Weil die neue Show vom Start weg floppte, knickt ProSiebenSat.1 ein und komprimiert den weiteren Verlauf der „Millionärswahl“ auf zwei Termine. Auch eine kurzfristige Regeländerung holte keine Zuschauer zurück.

Berlin. Mit großen Hoffnungen waren ProSieben und Sat.1 in das Fernseh-Experiment „Millionärswahl“ gestartet. In der Show sollte zum ersten Mal ein „demokratisch gewählter“ Millionär auserkoren werden. Doch schon nach zwei Ausgaben mit wenig Zuschauern und viel Kritik ist klar: Die beiden Sender können nur noch die Reißleine ziehen. Die Show wird mit sofortiger Wirkung aus der Primetime gekippt und soll deutlich verkürzt werden. Das Jahr 2014 hat seinen ersten Fernseh-Flop.

Etwa 27.000 Menschen hatten sich im Herbst im Netz mit Videos, Fotos oder Texten beworben. Aus den letzten 49 sollte dann in acht Live-Shows der Gewinner der Million bestimmt werden. Die Anliegen der Menschen, die sich für einen verdienten Millionär hielten, reichte von der Legalisierung von Cannabis bis zu Jugendprojekten mit Tanzen.

Doch schon die erste Ausgabe am Donnerstag brachte den Showmachern vor allem eines ein: eine Wutwelle im Internet. Der Zorn des Publikums richtete sich dagegen, dass Publikumsfavorit Ralf Zanders (47) aus Kerken am Niederrhein überraschend herausflog. Der sanfte Mann mit langen Haaren und Bart hatte mit der Million sein unheilbar krankes Patenkind Neele unterstützen wollen.

Nach einem rührenden Einspielfilm und seiner Mutprobe – trotz Höhenangst ging er sichtlich kämpfend senkrecht eine Wand herunter - gönnten ihm Viele den Einzug ins Finale. In letzter Minute wurde Zanders jedoch zum Verhängnis, dass Konkurrenten gegen ihn stimmten. Eine bayerische Altrockerband setzte ihre Punkte komplett auf den Breakdancer Benedikt Mordstein. Die Rocker und der Sender wurden wüst beschimpft. Ein PR-Debakel.

Der ProSiebenSat.1-Konzern warf am Tag darauf die Regeln um, änderte das komplizierte Punktesystem und gab dem Publikum mehr Macht. Und auch den Fall Zanders wollte man offenbar entschärfen. Moderator Elton bot dem Sympathieträger zu Beginn der zweiten Sendung am Freitagabend an, doch direkt ins Finale aufzurücken.

Zanders zögernde Antwort: „Nein, ganz klar nein. Wir haben uns das mit meiner Frau sehr gut überlegt. Und wir kriegen jetzt super viel Zuspruch. Wir wissen nicht, was passiert im Finale. Es könnte genauso ein Schuss in den Ofen werden. Es passiert gerade sehr viel für uns. Und wir sind glücklich damit.“ Seine Frau neben ihm ergänzte: „Der Ralf ist von Grund auf ehrlich. Der bleibt immer bei dem, was er macht. Deswegen sagen wir: Wir bleiben auch fair.“

Statt sechs Live-Shows nur noch zwei Sendungen

Immerhin: ProSieben und Sat.1 hatten ihren guten Willen unter Beweis gestellt. Das bewahrte die Sender aber nicht vor einem weiteren Quotenabsturz. Waren es am Donnerstag auf ProSieben noch rund 1,9 Millionen Zuschauern gewesen, war es am Freitag auf Sat.1 nur ungefähr die Hälfte – 980.000. Damit war für die Privatsender endgültig der Krisenfall eingetreten.

Statt der geplanten sechs weiteren Live-Shows kommen nur noch zwei weitere Sendungen. Auch der Ablauf ändert sich. Am nächsten Sonnabend (18. Januar) präsentiert ProSieben um 22.15 Uhr im Schnelldurchlauf alle im Wettbewerb verbliebenen 35 Kandidaten. Jedoch werden nur noch Einspielfilme gezeigt. Am 25. Januar um 22.15 Uhr gibt es dann ein Live-Finale. Beide Sendungen laufen bei ProSieben, Sat.1 nun nicht mehr dabei. Für die frei gewordenen Sendeplätze laufen Hollywood-Filme in der Wiederholung.

„Den kreativen und interessanten Bewerbern gibt ProSieben mit diesem neuen Sendemodus weiter die Chance, sich und ihre Ideen einem breiten Publikum zu präsentieren“, schreibt der Sender über die Entscheidung. Etwas Gutes kann die Sendung auf jeden Fall verbuchen: Sie hat auf das Schicksal der kleinen Neele aufmerksam gemacht - Finale hin, Finale her.

Zustimmung im Internet

Im Internet wurde die Absetzung auf Raten mit breiter Zustimmung zur Kenntnis genommen. „Endlich wird das Dilemma beendet“, schrieb eine Nutzerin auf der Facebook-Seite von “Millionärswahl“. Eine andere bemerkte: „War von vornherein zum Scheitern verurteilt. Sollen das Geld gleich auf hilfsbedürftige Einrichtungen verteilen. Davon gibt's schließlich genug.“

Ein weiterer User bot ProSiebenSat.1 umgehend seine Einschalt-Dienste an: „Für eine Million Euro werde ich mir die letzten beiden Sendungen noch anschauen. Deal?“