Deutschlands Ober-Abkanzler kommt ins Rentenalter. Dieter Bohlen hat mehr Feinde als Freunde – und alle ehrlich verdient. Ein Geburtstagsgruß.
Hamburg. Man muss ihn mal live erlebt haben. Wie Dieter Bohlen mit Frauen umspringt (wenn er sie nicht unmittelbar braucht), wie er Fans behandelt (die ihn oft nerven), wie er junge Sängerinnen und Sänger herunterputzt (die ihn vergöttern). Deutschands Ober-Abkanzler hat eine recht barsche Ansprache gegenüber seinen Mitmenschen.
Allerdings sieht er sich Zeit seiner Karriere auch Neid, Anfeindungen, Stalkern und echter Kriminalität ausgesetzt. An diesem Freitag wird er 60. Während viele Männer dieses Alters vom Vorruhestand träumen, macht der „Pop-Titan“ einfach weiter. Laut wie immer und mit reichlich Tschingderassabumm.
Schon weit vor „Deutschland sucht den Superstar“ hat Bohlen mal bei einer Veranstaltung in Hamburg einen devoten Fan abgebürstet. Der wollte ihm eine CD mit selbstgemachter Musik überreichen, auf dass der Meister seinen Liedern lausche. Bohlen wimmelte ihn laut schimpfend ab: „Hau ab, ey, und nimm Deine CD wieder mit.“ Möglicherweise ist ihm da die Idee gekommen, aus Mist Geld zu machen, aus einer mutmaßlich amateurhaften Musikpräsentation die ganz große Show. Mit ihm als Gottvater selbsverständlich.
Dieter Bohlen polarisiert wie kaum ein Zweiter. Er war und ist Musiker, Produzent (über 100 Millionen verkaufte Alben), Showstar, Show-Juror, Werbefigur, Buchautor, knallhart rechnender Unternehmer und Gesellschaftslöwe mit reichlich Brüllen in den Klatschspalten. Rund um Bohlen ist eine wahre Unterhaltungsindustrie gewuchert. Ein Hamburger betreibt eine umfangreiche Fanseite über Bohlen.
Er wurde x-mal verklagt, weil seine Sprüche, vor allem in den schriftlichen Werken (Autobiografie "Nichts als die Wahrheit", Co-Autorin war Katja Keßler) gegenüber Wegbegleitern und anderen Promis einfach zu derb waren, weil er Details enthüllte, die besser privat geblieben wären. Er hat gleichzeitig auch andere mit Klagen überzogen.
Zweimal war er verheiratet, mit Erika, mit Verona Feldbusch, zweimal geschieden. Seine langjährige Lebenspartnerin war Nadja Abd El Faraq, dann kamen Estefania Küster und andere Freundinnen, dazwischen kurzfristig anberaumte Begegnungen, aus denen wiederum Schlagzeilen und Wortschöpfungen wurden, die nur Bohlen hervorrufen konnte. „Teppich-Luder“ zum Beispiel, dazu „Naddel“ für seine Ex, „Penis-Bruch“ (ist ihm selbst unterlaufen) und vieles mehr. Diese Begriffe sind in den Wortschatz eingeflossen, Modern Talking gewissermaßen. Auch von seinem langjährigen Partner Thomas Anders trennte er sich, es gab Beschimpfungen, Vorwürfe, dann ein Comeback, wieder Trennung. Bohlen hat ein Faible für Serien.
Als er einmal einen Autounfall hatte und die Polizei nicht sagen wollte, ob seine Partnerin Naddel dabei war, gaben die Beamten folgende Pressemitteilung heraus: „Ein international bekannter 44-jähriger Popstar geriet mit seinem Pkw infolge von Unachtsamkeit auf der nassen Fahrbahn ins Schleudern, rutschte in den rechten Seitenraum, prallte gegen einen dort befindlichen Feldbusch.“
Sechs Kinder Bohlens sind der allgemeinen Öffentlichkeit bekannt. Zwischendurch gab es Ärger mit seiner Ex Estefania, die von Bohlen höheren Unterhalt forderte. Der gemeinsame Sohn sollte schließlich auf eine Privatschule und Musikunterricht bekommen. Das ist teuer, da Papa eben nicht mehr zu Hause wohnt und dem Filius die Flötentöne beibringen kann.
Mit seiner Carina und den beiden gemeinsamen Kindern lebt Dieter Bohlen südlich von Hamburg. Er hat Millionen mit Musik verdient, mit seinen TV-Sendungen, mit der Werbung. Dieter – die Show, Dieter – das Buch, Dieter – der Film, Dieter ohne Ende. Zum 60. Geburtstag wünscht sich Bohlen nur Gesundheit, „dass ich noch möglichst lange viel, viel Geld für die ranschaffen kann, dass wenn ich mal endlich abkacke, es ihnen richtig gut geht“, wie aus der Internetseite hervorgeht.