Eine Yoga-Lehrerin und eine Tibeterin haben mit ihrer berühmten Nachbarin ein Album aufgenommen. Auf der Platte “Beyond“, die diesen Freitag erscheint, spricht der Weltstar Gebete zu buddhistischen und christlichen Melodien.
Berlin/Küsnacht. Es war ein Sonntag, als die Yoga-Lehrerin Regula Curti die Telefonnummer ihrer Nachbarin Tina Turner wählte. Sie hatte Glück. Nicht Tinas Butler Didier nahm den Hörer ab, sondern Turner selbst. Die Hobby-Sängerin fasste allen Mut zusammen und bat den Weltstar an einer Platte mitzuwirken. Curti und eine gebürtige Tibeterin haben in ihrer Freizeit buddhistische und christliche Melodien vertont, Tina sollte mit ihrer rauchigen Stimme dazu Gebete einsprechen. An diesem Freitag erscheint mit „Beyond“ das Musikprojekt von Tina Turner und ihren Nachbarinnen.
„Dahinter“ nennt sich auf Deutsch die Platte der drei gläubigen Frauen, deren Alltag unterschiedlicher nicht sein könnte. Tina Turner ist eine weltweit erfolgreiche Sängerin, die seit mehr als 40 Jahren auf der Bühne rockt. Dechen Shak-Dagsay ist eine sanftmütige Tibeterin. Ihre Eltern flohen noch vor ihrer Geburt in die Schweiz. Dort machte sie eine Banklehre, wurde dann Mutter und besingt heute mit ihrem Stiefvater, einem buddhistischen Geistlichen, Meditations-CDs. Die athletische Yoga-Lehrerin Regula Curti besitzt ein Therapiezentrum am Züricher See und singt am Krankenbett von Koma-Patienten und Sterbenden.
Das Trio verbindet auch viel: Ihre Religiosität und die Hoffnung, Glaubensgrenzen überwinden zu können. Auch Tina Turner ist gläubig. Getauft wurde sie als Christin, aber seit 1975 bekennt sich die 69-Jährige zum Buddhismus. „Es gibt viel Trennendes zwischen den Religionen der Welt. Aber die gemeinsame Essenz ist das, was Glaube im Herzen auslöst“, sagt Curti bei einem Interview in Berlin. Es spiele daher keine Rolle, auf welche Weise und mit welchen Texten man bete. „Wir sind offen für die heilende Qualität der anderen Religion ohne die eigenen Wurzeln zu verlieren.“
Auf dem Album „Beyond“ sind sanfte Melodien und die zarten Stimmen von Curti und Shak-Dagsay zu hören. Sie singen alt bekannte Gebete wie das „Gegrüsst seist du Maria“ und das Mantra „Tara“. Ungewohnt weich klingt dazu die rauchige Stimme Turners, die selbst verfasste Botschaften spricht. Die Stücke wurden komplett von Curti und Shak-Dagsay komponiert oder aus alten, christlichen Gesängen entnommen. Die beiden wälzten alte Gesangsbücher, besuchten Geistliche und Klöster.
„Ich nahm eines Tages an einem Gottesdienst teil, da ertönte ein unglaublich schönes, vierstimmiges Halleluja“, erzählt Curti. Ihr liefen Tränen über die Wangen. „Nach dem Gottesdienst rannte mir eine Nonne nach und drückte mir einfach die Noten in die Hand.“ Zwei Jahre lang recherchierten die beiden Frauen, erst zum Ende kam der Weltstar Tina Turner hinzu und unterstütze die Frauen im Tonstudio mit Stimme und Erfahrung.
Die inzwischen 69-jährige Sängerin lebt mit ihrem deutschen Lebensgefährten in Küsnacht am Züricher See – wie auch Regula Curti. Die Christin war Vormieterin von Turners Anwesen und die beiden haben sich immer wieder auf Partys getroffen. Als Curti ihre Nachbarin bat, bei „Beyond“ mitzuwirken, sagte diese zu – trotz Widrigkeiten. Turner musste zunächst ihr Management von dem Projekt überzeugen und ihren Plattenvertrag auflösen. „Aber Tina war das egal. Sie hat nur gesagt: Ich habe schon lange auf so etwas gewartet“, berichtet Curti.