“Schlag den Raab“ ist seit der Sommerpause für den Moderator Programm. In der Nacht zu Sonnabend verlor Stefan Raab gegen Kandidat Klaus Hermann.

Köln. Stefan Raabs Pechsträhne hält an: Der Moderator musste auch im zweiten Duell bei "Schlag den Raab" nach der Sommerpause seinem Herausforderer den Sieg überlassen. Nach einer wiederholt epischen Ausgabe der Pro7-Show fand Raab am frühen Sonntagmorgen in dem Münsteraner Versicherungskaufmann Klaus Hermann seinen Meister. Der zweifache Deutsche Meister im Taekwondo entschied um 1.11 Uhr das 14. Spiel für sich und heimste somit den Geldkoffer mit 500.000 Euro ein. Der frisch Vermählte war mit seiner Einschätzung der Distanz der Städte Magdeburg und Marburg 28 Kilometer näher an der Wahrheit als Raab. Bei der "Gretchenfrage" stand das Duell auf der Kippe: Es stand fünf zu fünf, die letzte Frage des Spiels sollte darüber entscheiden, ob Klaus den Geldkoffer mit nachhause nehmen würde oder Raab ein 15. Spiel erzwingen würde.

Was neben Raabs Quiz-Schwächelei am Sonnabend auch einigen der insgesamt bis zu 4,3 Millionen Fernsehzuschauern wiederholt aufgefallen sein dürfte, war die versteifte Moderation Steven Gätjens. Auch im dritten Anlauf nach dem Abschied von Raab-Intimus Matthias Opdenhövel verstand es der Nachfolger aus dem Pro7-Stall nur selten, etwas Farbe ins Spiel zu bringen.

In Puncto Schlagfertigkeit jedenfalls kann der Hamburger Gätjen dem jovialen Rheinländer Opdenhövel (noch) nicht das Wasser reichen. Diese Schwäche offenbarte sich auch am Sonnabend. Eine der zahlreichen Pausen nutzte Gätjen für einen Smalltalk mit der frisch angetrauten Ehefrau des Kandidaten und fragte diese nach dem Ziel der Hochzeitsreise aus. Gätjen: "Wo soll es denn hingehen?" Frau: "Nach Südafrika!" Gätjen: "Nach Südafrika!" Chance verpasst - nur wenige Sekunden zuvor hatte Kandidat und Ehemann Klaus im Wissenspiel Südafrika als eines der weltweit aktivsten Weinanbauländer genannt.

Andere Szene: Raab: "Können wir das Drücken noch mal machen?" Gätjen: "Das Drücken willst du noch mal machen?" Hätte man was draus machen können... Fehlende Schlagfertigkeit offenbart sich nicht selten in der Wiederholung vorgegebener Antworten.

Immerhin: Als Promoter konnte Gätjen durch unfallfreies Vortragen immer wiederkehrender Gewinnspiele bislang zweifelsohne überzeugen. Für den eher technokratischen Moderatoren ein Segen, in den steroiden Monologen aufblühen zu dürfen.

Nach dem schleimigen Ende des Auftritts der "Blue Man Group" etwa witzelte Raab: "Also ich hätte keine Lust darauf, jeden Abend so versaut rumzulaufen." Worauf Gätjen entgegnete: "Wieso, ist doch schön!", um alsdann schnell in den Hinweis auf das anstehende Berlinkonzert der Blue Man Group und das dazugehörige Kartengewinnspiel zu flüchten.

Einzig zu den Hibbeligkeiten Raabs fallen Gätjen halbwegs lustige Kommentare ein. Das Publikum hingegen pflegt Gätjen eher humorlos zur Ruhe aufzufordern. Nun ist es nicht so, dass von Moderator Gätjen Entertainer-Qualitäten verlangt werden - angesichts der Präsenz Stefan Raabs eine unfaire Erwartungshaltung. Aber vielleicht sollte Gätjen bei Kommentator Frank Buschmann in die Lehre gehen, dem es trotz weitaus geringerer Reaktionszeit stets gelingt, die Sportduelle mit lockeren Sprüche zu würzen.

Eine Buschmann-Auswahl vom Sonnabend: "Der Krabbelkäfer von Sylt" (Spiel "Headis"); "Vielleicht sollte er sich einen Hund anschaffen" (Frisbee); "Wie einst Eddy Ahrendt bei den Karl-May-Spielen, Winnetou lässt grüßen", "Man hat fast das Gefühl, Stefan Raab will den Schmetterling erschlagen - Willkommen, bei Schlag den Schmetterling!" (Schmetterling); "Er wackelt wie ne Nähmaschine" (Schießen). Buschmann könnte Sprüchebücher füllen wie Dieter Bohlen.

Richtig warm geworden mit Gätjen ist Raab offensichtlich noch nicht. Dass der Kölner jetzt ausgerechnet den Pro7-Kollegen aus Hamburg für seine jüngste "Schlag den Raab"-Misere verantwortlich machen und die "Gätjenfrage" stellen wird, scheint dennoch eher unwahrscheinlich.

Jedenfalls bleibt zu erwarten, dass sowohl Raab als auch Gätjen beim nächsten TV-Duell am 17. Dezember einen neuen gemeinsamen Anlauf nehmen werden.

Das Spieleprotokoll:

Spiel 1: Knöpfchen drücken. Die Gegner müssen zwei Minuten lang ein kleines Zählergerät drücken. Stefan Raab gewinnt mit 555:532 Zählern.

Spiel 2: Fußballwappen: Die Kandidaten müssen nationale und internationale Vereinswappen bestimmen. Das Spiel geht mit 6:2 an Klaus.

Spiel 3: Headis. Ein Ball muss per Kopf über eine Tischtennisplatte gespielt werden. Klaus siegt mit 11:7.

Spiel 4: Karten-Duell. Die Kandidaten müssen Spielkarten von 1 bis 11 gegeneinander stechen. 6:3 für Klaus.

Spiel 5: Strickleiter. Wer als erster eine 20 Meter hohe Strickleiter erklimmt, gewinnt die nächsten Punkte. Klaus ist in 54 Sekunden oben.

Spiel 6: Football. Das Ei von aus großer Distanz Richtung Spieler katapultiert. Raab fängt sechs Bälle, Klaus nur zwei.

Spiel 7: Wer weiß mehr? Die Duellanten nennen abwechselnd gesuchte Begriffe zu einer Oberkategorie. Beispiel: Welche Mittelmeerstaaten gibt es? Klaus weiß mehr. 4:1 für Klaus.

Spiel 8: Frisbee. Die Variante des Ultimate entscheidet Raab mit 8:3 klar für sich.

Spiel 9: Alphabet rückwärts. "Z, Y, X, W, usw... Raab verhaspelt sich dreimal und benötigt 3:56 Minuten, Klaus schafft es im dritten Anlauf in 2:00 Minuten.

Spiel 10: Schmetterlinge. Papiertiere flattern vom Himmel, die Kandidaten müssen die Schmetterlinge mit dem Kescher auffangen. Raabs Technik begeistert, er siegt mit 6:2.

Spiel 11: Schießen. Die olympische Disziplin ist ein Fall für Ex-Bundeswehr-Rekrut Klaus: 103:85 Ringe. Klaus geht mit 41:25 in Führung, eine Vorentscheidung...

Spiel 12: Blamieren oder Kassieren. Stefan Raabs Paradedisziplin geht haarscharf an den Moderator.

Spiel 13: Modelleisenbahn. Kugeln müssen über eine Glasröhre in fünf Waggons eines fahrenden Minizuges gerollt werden.

Spiel 14: Entfernungen. Verlangt werden die Distanzen zwischen deutschen Städten. Die elfte Frage entscheidet: Klaus (schätzt 165 Kilometer) ist bei Magdeburg-Marburg (301) näher dran als Raab (465) und gewinnt damit vorzeitig 500.000 Euro.