Der HSV braucht positive sportliche Schlagzeilen, die den ganzen Mist aus der Vergangenheit verblassen lassen.
Wer hat eigentlich den HSV so grausam verhext, dass der Verein kein Fettnäpfchen auslässt? Diese Frage kommt unweigerlich auf beim Auflisten der jüngsten HSV-Peinlichkeiten wie der Rucksack-Affäre um Sportchef Peter Knäbel oder des falschen Motivs auf einem Fan-T-Shirt mit einer Choreographie von Hertha-Anhängern. Wäre der Club eine Band, er müsste sich in „Didis einstürzende Neubauten“ umbenennen. Alle seriösen Bemühungen des Vorsitzenden Dietmar Beiersdorfer, den HSV wieder zu einem normalen Fußballverein zu machen, werden immer wieder massiv gestört.
Ob Knäbel gehen muss oder nicht, kann erst seriös beurteilt werden, wenn alle Fakten bekannt sind. Aber klar, es ist eine Grenzentscheidung, auch wenn der Reflex, Handlungsträger auszutauschen, wenn sie nicht wie gewünscht funktionieren, zum aktuellen Zustand des HSV beigetragen hat. Vielleicht wäre das Festhalten an Knäbel gerade das Signal an die Öffentlichkeit: Seht her, auch bei Windstärke zehn weichen wir nicht vom Kurs ab!
Die Diskussionen um verlorene Vertragsunterlagen oder ein falsch bedrucktes Hemd dürfen aber nicht vom Hauptproblem des HSV ablenken: Ein erhebliches Imageproblem haben die Hamburger vor allem deshalb, weil sie seit Jahren so einen be...scheidenen Fußball gespielt und damit die Grundlage für ihren Lachnummer-Status gelegt haben.
Jede letztlich noch so unbedeutende Verfehlung füllt deshalb das Pleiten-Pech-und-Pannen-Fass nach dem Motto: typisch HSV. Schon wieder. Wer redet da noch über die neu gegründete Hamburger-Weg-Stiftung oder das Campus-Projekt? Niemand.
Was der Verein braucht, um aus dieser Endlosschleife herauszufinden? Ganz einfach, er muss neue Erinnerungen schaffen. Der HSV braucht positive sportliche Schlagzeilen, die den ganzen Mist aus der Vergangenheit verblassen lassen, er benötigt dringend eine neue Story, die die Fans über fußballerische Kernthemen diskutieren lässt. Die Partie bei den Bayern ist zwar im Prinzip eine unlösbare Aufgabe für den HSV, aber deshalb die einmalige Chance, allen Spöttern und Zweiflern zu zeigen: Wir können auch anders.