Die Anhänger sollten lieber die Club-Verantwortlichen statt einzelne Spieler auspfeifen. Pfiffe während des Spiels helfen nicht.
Ein Konsens am Internet-Stammtisch war nach dem 1:2 des HSV gegen Darmstadt schnell gefunden: Eine „Backpfeife“ sei diese siebte Heimniederlage für jeden der 57.000 Zuschauer gewesen, schrieb ein erboster HSV-Fan im Abendblatt-Blog Matz ab kurz nach dem Abpfiff. Und natürlich hätten die Millionäre in kurzen Hosen nach so einem Auftritt lautstarke Pfiffe verdient gehabt, schrieb ein anderer. 1:2! Gegen Darmstadt!! Geht’s noch???
Wer tatsächlich 63 Euro für ein Sitzplatzticket des HSV ausgibt, der hat auch das Recht mit erworben, seinen Unmut kundzutun. Die Frage ist nur, ob er das auch muss. Mit etwas Abstand (zeitlich und emotional) sollte die Antwort trotz des erneuten Gruselauftritts im ausverkauften Volkspark lauten: Nein. Denn: Nur Pfeifen pfeifen.
Diese Parole hat ausgerechnet Supporters-Chef Tim-Oliver Horn nach dem desaströsen 1:2 gegen Darmstadt zum Besten gegeben. Das verblüffte insofern, als dass sich Horn als Interessenvertreter der HSV-Anhänger somit deutlich gegen das Verhalten von zahlreichen HSV-Fans positionierte.
Fans sollten Club-Verantwortliche auspfeifen
Nur Pfeifen pfeifen – vor allem einzelne Spieler aus. So musste besonders Ivo Ilicevic leiden, der nach seinem dürftigen Auftritt bei seiner Auswechslung so lautstark ausgepfiffen wurde wie kein anderer. Keine Frage, Ilicevic spielte unglücklich, hatte kein Schussglück und verdribbelte sich im Dickicht der vielbeinigen Darmstadt-Defensive. Jedoch konnte dem Kroaten, der trotz seiner frühzeitigen Auswechslung die viertmeisten Sprints aufzuweisen hatte, niemand ernsthaft das Bemühen absprechen. Dass ihn die Pfiffe während des Spiels nicht sicherer und selbstbewusster werden ließen, dürfte auch der letzten Pfeife klar sein.
Schwieriger zu verstehen ist da schon, dass jeder einzelne HSV-Profi immer nur bedingt haftbar für so einen Rumpelauftritt wie gegen Darmstadt ist. Die Mannschaft, die nach eigenem Leitbild spätestens in sieben (!) Jahren Dauergast unter den Top Fünf der Bundesliga sein will, ist von diesem Anspruch unendlich weit entfernt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die HSV-Elf, die am Sonnabend gegen Darmstadt beginnen durfte, mehr als 50 Millionen Euro an Ablöse gekostet hat. Wer also unbedingt jemanden auspfeifen will, der sollte es vielleicht mal mit den Verantwortlichen versuchen. Und bitteschön recht lautstark!