Am Freitag erscheint die CD des „Sportschau“-Moderators und seiner Band. Zum Repertoire zählen schräge Rumba-Töne ebenso wie sentimentale Jazz-Balladen. Konzert in der Fabrik geplant.

Hamburg. Das Beste kommt noch. Gangster, Zocker, Loser, Milliardäre zum Beispiel. Weiter, weiter unterwegs. Ich klau dir ein Lavendelfeld, am allerschönsten Punkt der Welt. Noch einmal mit dir nachts durch Bremen. Im Käfer. Du warst so süß und ich so heiß. Oder Charlotte damals in der dörflichen Metzgerei: Willst du Grobe, willst Du Feine?

Das Beste kommt noch. Das denkt sich auch Reinhold Beckmann – und legt so richtig los. Die Passagen zu Beginn dieses Textes sind willkürliche Auszüge aus verschiedenen Liedern seiner CD, die an diesem Freitag präsentiert wird. Alles selbst getextet, alles selbst komponiert. Titel und Motto, im Schlussakkord gefühlvoll und vielsagend auf den Punkt gebracht: „Bei allem sowieso vielleicht.“ Das passt. Was Beckmann & Band mit Fantasie, Wortwitz, Poesie und Note auf den Punkt bringen, kann sich hören lassen – ab Herbst auch live. Nach dem geplanten und verkündeten Ausstieg bei der Talkshow „Beckmann“ startet der 58-Jährige eine zehnwöchige Tournee, die ihn durch Deutschland, Österreich und die Schweiz führt. Einer der 37 Auftritte steigt in der Fabrik in Altona. Der Kartenvorverkauf beginnt jetzt am Sonnabend. Der Tourenplan hängt in Beckmanns Büro am Straßenbahnring in Hoheluft-Ost vis-à-vis des Schreibtisches. Vorfreude. Wie kommt’s, Herr Beckmann? „Musik ist immer schon Teil meines Lebens“, entgegnet er, „aber ich habe nie daran gedacht, ihn öffentlich zu machen.“ Bis zum Schlüsselmoment: Vor sechs Jahren war das, in der Kneipe Schellfischposten nahe der Großen Elbstraße. Nach Beckmanns Gastspiel in der Premierensendung von „Inas Nacht“ rief Helge Zumdieck, Schlagzeuger der Müller’schen Band, spontan: „Ey, Reinhold, du bist doch Musiker, mach mal was draus!“ Dieser Rat trug Früchte: Der Fernsehmann begann, Songs zu schreiben und seine Band aufzubauen. Mit norddeutschen Jungs, die seine Leidenschaft teilen: Thomas Biller (Bass), Andreas Dopp (Gitarre), Jan-Peter Klöpfel (Klavier, Trompete, Akkordeon) und natürlich dem ursprünglichen Ideengeber aus Ina Müllers Band, Schlagzeuger Helge Zumdieck.

Musikalische Vielfalt eint das kreative Quintett. Zu seinem Repertoire zählen schräge Rumba-Töne ebenso wie sentimentale Jazz-Balladen, Folk oder südamerikanische Rhythmen. „Immer aus dem Bauch raus“, sagt Beckmann. Bei diesem Thema kommt er in Schwung. Er zeigt einen Notizblock und seinen Laptop: Spontane Ideen werden sofort festgehalten. Devise: Erst der Text, dann die Komposition. Beides mit Herzblut und Inbrunst. Er springt auf, gestikuliert, lacht laut. Sage keiner, dass Niedersachsen aus Twistringen im Südwesten Bremens kein Temperament hätten. Und er zeigt seine Fingerkuppen – mit dicker Hornhaut veredelt. Vom Gitarrespielen.

Reinholds Faible für Musik wurde in der Schulzeit geweckt. Der Lehrer war ein starker Typ. Nicht immer gekonnt, auf jeden Fall mit Leidenschaft, zog „Diesel 3“ rockend vom Leder. Da der Sohn des Pastors im Team war, durfte der Pfarrgemeinderaum genutzt werden. Die Eltern Beckmann spendierten zudem Schlagzeugunterricht in Bremen. Auch während des Zivildienstes Mitte der 1970er-Jahre in Steinkimmen im Landkreis Oldenburg wurde gefetzt. „Ich wollte Musik studieren“, erinnert sich Beckmann. Daraus wurden Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Köln.

So begann eine sehenswerte Karriere – die jetzt um eine Facette reicher ist. Und wie geht es weiter, wenn es sich im Herbst nach mehr als 15 Jahren „Beckmann“ erst einmal ausgetalkt hat? „Ich mache was Neues für die ARD und den NDR“, kündigt er an. „Es wird wieder ein journalistisches Format sein.“ Auch die „Sportschau“ mache er weiter.

Unter dem Strich bleibt mehr Muße für Musik. Auch wenn die aktuelle CD Beckmanns Premierenwerk ist, war er in den letzten Jahren reichlich unterwegs in dieser Mission. Fast 80 Konzerte absolvierte er. Meist an Orten, an denen man dem Publikum nahe ist: In einem Putenstall bei Hannover oder in einem Sägewerk in Ahrensburg. Auch an der Initiative „Kultur in den Häusern“ in Köln, Mülheim und Hamburg mit Darbietungen in privatem Umfeld nahm er teil. „Diese Unmittelbarkeit kann Fernsehen nicht“, sagt Beckmann. „Jedes Mal gibt’s so viel Neues zu entdecken – beim Publikum oder bei einem selbst.“ Das Quintett übt bei Beckmann daheim im Norden Hamburgs, in einem speziell ausgestatteten Probenraum. Sohn Vincent, 20, hat ebenfalls Feuer gefangen. Er arbeitet bei einer Musikproduktions-Firma in London. Auch das Foto des CD-Covers entstammt dem privaten Umfeld. An Beckmanns Seite abgelichtet wurden Toni, ein fast 15 Jahre alter Aberdeen Shepherd und Liese, eine pfiffige Mischung aus Dackel und Jack Russell.

Da passt der musikalische Ausklang auf der CD prima: „Bei allem sowieso vielleicht.“ Und das Auftaktstück ist bei Reinhold Beckmann Programm: „Das Beste kommt noch …“