Hamburg. Dieser Sommer zeigt, was uns in Zukunft erwarten könnte. Wir sollten handeln.
Wer in diesen Wochen seine Ferien zu Hause verbringt, hat eigentlich alles richtig gemacht: Bei den Temperaturen schlägt Hamburg teilweise klassische Urlaubsziele wie Griechenland, Italien oder Spanien. Auch diejenigen, die arbeiten müssen, genießen die warmen Abende an Alster und Elbe, grillen, was die Kohle hergibt, bevölkern die Parks und Freibäder und freuen sich über das neue Lebensgefühl im sonst so kühlen Norden. Die Tourismusbranche an Nord- und Ostsee jubelt. Biergärten, Eisdielen und Freibäder machen Rekordumsätze. Das ist toll. Wer jetzt über die Hitze klagt, darf sich im November nicht beschweren, wenn die trüben Tage und der Dauerregen zurück sind.
Doch nach vier Monaten (!) fast durchgängig hochsommerlichem Wetter im Norden mischt sich in die Freude auch ein ungutes Gefühl. Nicht nur aufgrund der zuletzt anstrengenden tropischen Temperaturen schwant uns: Dieser Sommer hat auch seine Schattenseiten. Je länger die Rekordhitze anhält und sich kaum eine Regenwolke am Himmel zeigt, desto stärker machen sich die negativen Folgen bemerkbar.
Getreideernte fällt wegen Hitze im Noren schlecht aus
Die Getreideernte im Norden wird wegen der anhaltenden Trockenheit schlecht ausfallen; selten hat es so wenig geregnet wie in den vergangenen Monaten. Rinder werden vorzeitig geschlachtet, weil auf den Weiden kein Futtergrün mehr steht. In ganz Norddeutschland ist die Waldbrandgefahr groß. Auf Autobahnen schmilzt der Asphalt. Die Feinstaub- und Ozonbelastung in der Luft macht uns zu schaffen. In vielen Hamburger Gewässern blühen die Blaualgen, der Ironman kann nicht wie geplant stattfinden. Fische drohen zu sterben, Schwimmen ist in manchen Badeseen verboten. Und wir stellen fest: Viele unserer Wohnungen und Arbeitsplätze sind für diese hohen Temperaturen nicht ausgelegt. Es gibt Gewinner dieses Sommers, aber eben auch viele Verlierer.
Dazu kommt angesichts des Dauer-Hochsommers aber auch das Unbehagen: Ist das schon der Klimawandel? Klar ist, dass dieser Sommer der Extreme, der laut Meteorologen zum Jahrhundertereignis werden könnte, für sich allein genommen noch nicht als Beleg für die globale Erderwärmung taugt. Reihen die Wissenschaftler aber die immer häufiger auftretenden Wetterextreme ein und vergleichen sie mit Temperaturen und Regenmengen in den vergangenen Jahrzehnten, dann sehen sie sich in ihren Befürchtungen bestätigt. Was aktuell noch als ungewöhnlich warmer Sommer gilt, glauben die Klimaforscher, könnte in 30 Jahren ein ganz normaler Durchschnittssommer sein.
So fühlt sich der Klimawandel an
Und so bekommen wir in diesen Wochen und Monaten einen sehr konkreten Eindruck davon, wie sich die Folgen des Klimawandels anfühlen werden. Wir erleben unmittelbar, wie sich das Leben auch bei uns verändern könnte. Und wir müssen uns fragen: Sind wir dafür gewappnet? Wie kann sich die Landwirtschaft auf die sich ändernden Bedingungen einstellen? Welche Anforderungen stellen die hohen Temperaturen an den Straßenbau? Wie müssen wir generell künftig bauen? Wie können wir unsere Gewässer und Tiere schützen?
Zwei Aufgaben stellen sich schon jetzt: Zum einen müssen wir alles daransetzen, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens doch noch zu erreichen. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Zum anderen aber müssen wir uns noch besser rüsten für die Folgen des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten, die schon jetzt unabwendbar sind.