Höchste Zuschauerzahl im laufenden Fernsehjahr. Der Kölner Tatort war nicht nur bei den Quoten ein Erfolg. Der Hamburger Patrick Abozen überzeugte als Assistent.

Hamburg. Der Kölner Tatort am Sonntagabend war ein eher untypischer. Es wurde wenig kölsch gesprochen, der Dom war allenthalben nur in ein paar Szenen zu sehen und auch am Ende wurde auf die obligatorische Wurstbude verzichtet. Und noch etwas - oder besser jemand - war neu in „Der Fall Reinhardt“: Assistent Tobias Reisser, der nach dem Tod von Kommissarin Franziska (Tessa Mittelstaedt) die Lücke füllte.

Im wahren Leben heißt der Schauspieler Patrick Abozen und kommt aus Hamburg. So manch eingefleischter Tatort-Fan dürfte den 29-Jährigen dennoch bereits kennen, denn Abozen hatte schon kleinere Rollen in anderen Tatort-Folgen. Doch mit den Kommissaren gemeinsam ermitteln, das durfte Abozen erst jetzt.

In seinem ersten Fall geht es um eine Serie von Wohnungsbränden, hinter der zunächst nur der Hausmeister Detlev Heller steckt. Doch für einen Brand, bei dem drei Kinder ums Leben gekommen sind, will er nicht verantwortlich sein. Und so begibt sich Abozen alias Reisser mit Max Ballauf (Klaus Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) auf Spurensuche. Heraus kommt eine Familientragödie.

Karen Reinhardt (eindrucksvoll gespielt von Susanne Wolff) ist von ihrem Mann (bedrohlich, Ben Becker) verlassen worden. Alles, was sie zum Abschied findet, ist eine Postkarte auf der “Ich kann nicht mehr. Verzeih‘ mir“ steht. Fortan muss sie sich um die drei Kinder, von dem eines hochbegabt sein soll, alleine kümmern. Zunehmend fragen die Kinder nach ihrem Vater, die Mutter verzweifelt.

Eines Tages steht eine hochschwangere Frau vor ihrem Garten - und Karen wird klar, wer diese Frau sein muss. Es ist die neue Frau ihres Mannes, der sich ins Ausland abgesetzt hat und der letzte Auslöser für die sich nun abzeichnende Katastrophe. Sie betäubt ihre Kinder beim Abendessen mit einem starken Mittel, anschließend legt sie sie in ihre Betten - und zündet diese an. Danach erhängt sie sich selbst. Doch der Versuch scheitert. Traumatisiert von diesen Erlebnissen vergisst sie diese schrecklichen Momente. Bis Ballauf und Schenk ihr ihre Erinnerungen wieder zurückgeben.

Zwei erfolgreiche Premieren

Klaus Behrendt und Dietmar Bär halten sich angenehm im Hintergrund. Dadurch wird die Geschichte um die Familie Reinhardt nicht nur für den Zuschauer noch eindringlicher, auch der neue Assistent profitiert davon. So konnte Patrick Abozen zeigen, dass er durchaus ein Kandidat für die Nachfolge von Tessa Mittelstaedt sein kann. Denn in Stein gemeißelt ist sein Engagement beim WDR nicht. Der Sender will nach dem Weggang von Mittelstaedt drei Kommissare testen, die gemeinsam mit Ballauf und Schenk auf Täterjagd gehen sollen.

Den Anfang machte der Hamburger. Zum Schluss will der WDR das Publikum bestimmen lassen, wen es als Ersatz für Mittelstaedt sehen will. Beim nächsten Kölner Tatort „Ohnmacht“ (geplanter Sendetermin 11. Mai) soll sich Lucie Heinze (25) als Assistentin Miriam Häslich beweisen.

Die Quoten waren die besten im Jahr 2014

Die Quoten für die Kölner und ihren Neuen waren gigantisch. Im Durchschnitt 11,29 Millionen Menschen schauten zu (Marktanteil 30 Prozent), wie Abozen erst lernen musste, welcher Kommissar wie seinen Kaffee trinkt, um anschließend eine Tragödie mit aufzudecken. Damit schalteten in den Kölner Tatort knapp eine Millionen mehr Zuschauer ein, als in den Leipziger und den Hamburger Tatort. Das ist ein neuer Jahresrekord. Auch unter den Hamburger Zuschauern kam das Kölner Duo gut an. Der Marktanteil lag bei 33,3 Prozent.

Abozen hat damit doppelten Grund zur Freude, denn am Sonntagabend feierte die Komödie „Ziemlich beste Freunde“ nach dem gleichnamigen Filmerfolg in den Hamburger Kammerspielen eine umjubelte Premiere. Besonders den beiden Hauptdarstellern Abozen und Hardy Krüger jr. („Forsthaus Falkenau“) applaudierte das Publikum langanhaltend und herzlich. Regisseur Jean-Claude Berutti erzählt die Geschichte von einem Vorstadtproll mit Migrationshintergrund, der das Leben eines querschnittsgelähmten Pariser Adeligen bereichert, als beste Unterhaltung mit einigem Tiefgang. Die Bühnenfassung schrieb Gunnar Dreßler.

Die beliebtesten Ermittler bleiben die Münsteraner

Kein Spiel der deutschen Nationalmannschaft und keine Champions-League-Begegnung von Triple-Gewinner Bayern München hat bisher mehr Zuseher gehabt. Die Kölner Kommissare stehen beispielhaft für die Beliebtheit, der sich der „Tatort“ derzeit mehr denn je erfreut. Es war bereits die fünfte Ausgabe des ARD-Klassikers, die in diesem Jahr jeweils mehr als 10 Millionen Zuschauer sahen. Das beliebteste Ermittlerteam bildet momentan das Münsteraner Duo mit Axel Prahl als Kommissar Frank Thiel und Jan Josef Liefers als Gerichtsmediziner Professor Karl-Friedrich Börne. Die beiden sind mit Quoten von 13 Millionen Zuschauern derzeit die „Kings of Tatort“. Ihre nächste Folge gibt es am 13. April zu sehen. Sie hat den Titel „Der Hammer“.

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