Hamburg. Kunstspiel zum Mitmachen: Heute mit Maria Lassnigs Werk aus der Sonderausstellung „Femme Fatal. Blick – Macht – Gender“.

Wie ein weiblicher King Kong bahnt sich der riesige Frauenkörper seinen Weg durch die Hochhäuser. Die lieblichen Farben, die zwischen Rostorange und Petrolblau changieren, spiegeln sich in der Figur wider und wirken irritierend, nehmen sie der Szene doch ihre Bedrohlichkeit.

Und doch: Das 182 mal 126 Zentimeter große Ölgemälde der Österreicherin Maria Lassnig (1919–2014) macht eine Ansage: „Woman Power“ – der Titel ist Programm. Es entstand 1979, während die Künstlerin einige Zeit in New York verbrachte. Die Frauenfigur soll Maria Lassnig selbst darstellen.

Kunsthalle Hamburg: "Woman Power" zeigt einen weiblichen King Kong

Der Körper ist ein zentrales Element im Werk der Malerin und Grafikerin, die immer wieder Exkurse in die Plastik und in den (Animations-)Film unternahm. Auch wenn sie ihre eigene Kunst nicht als programmatisch feministisch einordnete, zeigen ihre Bilder doch ein besonderes Körperbewusstsein und eine stark ausgeprägte eigene Körperwahrnehmung, welche einerseits eine starke, zukunftsweisende Haltung spürbar werden lassen und andererseits die Verletzlichkeit des menschlichen Leibes thematisieren.

In „Selbstpor­trät als Prophet“ von 1967 etwa, ein Bild, das sich in der Sammlung der Kunsthalle befindet, malte die Künstlerin nur die Körperteile, die sie während des Schaffensprozesses spürte. Zahlreiche weitere Selbstporträts zeugen von der Selbstanalyse, der sich die hochsensible Künstlerin fortwährend unterzog.

Maria Lassnigs Bild „Woman Power“ (1979 Öl auf Leinwand, 182 x 126) ist eine Leihgabe der Albertina in Wien und aktuell in der Ausstellung „Femme Fatale. Blick – Macht – Gender“ in der Galerie der   Gegenwart zu sehen.
Maria Lassnigs Bild „Woman Power“ (1979 Öl auf Leinwand, 182 x 126) ist eine Leihgabe der Albertina in Wien und aktuell in der Ausstellung „Femme Fatale. Blick – Macht – Gender“ in der Galerie der Gegenwart zu sehen. © Maria Lassnig Fondation / VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Maria Lassnig sieht sich nicht nur als "Feministin"

Auf die Bezeichnung „Feministin“ wollte sie sich nicht reduzieren lassen. Ihre eigene Definition als Künstlerin brachte der Kurator Wolfgang Drechsler auf den Punkt, als 2013 ihre erste Ausstellung im Palazzo Pitti in Florenz als Auftakt zum Frauen-Schwerpunkt des neuen Uffizien-Direktors Eike Schmidt eröffnet und Maria Lassnig mit 92 Jahren der Goldene Löwe der Biennale in Venedig verliehen wurde: „Sie wollte nie als Künstlerin anerkannt werden. Sondern als bedeutendster Maler Österreichs.“

„Woman Power“ ist eine Leihgabe der Sammlung Essl an die Albertina in Wien, wo gerade eine große Ausstellung mit Werken der Künstlerin läuft: „Ways of Freedom. Jackson Pollock bis Maria Lassnig“.

Kunsthalle Hamburg: Sonderausstellung „Femme Fatale. Blick – Macht – Gender“

Von dort hat es wiederum die Hamburger Kunsthalle für ihre Sonderausstellung „Femme Fatale. Blick – Macht – Gender“ ausgeliehen, die bis zum Montag, 10. April 2023 in der Galerie der Gegenwart zu sehen ist. Darin läutet das Gemälde eine Ära selbstbewusster Künstlerinnen ein, die sich gegen die zumeist männliche Sicht auf Frauen als Verführerinnen oder männermordende Vamps zur Wehr setzt und am Ende das Bild der „fatalen Frau“ zerstört.