Mit einer überraschenden Wutrede setzt Stefan Raab sich gegen Kritiker zur Wehr, die Lenas Titelverteidigung beim Eurovision Songcontest skeptisch betrachten.

Köln. In ungewöhnlicher Schärfe hat Stefan Raab seine Idee von Lenas Titelverteidigung beim Grand Prix verteidigt. „Wir haben sehr, sehr gute Chancen“, versicherte der 44-jährige Entertainer in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung". Dass Lenas Alleingang bei „Unser Song für Deutschland“ so niedergemacht werde, liege in erster Linie an den Journalisten: „Die drehen durch.“

Den Spruch „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“ habe er noch nie verstehen können, sagte Raab, der während des Interviews eine Stunde lang in der Lautstärke „einer Uli-Hoeneß-Wutrede“ gesprochen haben soll. Schon Wochen vor dem Eurovision Song Contest in Oslo im Mai 2010 habe er mit Lena vereinbart, dass sie im Fall eines Sieges dieses Jahr noch einmal antreten würde. „Ich habe zu Lena gesagt: Wenn das nicht der Höhepunkt deiner Karriere gewesen sein soll, dann müssen wir noch mal antreten und entweder den eigenen Erfolg durch eine haushohe Niederlage pulverisieren oder wir gewinnen noch mal und pulverisieren den ersten Erfolg durch den zweiten.“

Dass das Publikum auf diese Weise um die Möglichkeit gebracht wird, den diesjährigen deutschen Kandidaten mitzubestimmen, findet er nicht schlimm: „Steht irgendwo im Grundgesetz, dass es ein Recht der Bevölkerung gibt zu entscheiden, wer zum ESC fährt? Das ist ja, als würde Jogi Löw per Tele-Voting entscheiden, wer in der Nationalmannschaft spielt.“ Bei den Vorentscheiden, die früher von der ARD veranstaltet wurden, habe man im übrigen auch nur die Wahl zwischen Pest, Cholera und Syphilis gehabt.

Raab bestritt auch, dass er die ARD am Nasenring durch die Manege führe, indem er alles allein entscheide. „Die müssen ja nicht mit mir arbeiten“, sagte er. „Aber wenn sie ergebnisorientiert arbeiten wollen, dann müssen sie sich auch ein bisschen an meine Philosophie halten.“ Immerhin habe er für die ARD „Ödland“ aufgearbeitet und Deutschland erstmals seit Jahrzehnten mit einer „Super-Künstlerin“ zum Sieg verholfen.

Am 18.2. steht in der ARD die letzte der drei Ausgaben von „Unser Song für Deutschland“ auf dem Programm. Aus sechs Titeln soll das Fernsehpublikum das Lied aussuchen, mit dem Lena am 14. Mai beim Finale des Eurovision Song Contests in Düsseldorf antritt. Die Einschaltquoten der ersten beiden Shows waren schlecht. Allerdings steht das Album mit den insgesamt zwölf Liedern, die Lena bei „Unser Song für Deutschland“ gesungen hat, auf Platz eins. „Lena ist die erste Casting-Künstlerin, die es geschafft hat, mit einem zweiten Album in Folge auf Nummer eins der Charts zu landen“, sagte Raab. „Das hat es vorher noch nicht gegeben.“ Im übrigen gelte: „Niederlagen sind morgen wieder vergessen. Nur Siege bleiben.