HamBURG. Zahl der Opfer in diesem Jahr schon jetzt deutlich höher als 2017. Hitzewelle führt zu Engpässen bei Getränkeflaschen. Hamburger Hotel kämpft mit Klimaanlage

    Die Hitzewelle macht eine Pause. An diesem Wochenende ist Abkühlung in Sicht. Zwar dürfte es am Sonnabend zunächst erneut sehr warm werden. „Nachmittags und am frühen Abend ist dann aber mit Gewittern zu rechnen“, sagt die Meteorologin Julia Schmidt vom Deutschen Wetterdienst in Hamburg. „In der Nacht beruhigt sich das Wetter. Am Sonntag werden wir einen schönen Sommertag mit bis zu 29 Grad haben.“ Am Montag gehen die Temperaturen dann wieder nach oben. Die wichtigsten Wetternachrichten:


    Blaualgen sorgen für Badeverbote. Betroffen sind der Öjendorfer See (Badestelle Nord und Süd), der Hohendeicher See (Badestelle West) und die Alster. Sie ist zwar kein offizielles Badegewässer, aber das Baden wird geduldet. Am Donnerstag hatten sich die Algen innerhalb kürzester Zeit explosionsartig vermehrt und waren weit über den Wert gestiegen, bei dem ein Badeverbot ausgesprochen wird. Das lag auch an den hohen Wassertemperaturen. Am Freitag wurden 28 Grad erreicht. Wer mit Alsterwasser Kontakt hat, sollte sich rasch abduschen. Badeverbote gab es am Freitag auch in der Lübecker Bucht. Der Wind sorgte für zu hohe Wellen an den Stränden.


    Die Zahl der in Hamburg Ertrunkenen ist stark angestiegen. 14 Menschen kamen im Zeitraum bis zum 20. Juli bei Badeunfällen ums Leben, meldet die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Das sind deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum. Da gab es nur vier tödliche Badeunfälle. Im gesamten Jahr 2017 ertranken in Hamburg fünf Menschen. Laut DLRG gab es in den vergangenen zehn Jahren bislang 2016 (22) und 2008 (18) die meisten Badetoten. DLRG-Sprecher Achim Wiese führt die hohe Zahl der Opfer auf das gute Wetter zurück. Unter den Ertrunkenen befänden sich viele Flüchtlinge, sagt er. Ihnen seien die Gefahren oft nicht bekannt. Zudem gebe es bei allen Badegästen den Trend, dem Handy mehr Aufmerksamkeit zu widmen als den badenden Angehörigen. In Deutschland ertranken in den ersten sieben Monaten dieses Jahres 279 Menschen. Das waren 37 mehr als im Vorjahreszeitraum. An den Küsten Schleswig-Holsteins gab es fünf tödliche Badeunfälle. Am Freitag ertrank ein Mann in der Ostsee vor Laboe. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es elf Badetote. „Das spiegelt die gute Leistung des Zentralen Wasserrettungsdienstes Küste wider“, sagt Wiese. In Mecklenburg-Vorpommern kamen 16 Menschen beim Baden ums Leben, im Vergleichszeitraum 2017 waren es 14.


    Auch dem Getränkehandel macht die Hitze zu schaffen. „Wasser gibt es genug, aber die Flaschen werden knapp“, sagt die Geschäftsführerin und Inhaberin der Magnus Quelle in Norderstedt, Gaby Gaßmann. „Wenn wir genug Leergut hätten, könnten wir bis zum Doppelten der jetzigen Menge verkaufen.“ Jede Flasche, die zurückkomme, werde praktisch sofort wieder befüllt. Neues Glas sei am Markt aufgrund der hohen Nachfrage kaum noch zu bekommen. Die Hamburger Holsten-Brauerei produziert derzeit rund um die Uhr, um die hohe Nachfrage befriedigen zu können. „Tatsächlich hat alle Getränkehersteller der frühe Sommereinbruch etwas überrascht. Und das konstant warme Wetter ist für uns wie für alle anderen ungewöhnlich“, sagt der Sprecher der Muttergesellschaft Carlsberg, Christoph Boneberg, „Dies hat zur Folge, dass unsere Produkte – gerade Biermixgetränke wie die Astra Kiezmische – stärker nachgefragt werden, als dieses normalerweise im Vergleichszeitraum der Fall ist.“ Einen Leergutengpass habe man glücklicherweise nicht, da man rechtzeitig ausreichend „Neuglas“ dazu gekauft habe.


    Die Strandbäder verzeichnen steigende Wassertemperaturen. Bis zu 24 Grad werden von der Ostseeküste gemeldet. Das liegt auch an den derzeit hohen Werten, die im offenen Meer gemessen werden. In der offenen Nord- und Ostsee gibt es „deutlich außergewöhnliche Temperaturen“, sagt Bernd Brügge, der Leiter der Abteilung Meereskunde im Hamburger Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. „In der Nordsee liegt das langjährige Mittel für Juli bei etwa 15 Grad Celsius, aber wir haben jetzt schon 17 Grad“, sagt er. In der Ostsee wurden im Juni 15 Grad gemessen, das langjährige Mittel liege bei rund 12,5 Grad. „Im März hatten wir noch unterdurchschnittliche Werte, jetzt geht es ziemlich steil bergauf“, so Brügge.


    Die Wassermenge, die derzeit aus dem Oberlauf der Elbe nach Hamburg fließt, schrumpft immer weiter und wird wohl bald einen Minus-Rekordwert erreichen. In der kommenden Woche ist nach Angaben der Umweltbehörde mit etwa 175 Kubikmetern zu rechnen. Dies wäre einer der niedrigsten Durchflüsse seit 126 Jahren.


    In Hamburg-Mitte werden Bewässerungssäcke für junge Straßenbäume eingesetzt, um eine gleichmäßigere Wässerung der Wurzelballen zu erreichen und die Wasserverluste durch unkontrolliertes Abfließen zu verhindern. Bei alten Bäumen ist eine Bewässerung nach Auskunft der Umweltbehörde überflüssig. Die Wurzeln haben längst größere Tiefe erreicht oder finden weit vom Stamm entfernt ihr Wasser. Sie sind gegen Trockenheit nahezu immun.


    Der Bauernverband hat wegen drastischer Ernteausfälle in Schleswig-Holstein Unterstützung von der Landesregierung eingefordert. „In dieser dramatischen Situation halten wir es für absolut erforderlich, dass das Land die betroffenen Landwirte nach allen Möglichkeiten unterstützt“, sagt Bauernpräsident Werner Schwarz. Als Beispiele nannte er mögliche Steuer- und Pachtstundungen sowie antragslose Grünland-Umbrüche für Tierhalter, um Futter für die Tiere sicherzustellen. Laut Landwirtschaftskammer gibt es bei Winterweizen und Wintergerste Ertragsverluste von 30 Prozent und mehr. Massive Ausfälle sind auch bei Raps, Mais, Heu und Kartoffeln zu erwarten.


    Im Novotel Suites Hamburg City Hotel sind schon seit Montag die Klimaanlagen ausgefallen. Eine Sprecherin der Accor-Gruppe sagt, dass mit Hochdruck an dem Problem gearbeitet werde. Für Gäste gibt es Preisnachlässe. Die Hotelkette versucht, sie auf andere Häuser der Accor-Gruppe zu verteilen. Das Hotel in St. Georg hat 185 Zimmer.

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