Erst zum dritten Mal war das Stadion ausverkauft, doch die Fans sahen einen schwachen Auftritt. Wiedersehen mit Rajkovic fiel aus.

Hamburg. Mit einem Heimsieg hätte der HSV sein Punktekonto auf 37 Punkte ausbauen und den Vorsprung auf die Aufstiegszone auf neun Zähler vergrößern können. Doch nach einem schwachen Auftritt beim 1:2 (0:1) gegen Darmstadt 98 bleibt diese Rechnung im Konjunktiv, die vorzeitige Rettung muss noch auf sich warten. Den Schlusspfiff quittierten die entsetzten 57.000 Zuschauer mit einem Pfeifkonzert. Das Volksparkstadion war erst zum dritten Mal in dieser Saison ausverkauft – das gelang zuvor nur gegen Bayern und Dortmund.

René Adler zeigte Verständnis für die Reaktion auf den Rängen. "Wir müssen jetzt auch selbstkritisch sein. Es ist doch klar, dass die Fans hier bei der siebten Heimniederlage sauer sind", sagte der Torwart, der noch bester HSV-Spieler auf dem Platz war. Auch Lewis Holtby fand kritische Worte: "Wir haben versagt." Bruno Labbadia war ebenfalls verärgert. "Wir sind enttäuscht, keine Frage", sagte der Trainer. Er hatte von seinem Team gefordert, sich mit einem Sieg ins gesicherte Mittelfeld zu verabschieden. Nach zweimaliger Relegation in den beiden Vorjahren wollten die Norddeutschen frühzeitig in dieser Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben.

Den indisponierten Hamburgern fehlte es aber an Dynamik, Präzision und Engagement. Abspielfehler häuften sich. Gegen das starke Forechecking der Gäste fanden die Einheimischen kein Mittel. Die eigentlich als Remisspezialisten bekannten Hessen untermauerten ihre Rolle als drittbeste Auswärtsmannschaft der Bundesliga mit nunmehr 23 Punkten. Auch der kurzfristige Ausfall von Ex-HSV-Profi Slobodan Rajkovic, der sich beim Aufwärmen eine Muskelverletzung zuzog, führte nicht zu einem Qualitätsverlust.

HSV vergibt zwei Großchancen zu Beginn

Die Platzherren hatten zwar mehr Ballbesitz und in der Anfangsphase des Spiels auch einige Möglichkeiten, blieben aber unverständlich zurückhaltend. Ein Kopfball von Michael Gregoritsch (5.) und ein Schuss von Sven Schipplock (20.) nach Steilpass von Gregoritsch waren in der ersten Halbzeit die ganze Ausbeute. Nach dem Seitenwechsel wurde die Hamburger durch das schnelle zweite Tor der Hessen durch einen Konter immer nervöser und brachten kaum noch etwas zustande. Der Aufsteiger setzte immer wieder Nadelstiche und raubte dem HSV jegliches Selbstbewusstsein.

Einzelkritik: Großes Rätsel bei Diekmeier

Erneut bewiesen die „Lilien“ Köpfchen. 14 ihrer 31 Tore erzielten sie mit dem Kopf. Und abermals war es Kapitän Aytaç Sulu, dem das gelang. Sechs seiner sieben Saisontreffer markierte der Türke mit dem Haupt, er ist damit der gefährlichste Innenverteidiger Europas. Allerdings stimmte die Zuordnung bei dem vorausgegangen Freistoß überhaupt nicht. Diekmeier musste ins Duell mit dem kopfballstarken Sulu gehen und zahlte dabei viel Lehrgeld. Glück hatten die Hamburger, dass ein Freistoß von Konstantin Rausch nur an den Außenpfosten klatschte (24.). HSV-Schlussmann René Adler wäre aber wohl zur Stelle gewesen.

Zweites Gegentor war irregulär

In der zweiten Hälfte ließ sich die Labbadia-Elf immer wieder auskontern. Ein Vorstoß der Gäste mündete ins 0:2 durch Jérôme Gondorf (54.). Allerdings war ein Handspiel von Mario Vrančić vorausgegangen. Somit hätte der Treffer nicht zählen dürfen.

Der HSV bestätigte seine große Schwäche und versagte erneut zu Hause gegen eine Mannschaft aus der Abstiegsregion. Erst ein Sieg in den Kellerduellen spricht Bände. Ohne Spielmacher Aaron Hunt, der wegen Knieproblemen aussetzen musste, ließ der HSV durchdachte Angriffe vermissen. Holtby und Albin Ekdal blieben blass, Gregoritsch suchte mehrfach eigensinnig den Abschluss. Auch der eingewechselte Pierre-Michel Lasogga im Sturm konnte das schwache Spiel der Hamburger nicht beleben. Daran änderte auch das Anschlusstor in der Nachspielzeit durch Lewis Holtby (90.+1). nichts.

Die Statistik

HSV: Adler - Diekmeier, Cleber, Spahic, Gotoku Sakai - Ekdal (56. Lasogga), Holtby - Nicolai Müller, Gregoritsch (78. Kacar), Ilicevic (67. Bahoui) - Schipplock. - Trainer: Labbadia

Darmstadt: Mathenia - Jungwirth, Sulu, Caldirola, Holland - Niemeyer, Gondorf - Heller (79. Kempe), Vrancic (84. Sirigu), Rausch (82. Platte) - Wagner. - Trainer: Schuster

Schiedsrichter: Peter Sippel (München)

Tore: 0:1 Sulu (38.), 0:2 Gondorf (54.), 1:2 Holtby (90.+1)

Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Nicolai Müller (6), Spahic (6), Cleber (2) - Jungwirth (3), Caldirola (4)

Torschüsse: 9:9

Ecken: 5:1

Ballbesitz: 65:35 %