Das Auslaufmodell Thomalla-Wuttke wird zum Quoten-Hit. Das Duo hat sogar Til Schweiger auf die Ränge verwiesen. Doch nicht jeder war vom Tatort begeistert, eine ARD-Korrespondetin machte über Twitter ihrem Ärger Luft.

Hamburg/Berlin. Der „Tatort“ mit Simone Thomalla und Martin Wuttke als Leipziger Ermittler-Team ist am Sonntag mit Abstand Quotensieger gewesen und hat sogar mehr Zuschauer vor den Bildschirm gelockt als in der Vorwoche Til Schweiger. Im Schnitt 10,24 Millionen Menschen (27,7 Prozent) verfolgten den Fall „Frühstück für immer“, den manche Zuschauer frauenfeindlich fanden und im Web kritisierten. Es ging um Großstadtsingles über 40 und die Suche nach Sex und Anerkennung. Im Internet wurden jedoch die Frauen-Klischees in der „Tatort“-Folge moniert. Til Schweigers zweiter Hamburger „Tatort“ hatte in der Vorwoche 10,1 Millionen Zuschauer.

Legen Simone Thomalla (48) und Martin Wuttke (51) jetzt einen starken Endspurt hin? Oder retten sie gar ihren Job durch die glänzenden Zahlen? Der MDR-Fernsehdirektor Wolf-Dieter Jacobi hatte im Januar überraschend ankündigt, dass der Krimi aus Leipzig "grundlegend neu gestaltet" werden solle. Thomalla und Wuttke müssen ihren Dienst als Leipziger "Tatort"-Kommissare quittieren. Es sei Zeit, den "Tatort" aus Sachsen 2016 mit einem neuen Auftritt in die Zukunft zu führen. Thomalla und Wuttke teilten in einer knappen Erklärung mit, dass sie "auf Veranlassung des MDR" in die Kommissar-Rente gehen.

Bei vielen Kritikern und auch im Internet kam der Krimi nicht so gut an. Mancher empfand ihn als frauenfeindlich. „Man möchte sich als Mann nach diesem „Tatort„ spontan waschen und dann entschuldigen bei all den Frauen, die hier in die vereinigten Klischeeanstalten eingewiesen werden“, hatte Hans Hoff beim Branchendienst „DWDL.de“ geschrieben.

Beim Rezensionsforum „Wie war der Tatort?“ (wiewardertatort.de) hieß es, Drehbuchautorin Katrin Bühlig und Regisseurin Claudia Garde skizzierten in dem Film „eine Welt, in der Single-Frauen über 40 grundsätzlich unglücklich und für Männer uninteressant sind – es sei denn, sie sind schönheitsoperiert“ oder aber sie „spreizen schon nach der ersten Begegnung bereitwillig die Beine“.

Ganz und gar nicht zufrieden mit dem gestrigen Tatort war eine ARD-Korrespondentin. Über Twitter machte sie ihrem Unmut über die mit Klischees beladenen Charaktere Luft:

Thomalla und Wuttke werden in diesem und nächsten Jahr noch dreimal als Ermittler Eva Saalfeld und Andreas Keppler zu sehen sein. Parallel dazu sollen Vorbereitungen für einen neuen Sachsen-"Tatort" getroffen werden. Sowohl die neuen Ermittler-Figuren als auch der Handlungsort in Sachsen seien völlig offen. Der MDR plane, regionale und überregionale Produzenten um Konzepte zu bitten, erklärte MDR-Fernsehfilm-Chefin Jana Brandt.

Leipziger schafften keine Spitzenquoten

Spitzenquoten wie das beliebte Duo Börne/Thiel (Jan-Josef Liefers/Axel Prahl) aus Münster schafften die Leipziger 2013 nicht. Zuletzt hatte es in der Stadt auch öffentliche Kritik am "Tatort" aus Leipzig gegeben. Auf der Facebook-Seite "Leipzig hat einen besseren Tatort verdient" wurden Alternativen zu Thomalla/Wuttke diskutiert.

Simone Thomalla hatte angekündigt, sich "zukünftig neuen und anderen Herausforderungen" stellen zu wollen. Der etablierte Theater-Schauspieler Martin Wuttke wollte seine Bühnenarbeit intensivieren, aber auch weiterhin drehen. Zumindest familiär bleibt Wuttke dem "Tatort" verbunden. Seine Lebensgefährtin Margarita Broich nimmt nach dem Abschied von Joachim Król als Kommissarin in Frankfurt die Arbeit auf.

Das ZDF erreichte ab 20.15 Uhr mit dem Melodram „Rosamunde Pilcher: Evitas Rache“ durchschnittlich 6,22 Millionen Zuschauer (16,8 Prozent). Sat.1 hatte mit seiner Serie „Navy CIS“ (Folge 245) durchschnittlich 3,93 Millionen (10,7 Prozent) und lag damit sogar vor RTL und der Free-TV-Premiere der Travestie-Komödie „Rubbeldiekatz“ von Detlev Buck mit Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle: Die kam lediglich auf 3,06 Millionen (8,7 Prozent).

ProSieben holte mit dem Fantasy-Actionfilm „Captain America – The First Avenger“ 2,72 Millionen Zuschauer (8,0 Prozent) und Vox mit einer männlichen Ausgabe des Formats „Promi Shopping Queen“ mit Guido Maria Kretschmer (und Kandidaten wie Carsten Spengemann, Mathieu Carriere oder auch Rocco Stark) 1,51 Millionen (4,9 Prozent).

Die ARD-Talkshow „Günther Jauch“ (Thema „Uli Hoeneß – Absturz mit Anstand?“) schalteten ab 21.45 Uhr im Schnitt 5,42 Millionen ein (18,8 Prozent). Bereits am frühen Morgen ab 7.00 Uhr hatte RTL einen überwältigenden Marktanteil von 43,2 Prozent, als der Kölner Privatsender die „Formel 1“ aus Melbourne, den Großen Preis von Australien übertrug (3,12 Millionen Zuschauer).

In der bisherigen Jahresbilanz liegt das ZDF mit 13,8 Prozent auf dem ersten Platz. Die ARD liegt dahinter mit 12,6 Prozent vor RTL mit

11,4 Prozent. Sat.1 folgt mit 7,9 Prozent, ProSieben kommt auf 5,4 Prozent, Vox auf 5,0 Prozent, RTL II auf 3,89 Prozent, Kabel eins auf 3,7 Prozent und Super RTL auf 1,7 Prozent.