Ressortleiter tagen zur personellen Zukunft des Nachrichtenmagazins. Streit zwischen „Spiegel“-Chef Wolfgang Büchner und Redaktion droht zu eskalieren. Eine heikle Gemengelage.

Hamburg. Bahnt sich beim Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ die nächste Revolte an, eine Revolution gar? Die Redaktion soll aufgebracht sein, weil Chefredakteur Wolfgang Büchner als Blattmacher, Autor und Manager offenbar nicht den Vorstellungen vieler Mitarbeiter und Ressortleiter entspricht. Außerdem hatte Büchner als Leiter des Hauptstadtbüros Nikolaus Blome durchgesetzt, der von der „Bild“-Zeitung kam – noch immer eine heikle Personalie für das „Sturmgeschütz der Demokratie“. Und nun soll der Verlag in Abstimmung mit Büchner alle Ressortleiterstellen neu ausgeschrieben haben, um „Spiegel“ und „Spiegel Online“ besser zu verzahnen – und Büchners Kritiker in den Ressorts zu domestizieren. Das berichtet die „Berliner Zeitung“.

Nach Informationen des Hamburger Abendblatts findet an diesem Mittwoch eine Ressortleiter-Sitzung statt, in der über das Vorgehen und Büchner diskutiert wird. Die Mitarbeiter des „Spiegel“ haben branchenunüblich viel Macht. Dafür hatte „Spiegel“-Gründer Rudolf Augstein selbst gesorgt. Er hatte Mitte der siebziger Jahre der Mitarbeiter KG 50,5 Prozent der Anteile am Verlag übertragen.

25,5 Prozent der Anteile besitzt Gruner+Jahr. Dort hat man zuletzt „Stern“-Chefredakteur Dominik Wichmann von seinen Aufgaben entbunden. Nun könnten in Kürze die beiden starken Hamburger Magazintitel ohne Spitze dastehen. Beim „Stern“ soll Christian Krug die Chefredakteursposition übernehmen – nur für den Übergang?

Wie Minderheitsgesellschafter Gruner+Jahr zu „Spiegel“-Chef Büchner steht, ist unklar. Bei Gruner führt Vorstandschefin Julia Jäkel das Medienhaus. Sie müsste zustimmen, wenn wieder der „Spiegel“-Chef ausgetauscht werden sollte. Eine heikle Gemengelage.

Beim „Spiegel“ soll laut „Berliner Zeitung“ der Geschäftsführer Ove Saffe die Mitarbeiter KG kurzfristig eingeladen und informiert haben, dass alle Ressortleiterstellen neu ausgeschrieben werden. Büchner soll dabeigewesen sein. War das eine Retourkutsche dafür, dass vor kurzer Zeit einige Ressortleiter im Auftrag aller bei Saffe aufgetaucht waren, um Büchner zu hinterfragen? Darüber spekuliert die „Berliner Zeitung“. Die Luft an der Spitze der renommierten deutschen Magazine wird offenbar dünner.