Die Moderation der Sat.1-Show kommt äußerst zähflüssig daher. Am großen Vorbild „Dschungelcamp“ beißt sich das Duo Oli Pocher und Cindy aus Marzahn die Zähne aus. Auch im „Big Brother“-Haus geht es unlustig zu.
Berlin. „Gibst du Opi Opium, bringt Opium Opi um“. Ein Zungenbrecher. Schon für Deutschsprachige ein Grund zu stolpern. David Hasselhoff (61), von Freitag bis Dienstag im „Promi Big Brother“-Haus von Sat.1 eingekerkerter US-Star, hat das Wortspiel gelernt. Denn Zeit hat er im TV-Knast, der rund um die Uhr von 70 Kameras überwacht wird, dafür eine Menge gehabt, auch gute Lehrer, wie zum Beispiel Schauspieler Martin Semmelrogge (57), der häufig die Nähe des namhaften US-Imports suchte.
Auch Sat.1 gönnt sich, wie schon Hasselhoff mit der fremden Sprache, eine Menge Zeit mit dem neuen TV-Format, das vom Konzept und Ablauf fast eine Kopie des RTL-Dschungelcamps „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ ist. Das einzige Problem: Das hohe Risiko, jeden Tag am späteren Abend eine Programmfläche freizuschlagen für die „VUPs“ (Very Unimportant Persons, wie die „Bild“-Zeitung die Mitspieler nannte), hat sich nicht so recht gelohnt. Das Publikum liebt das Original, die RTL-Dschungelshow.
Nach 3,21 Millionen Zuschauern zum Dreieinhalb-Stunden-Start am Freitag und sehr guten 22,3 Prozent Marktanteil in der für den Münchner Privatsender wichtigen Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren bröckelten die Quoten des Sat.1-Spektakels weg. Am Mittwoch sahen nur noch 1,34 Millionen Menschen zu – allerdings lief im ZDF die unbesiegbare Champions-League-Konkurrenz. An diesem Freitag ist Halbzeit des Zwei-Wochen-Mammutprojekts. Tatsache ist, dass die Show bis auf den Hasselhoff-Auszug ereignislos dahinplätschert und längst nicht so viel Erzählpotenzial bietet wie das RTL-Dschungelcamp.
Kalkofe zerreißt sich das Maul
Die Kritiker reagieren mit schwerem Geschütz. „Das mit Anlauf und Turbobooster am schlimmsten gegen die Wand gefahrene Großprojekt aller Zeiten!“, zischelte Mattscheiben-Experte Oliver Kalkofe zuletzt auf seiner Facebook-Seite. Und schon vor ein paar Tagen fragte sich das Lästermaul: „Welcher Fluch von welcher alten runzeligen Medienhexe lastet auf Sat.1, dass sie bis zum Ende ihrer Tage dazu verdammt sind, alles, aber auch wirklich alles, was sie in die Hände nehmen, mit Karacho und Köpper in die Scheiße zu reiten?“
Die Zeitung „Die Welt“ griff in die gleiche Kiste. „Angestaubte Fernsehfiguren.[...] TV-Gesichtsverleiher, deren bodennaher Zenit seit Jahren überschritten ist: Sie alle werden jährlich mit ein wenig Geld aus jenen Regalen geholt, in denen sie erfolglos auf eigene Sichtbarkeit und eine Spur von Bedeutung warten. Der Deal ist simpel: Ein wenig Geld, ein Stückchen Illusion, entsetzlich leere Glücksversprechen gegen die Bühne. Prostitution, sagen die einen. Unterhaltung nennen es die anderen.“
Sat.1-Geschäftsführer Nicolas Paalzow kündigte vergangene Woche an, dass „Promi Big Brother“ für seinen Sender wichtig wie eine Fußball-WM sei. Aber wäre Sat.1 damit nicht jetzt schon in der Vorrunde ausgeschieden? „Die Show läuft noch bis 27. September“, sagt eine Sprecherin. „Dann wird Bilanz gezogen. Im Moment stehen wir nach sechs Folgen bei einen durchschnittlichen Marktanteil von 16,5 Prozent. Das ist deutlich über Senderschnitt, darf aber natürlich ruhig noch mehr werden.“ Und für Hasselhoff komme Ersatz, kündigte sie an.
Sat.1 arbeitet an Verbesserungen
Thematisch herrscht aber unter den Bewohnern Müdigkeit vor – ob mit oder ohne Hasselhoff: Die Tatsache, dass die holländische Moderatorin Marijke Amado den Boxer Manuel Charr im Armdrücken besiegte, lockte wohl so recht niemanden hinter dem Ofen vor, genauso wie Manuels „Problem“ mit Sarah Joelle, dass sie immer „so etwas Kurzes an hat. Da kann man sich als Mann im Gespräch nicht konzentrieren, weil man dann immer nach unten gucken muss.“ Jenny Elvers-Elbertzhagens erneute „Alkoholbeichte“ verhallte weitgehend.
Der Sender aber verweist darauf, dass die Reaktionen in den sozialen Netzwerken und auf Twitter immer positiver würden. Und man arbeite ständig an Verbesserungen.
Dennoch: Die Moderationen von Cindy aus Marzahn und Oliver Pocher sind recht zähflüssig, nicht so originell „gescripted“ wie beim RTL-Dschungelcamp mit Daniel Hartwich und Sonja Zietlow. Kalkofes Resümee: „So lustig wie ein Eimer Schweinemett“.