Hamburg. 4400 Zuschauer wollten das hochkarätige Gastspiel von Herbert Grönemeyer und Robert Wilson in Hamburg sehen. Der Grund überrascht.
Für das Hamburger Theaterfestival ist es „ein Super-Gau“, wie Intendant Nikolaus Besch gegenüber dem Abendblatt erklärt: Das Gastspiel des Berliner Ensembles mit „Faust I + II“ in der Inszenierung von Robert Wilson ist kurzfristig abgesagt. Die Renommier-Produktion, mit der der hochkarätige Gastspielreigen am kommenden Wochenende sein Finale bestritten hätte, wird „zum großen Bedauern aller Beteiligten“, wie es in solchen Fällen heißt, ersatzlos entfallen.
4400 Zuschauer, die die spektakuläre Zusammenarbeit von Robert Wilson und Herbert Grönemeyer in Hamburg sehen wollten, müssen erreicht werden und dürfen ihre Eintrittskarten zurückgeben. Beide Vorstellungen im großen Mehr!-Theater am Großmarkt waren seit Wochen ausverkauft.
Die technischen Anforderungen, heißt es, hätten „sich als so komplex erwiesen, dass sie in Hamburg innerhalb des verfügbaren Zeitrahmens trotz größter Anstrengungen nicht mehr realisierbar waren“. Das erstaunt insofern, als alle Beteiligten – auch die Verantwortlichen des Berliner Ensembles – bereits seit Ende April über alle räumlichen sowie zeitlichen Umstände offenbar bestens unterrichtet waren. Auch die „technischen Anforderungen“ haben sich seitdem nicht verändert.
Für Nikolaus Besch ist dies „die allererste Produktion, die ich je absagen musste“. Das Festival ist auf Förderer angewiesen, auch deshalb ist die kurzfristige Absage aus Berlin ein Desaster. Schon beim zweiten der insgesamt drei geplanten Gastspiele des Berliner Ensembles hatte es (vergleichsweise geringe) Probleme gegeben: Trotz seiner Zusage hatte Intendant Claus Peymann sein Publikumsgespräch vor der Premiere von „Richard II.“ kurzfristig ausfallen lassen. Zudem verzögerte sich der Vorstellungsbeginn, weil Peymann Bühne und Licht neu einrichtete.
Bereits gekaufte „Faust“-Karten werden nun einschließlich der Vorverkaufsgebühren zurückerstattet. Karten können ab Montag dort zurückgegeben werden, wo sie gekauft wurden.
Auf die Frage, ob er Claus Peymann und das Berliner Ensemble noch einmal zum Theaterfestival einladen würde, antwortet Besch so diplomatisch wie deutlich: „Herr Peymann ist ja nur noch bis 2017 Intendant.“