Die Sängerin legt Teil zwei ihrer Trilogie vor. Außerdem: die neuen Alben des Moka Efti Orchestra und von Lee Fields.
Bekannt geworden ist das Moka Efti Orchestra durch die Fernsehserie „Babylon Berlin“. Doch das vielseitige Tanzorchester hat sich mit deutschlandweiten Auftritten – unter anderem beim Elbjazz-Festival – selbstständig gemacht.
Musikalisch hat es sich beim zweiten Album „Telegramm“ (Motor Music) vom 20er-Jahre-Swing gelöst. „Unser eigenes Wunschkonzert“, nennt Mitbegründer Mario Kamien die neue Bandbreite des 14-köpfigen Ensembles.
Der Eröffnungssong „Tresor Unser“ ist vorwärtstreibender Balkan-Jazz mit Geige und Polka-Bläsern im Hintergrund und ein idealer Einstieg in den Kosmos des Orchesters. Darin gibt es mit „Bedeutend“ ein Chanson im Stil Manfred Krugs; sinfonischer Cool Jazz findet sich auf „Telegramm“ ebenso wie ein langsamer Latin-Groove mit der betörenden Severija als Sängerin oder Kurt Weills „Surabaya Johnny“. Mit Milky-Chance-Sänger Clemens Rehbein wurde für „Last Chance Sweet Valentine“ ein weiterer prominenter Gast eingeladen.
Weyes Blood legt Teil zwei einer Trilogie vor
Fünf Alben hat Natalie Mering alias Weyes Blood bisher veröffentlicht, größere Aufmerksamkeit erfuhr die Kalifornierin 2019, als sie „Titanic Rising“ veröffentlichte, das erste Werk einer Trilogie. Jetzt folgt mit „And In The Darkness, Hearts Aglow“ (Sub Pop) der zweite Teil.
Die Texte der Sängerin mit der angenehmen Altstimme sind geprägt von den Erfahrungen der Corona-Pandemie und einer Vereinsamung. „I Stopped Having Fun“ singt sie in „Hearts Aglow“. Die neuen Songs sind düster, „God Turn Me Into A Flower“ klingt nicht nur wegen des Harmoniums sakral: Mering ist in einer Familie von streng gläubigen Christen aufgewachsen, hat sich aber schon als Teenager von den Restriktionen der „Wiedergeborenen Christen“ gelöst.
Weyes Blood reflektiert Erfahrungen, die zuletzt viele junge Leute gemacht haben, insofern ist das aktuelle Album mit seinen klugen Texten und atmosphärischen dichten Arrangements auf der Höhe der Zeit. Als „Joni Mitchell der Generation Z“ hat der „Musikexpress“ die Kammerpop-Künstlerin bezeichnet. Trifft!
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„Forever“, der erste Song auf Lee Fields’ aktuellem Album „Sentimental Fool“, klingt, als sei er Mitte der 60er-Jahre in den Stax-Studios in Memphis aufgenommen worden. Doch die Aufnahmen entstanden in Kalifornien, weit weg von der Stadt in Tennessee, wo der „Southern Soul“ seinen Ursprung nahm. Fields (72) nahm seine erste Single 1969 auf.
Mit dem aktuellen Album ist er zum Daptone-Label gewechselt. Die Songs sind im Stil der 60er mit satten Bläsern und fettem Orgel-Sound aufgenommen. Die Ballade „Just Give Me Your Time“ erinnert an den Schmelz eines Percy Sledge, Liebeslieder überwiegen, aber es gibt auch einen Song, der die traurige Realität vieler Afroamerikaner im Blick hat: .„Two Jobs“ erzählt von der Unmöglichkeit, seine Familie mit nur einem Job durchzubringen.
Am 22. Februar gastiert Lee Fields im Mojo Club. Er wird zeigen, dass er ein „Extraordinary Man“ ist – Titel des finalen Tracks auf „Sentimental Fool“.