Hamburg. Der Hamburger Journalist Michel Abdollahi deckt in seiner ARD-Reportage „Planet ohne Affen“ den kriminellen Wirtschaftszweig auf.

Aufmerksame Fernsehzuschauer, ja Nachteulen, kennen Michel Abdollahi als Moderator. Seine Late-Night-Show „Der deutsche Michel“ aus dem Gruenspan auf St. Pauli und sein unkonventioneller Talk „Käpt’ns Dinner“ im U-Boot am Altonaer Fischmarkt (ver-)sendet der NDR am Mittwoch respektive Freitag meist kurz vor oder nach Mitternacht. An diesem Montag aber ist alles anders: Der Hamburger Journalist, 2016 für seine Reportage „Im Nazidorf“ (Panorama - die Reporter) und seine Straßenaktionen im NDR-„Kulturjournal“ mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet, ist nicht Show-Gastgeber, sondern investigativer Reporter.

„Planet ohne Affen“ lautet der Titel von Abdollahis Reportage heute um 20.15 Uhr in der ARD-Reihe „Erlebnis Erde“. Dafür hat der Journalist fast vier Jahre lang in neun Ländern recherchiert. Die Langzeit-Dokumentation, bereits bei zwei US-Festivals ausgezeichnet, entwirft ein erschütterndes Bild eines kriminellen globalen Wirtschaftszweigs und seiner skrupelloser Hintermänner. „Der illegale Tierhandel steht fast auf einer Stufe mit Menschen-, Drogen- und Waffenhandel“, konstatiert Abdollahi.

Hamburger: „Das ist kein Zoo das ist ein Gefängnis“

Insbesondere Affenbabys sind eine welweit begehrte „Ware“, für die manche Abnehmer bis 250.000 US-Dollar zahlen, obwohl das internationale Abkommen CITES das verbietet. Wie viele Zuschauer sieht Abdollahi vermeintlich amüsante hiesige Fernsehaufnahmen mit Schimpansen wie etwa in einer Textilwerbung oder eine von Otto Waalkes fürs ZDF inszenierte Musiksendung („Ronny’s Pop Show“) heute mit anderen Augen.

Journalist Michel Abdollahi (40), in Teheran geboren und seit 35 Jahren in Hamburg zu Hause, recherchierte für seine Doku auch  in London.
Journalist Michel Abdollahi (40), in Teheran geboren und seit 35 Jahren in Hamburg zu Hause, recherchierte für seine Doku auch in London. © NDR/Felix Meschede

Und was Abdollahi und sein Co-Autor, der Filmemacher Felix Meschede, mit der Kamera festhielten, ist alles andere als witzig: In den USA von Trainern zum Schwimmen dressierte Schimpansen wirken ebenso widernatürlich wie in einem thailändischen Tierpark zur Belustigung des Publikums boxende Orang-Utans. Diese sind vom Aussterben bedroht. Auf dem Dach eines Einkaufszentrums in Bangkok entdecken die Reporter in einem sogenannten Zoo zwischen Beton und Stahl zwei weitere der bedrohten Affenarten Käfig an Käfig, einen Gorilla und einen Bonobo. „Das ist kein Zoo das ist ein Gefängnis“, lautet nicht nur Abdollahis Erkenntnis.

Schwierige Momente während Dreharbeiten

Immer wieder verfolgten er und Meschede neue Spuren, fanden weitere Hintermänner und Informanten. Dafür besuchten sie manche Orte mehrmals, stellten am Rande von internationalen Konferenzen wie in Genf oder in London bei der „Illegal Wild Life Trade-Conference“ kritische Fragen. „Um die wirklichen Entwicklungen zu verfolgen, musste man Geduld mitbringen“, sagt Abdollahi.

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Schwierige Momente gab es während der Dreharbeiten einige. „Eine tote Affenmutter zu sehen, die eben noch gestillt hat und jetzt tot ist, weil man ihr Baby wollte, war sicher das Schwierigste“, meint Abdollahi. Bis kurz vor der Ausbruch der Corona-Pandemie hatten er und sein Team auf der Suche nach Bonobos 2020 noch im Regenwald des afrikanischen Kongo gedreht.

Hamburger Journalist hat Hoffnung

Etwas Hoffnung machen Abdollahi die Gespräche mit der britischen Primatenforscherin Jane Goodall (87), die eine globale Schutzorganisation gegründet hat. Für den Doku-Titel „Planet ohne Affen“ stand übrigens der Science-Fiction-Streifen „Planet der Affen“ Pate, einer von Abdollahis Lieblingsfilmen. „Aber am Ende wird es einen Planeten ohne Affen geben, wenn wir Menschen nicht handeln“, meint der TV-Journalist.

„Planet ohne Affen“ 20.15 Uhr, ARD