Udo Lindenberg wollte seinen Erfurter Freund bei dessen Konzert in der Hamburger O2 World mit einem Gastauftritt beglücken, doch der Panikrocker traf keinen Ton. Clueso indes begeisterte das Publikum.

Hamburg. Starallüren sind ihm fremd. Clueso ist ein Popkünstler, den sich jede Mutter als Schwiegersohn wünscht und manche junge Frau als Partner. „Ich liebe dich!“ ruft einer dieser weiblichen Fans zwischen zwei Songs in Richtung Bühne und spricht damit vielen anderen aus dem Herzen, die sich ganz vorn in der O2-World-Arena drängeln, um ihrem Idol möglichst nahe zu sein.

An diesem Abend gibt es in der nur zu zwei Dritteln besetzten Halle einen deutlichen Frauenüberschuss, ganze Gruppen sind ohne Männer unterwegs, um den Liedern des Popsängers aus Erfurt zuzuhören. „Stadtrandlichter“ heißt die aktuelle Tour nach dem Album, das Clueso vor ein paar Wochen herausgebracht hat. Er spielt etliche dieser neuen Songs, von denen viele von Bewegung handeln, vom Fortfahren, wie „Pack meine Sachen“ – genauso wie von der Heimkehr. Doch auch an seine Anfangszeit als Musiker erinnert Clueso sich in einem langen Potpourri.

Angefangen hat der Sänger aus Thüringen nämlich als Rapper. Sein schwarzer Kapuzenpulli deutet auf diese Vergangenheit hin. Und auch die Publikumsansprache mit „Hamburg Ciddy“ gehört zum Jargon nicht nur einheimischer Hip-Hop-Artisten. Bei „Gib mir Mut“, „Da wohnt so’n Typ“, der ersten Single „Stumme Königin“ und weiteren Ausschnitten aus seiner Hip-Hop-Ära fängt das Publikum endlich kollektiv an zu tanzen. Dieser Teil und der anschließende Freestyle-Rap, bei dem Clueso von seinen Kumpels Norman Sinn und Dirty MC am Mikrofon unterstützt wird, gerät zum stärksten Teil der mehr als zweistündigen Show. Die Fans erheben sich von den Sitzen, endlich ist Party in der Arena.

Udo Lindenberg agiert deutlich übertrieben

Als dann Udo Lindenberg auf die Bühne kommt, wird er aus dieser Euphorie heraus mit lautem Beifall begrüßt, doch sein Auftritt wird zur Peinlichkeit. Zusammen mit Clueso singt er „Cello“, doch trifft er nicht einen Ton richtig. Auch die Lobhudelei vom „besten Künstler" und dem „besten Album" in Richtung Clueso inklusive eines leicht verunglückten Kniefalls wirkt deutlich übertrieben.

Doch Clueso und seine starke sechsköpfige Band bekommen noch mal die Kurve mit den nächsten Songs und einem ausführlichen Zugabenteil. Einen ganz starken Auftritt hat Clueso bei „Nebenbei“. Für diese Erinnerung an seine Teenagerzeit, ebenfalls auf „Stadtrandlichter“ veröffentlicht, begleitet er sich allein auf der akustischen Gitarre – und alle Herzen fliegen ihm wieder zu.