Am Freitag läuft der Deutschen liebstes Quiz mit Günther Jauch zum 1000. Mal. Dabei gab's kuriose Kandidaten und so manchen Millionär.
Berlin. Wer über Jahre beharrlich sein Steckenpferd reitet, setzt sich dann und wann einer lästigen Frage aus: "Und wie lange noch?" Dieses Nachbohren hat Günther Jauch immer wieder zu erdulden. Beispielsweise beim RTL-Magazin "Stern TV", das er inzwischen tatsächlich beendet hat, und auch bei seinem RTL-Erfolgsquiz "Wer wird Millionär?" (kurz WWM). Jetzt hat ihn sogar sein eigener Sender mit der Frage konfrontiert, wie denn seine Zukunftserwartungen bei "Wer wird Millionär?" seien. Und dafür gibt es auch einen ganz triftigen Grund: Der 55-jährige Jauch moderiert an diesem Freitag seine 1000. Ausgabe seit dem Start im September 1999.
"WWM ist meine Sendung!", liefert der Publikumsliebling als maßgerechte Antwort im RTL-Presseheft. "Ich hätte am Anfang selber nie gedacht, dass das so zu meinem Format werden würde. Das ist es mittlerweile. Ich hoffe, dass das noch eine ganze Weile so bleibt." Gottes großer Zoo sei einfach unerschöpflich, "und so mache ich mir keine Sorgen, dass die Sendung jemals langweilig werden könnte."
Jauch ist inzwischen mit seinem aus England stammenden TV-Spiel zu einer Ikone des deutschen Fernsehens geworden. "Wer wird Millionär?" ist aus deutschen Wohnzimmern nicht mehr wegzudenken, das Quiz gibt es als Gesellschaftsspiel, für einsame Alleinunterhalter auch als App fürs iPhone. Und Begriffe wie "Telefonjoker" und "Publikumsjoker" haben es schon in den Duden geschafft.
Ein Ende seiner Show ist in der Tat nicht abzusehen. Denn Jauch hat – auch wenn darüber immer nur spekuliert wird – einen handfesten Grund, seine prominente Nase ins TV zu halten: Ohne seine Bildschirmpopularität würde auch sein Produktionsunternehmen Information & Unterhaltung I&U nicht so recht als Türöffner bei den Sendeanstalten dienen. I&U stellt inzwischen für viele Sender Unterhaltungsformate und Talks her.
Auch seine politische ARD-Gesprächsrunde produziert Jauch mit der Firma, nicht aber seine RTL-Show WWM. Dafür ist die Deutschland-Tochter des holländischen Produktionsgiganten Endemol zuständig. Das soll ihn immer ein wenig gewurmt haben, wissen Eingeweihte, denn so musste sich Jauch immer mit einer vergleichsweise geringen Moderatorengage begnügen, obgleich er mit seinem Quiz dem Sender hohe Werbeeinnahmen bescherte.
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6,70 Millionen Zuschauer schalteten im Schnitt die im vergangenen Jahr ausgelaufene elfte Staffel seiner Show ein, immer noch ein guter Wert, wenn auch kein Spitzenschnitt. Was RTL eher zu denken gibt: Die Quizshow wird mit dem Publikum älter. Die nachfolgenden Sendungen wie derzeit "Rach – der Restauranttester" oder Birgit Schrowanges Magazin "Extra" holen mehr Zuschauer im für RTL werberelevanten Segment zwischen 14 und 49 Jahren.
Die Show ist aber Kult, sie ist kaum aus dem TV-Alltag wegzudenken, auch Jauchs typisches Auftreten nicht: Manchmal, das weiß der erfahrene WWM-Zuschauer, mag Jauch Kandidaten, manchmal nicht: "Leute, die ewig brauchen, keine Antwort wissen, es aber nicht zugeben und immer wieder fragen, ob ich ihnen nicht helfen kann", erzählt er. "Das sind Kandidaten, bei denen ich auch ein bisschen grantig werden kann." Dagegen liegen "mir eher Kandidaten, die auf Risiko gehen, die sich was trauen und die dieses Zocker-Gen in sich haben."
Ex-"Wetten, dass..?"-Zugpferd Thomas Gottschalk , 24 Jahre in Amt und Würden, gehört zu Jauchs engsten Vertrauten im sonst wenig kuscheligen TV-Business. In der Kombination aus Langlebigkeit, Häufigkeit und Einschaltquote sei WWM nach dem Rücktritt von Thomas Gottschalk "im Moment insgesamt die erfolgreichste Sendung im deutschen Fernsehen", sagt Jauch. "Darüber bin ich natürlich sehr froh, und wenn ich so lange wie Thomas dabei bleibe, haben wir gerade erst die Halbzeit erreicht."