarn aber geguckt.“

Abendblatt: Selbst das Kreuzworträtsel ist beliebt

Karin und Rolf Möller aus Henstedt Ulzburg fanden vor 49 Jahren ihre erste Wohnung durch eine Anzeige im Abendblatt. Er löst im Abendblatt sehr gerne die Kreuzworträtsel, Karin Möller liest als erstes das "Menschlich gesehen". Beide lieben klassische Musik und hatten sich auf das Konzert schon morgens beim Frühstück mit dem Hören von Gershwin eingestimmt. Dem Abendblatt wünschen sie, „weiterhin so toll und weltoffen zu berichten."

Joachim Kunz-Michel und Heidrun Michel auf der Tube
Joachim Kunz-Michel und Heidrun Michel auf der Tube © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Heidrun Michel (57) und Ehemann Joachim Kunz-Michel (66) aus Halstenbek, die vor ein paar Monate bei einem Jazzkonzert waren, sagten: „Wir freuen uns, aus diesem Anlass mal wieder in die Elbphilharmonie zu gehen." Sie haben die Situation genutzt und ihre Söhne eingeladen, für die es der erste Besuch in der Elbphilharmonie ist. Das Ehepaar liest seit 1989 das Abendblatt. „Es gehört dazu, um aktuell informiert zu sein", sagte die Halstenbekerin, die das Abendblatt auf Papier liest, während ihr Ehemann das Digitalabo nutzt.