Hamburg. Die Neuauflage des Buchclubs nach dem Tod des Literaturkritikers Karasek überzeugt. Mut, Beleidigung, Quatsch – alles dabei.

Immer wenn es spannend zu werden versprach (Gibt es eine Hölle?), ging es, zack, weiter zum nächsten Buch. Ausreden durfte ohnehin niemand, Christine Westermann schon gar nicht. Aber wer tiefgründige literarische Analysen erwartet hatte, ist (und war auch früher) beim „Literarischen Quartett“ ohnehin verkehrt.

Am Freitagabend zu später Stunde im ZDF ging es bei der in der Buch­szene heiß erwarteten „Quartett“-Neuauflage einzig um die Fragen: Wie schlagen sich die vier auserwählten Kritiker? Ist die Sendung unterhaltsam? Und wer ist der neue Reich-Ra­nicki?

Wobei Letzteres natürlich von vornherein Unsinn ist. Festzustellen bei der Premiere war: „Spiegel“-Mann Volker Weidermann hat eindeutig Gastgeberqualitäten, musste allerdings den lästigen Spagat vollbringen, gleichzeitig pointierte Sätze rauszuhauen und erzieherinnenhaft vermittelnd in die Talkrunde einzugreifen. Vermutlich hätte er lieber den Part von Maxim Biller gehabt. Der teilte nach Lust und Laune aus, schrammte des Öfteren haarscharf an glatter Beleidigung vorbei. Westermann unterstellte er, „etwas aus ihrem Leben zu verdrängen“. Illija Trojanow, dessen neues Buch er als großen Mist beschimpfte, sprach er ab, Schriftsteller zu sein. Biller, so scheint es, darf man in dem tollen Quatsch, den er mitunter verzapft, nicht allzu ernst nehmen. Dann muss man an ihm als Rampensau des berühmten TV-Buchclubs einfach Freude haben.

Christine Westermann wagte die mutige Haltung, das neue Buch des norwegischen Popstar-Autors Karl Ove Knausgård als langweilig abzutun („Der Mann trinkt 18 Hektoliter Tee, und ich bin bei jeder einzelnen Tasse dabei“) und musste sich nicht nur dafür von ihren männlichen Kollegen das kleine Abc der Literaturkritik vorbuchstabieren lassen. Besser als Westermann parierte Gast-Jurorin Juli Zeh die harschen Urteile ihrer Mitstreiter. Sie blieb gelassen bis unbeeindruckt und hätte vermutlich die komplette Sendezeit mit druckreif formulierten Leseempfehlungen bestücken können. Doch ehrlich – wer hätte das sehen wollen? Das Beste, was man über das „Literarische Quartett“, das am 6.11. in die zweite Runde geht, sagen kann, ist doch: Hat Spaß gemacht. Anschließend lesen muss jeder selber.