Reinhold Beckmann nimmt am Donnerstagabend Abschied von seiner Talkshow, die er über 15 Jahre in der ARD moderiert hat. Doch schon im kommenden Jahr kehrt er mit #Beckmann zurück.

Hamburg. Sein Abschied ist nur von kurzer Dauer. Wenn Reinhold Beckmann, 58, am Donnerstagabend (22.45 Uhr, ARD) nach über 15 Jahren, 624 Ausgaben und rund 2000 Gästen das letzte Mal seine ARD-Talkshow „Beckmann“ moderiert, geht ein Stück Talk-Geschichte im deutschen Fernsehen zu Ende. Doch Beckmann verschwindet nur kurzzeitig. Bereits im kommenden Jahr kehrt der Wahl-Hamburger mit einer eigenen Reportagesendung in der ARD zurück. Geplant sind sind unter dem Arbeitstitel "#Beckmann" zehn 45-minütige Folgen für 2015, die ab Frühjahr etwa einmal pro Monat montags um 20.15 Uhr ausgestrahlt werden.

Seine Entscheidung hat Beckmann schon vor langer Zeit getroffen. Im Mai 2013 machte der ARD-Moderator öffentlich, er werde sich von seiner Talkshow verabschieden. „Es war eine überlegte Entscheidung“, sagte der 58-Jährige. „Nach 15 Jahren Talk kann man ja mal sagen: Ich mach was Neues. Aber ich gestehe, auf den letzten Metern gibt es den ein oder anderen Moment der Wehmut.“

Nicht wenige Beobachter meinen, Beckmann sei mit seinem Entschluss vom Frühjahr 2013 den ARD-Gremien zuvor gekommen, denn die Sendung „Beckmann“ hatte nach ihrem Sendeplatzwechsel im Jahr 2011 nach Quoten betrachtet zur Talfahrt angesetzt. Am Montagabend hatte Beckmann zuvor alle Freiheiten und vor allem keine Konkurrenz: Als er auf den Donnerstag wechselte, wurde seine Sendung zerrieben durch die ZDF-Konkurrenz mit dem Doppel „Maybrit Illner“ und „Markus Lanz“.

Die „Beckmann“-Quote bildete das Schlusslicht im Vergleich der ARD-Talks. In diesem Jahr wurden seine Sendungen im Schnitt von 920.000 Zuschauern pro Ausgabe gesehen, wie die ARD-Medienforschung errechnete. Der Marktanteil lag bei 7,1 Prozent, der ARD-Schnitt liegt bei knapp 13 Prozent. Die meistgesehene Sendung war 2014 am 15. Mai mit dem Thema „Volkskrankheit Demenz – das schleichende Vergessen“ mit 1,84 Millionen Zuschauern (11,8 Prozent).

Merkel und Schmidt waren sechs Mal da

1999, im ersten Jahr, war „Beckmann“ auf dem Sendeplatz am Montag durchschnittlich noch auf 1,30 Millionen Zuschauer (12,2 Prozent) gekommen – auch nicht berauschend, aber deutlich besser. Trotz der Quotendiskussion um seine Sendung:Beckmann hat Duftmarken gesetzt. Er selbst hebt als Highlights seiner Talkshow unter anderem die Dopingbeichte des Ex-Radprofis Bert Dietz hervor, die eine Kettenreaktion unter Radsportlern auslöste.

Auch das Gespräch mit dem Deutschen Murat Kurnaz über seine Haft in Guantanamo und die sechs Begegnungen mit Helmut Schmidt und (die ebenfalls sechs) Gespräche mit Kanzlerin Angela Merkel bleiben vielen Zuschauern in der Erinnerung haften. Aber nicht allein Helmut Schmidt, der in der Sendung munter qualmen durfte, ist Beckmann wichtig gewesen. „Ich würde davor aber noch Loki Schmidt setzen“, sagt Beckmann. „Loki war eine Freundin des Lebens, eine ungewöhnliche, eine herzliche Persönlichkeit, die aus einfachsten Verhältnissen kam und wunderbar über ihr Leben an der Seite von Helmut Schmidt erzählen konnte.“

Beckmann, passionierter Fußballfan, Mitglied des FC St. Pauli und Veranstalter des karitativen „Tag der Legenden“, hat indes mit der ARD längst weitergeplant. Im nächsten Jahr ist eine Reportagereihe – zehn Ausgaben am Montagabend – im „Ersten“ geplant. „Ich gehe raus aus dem Studio, dahin, wo das wirkliche Leben stattfindet“, sagt er. „Es ist ein Reportage-Format, in dem wir den Fokus auf soziale und gesellschaftspolitische Fragen legen. Ich freue mich sehr darauf. Vor 30 Jahren habe ich mit dem Filmemachen begonnen und seither regelmäßig Dokumentationen gemacht. Da schließt sich ein Kreis.“

Zum Abschluss wird Beckmann unter dem Thema „Menschen auf der Flucht - letzte Rettung Europa?“ über die dramatische Flüchtlingssituation in Krisengebieten diskutieren. Wenn die Kameras aus sind, geht es für Beckmann in die Verlängerung: Dann wird er mit dem Redaktionsteam und anderen Wegbegleitern feiern. „Früh morgens treffen wir uns noch mal auf eine Currywurst auf der Reeperbahn“, sagte er der „Bild am Sonntag“. „So, wie sich das in Hamburg gehört.“

Mit Material von dpa