Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: Joseph Karl Stieler „Tettenborn-Porträt“.
Die Schönheit hatte es ihm angetan. Immer wieder bat der Maler Joseph Karl Stieler (1781–1858) in den 35 langen Jahren, in denen er als Hofmaler der bayerischen Könige arbeitete, gut aussehende Menschen, ihm Modell zu sitzen. Bekannt wurde der Workaholic, der im Laufe der Zeit rund 500 Porträts schuf, durch seine Beteiligung an der „Schönheitsgalerie“ von König Ludwig I., zu der er 38 Werke beisteuerte.
Das Bild „Therese Alexandra Freifrau von Tettenborn“ (1815) gehört nicht in diese Galerie, obwohl sie ja nun wirklich auch nicht schlecht aussieht. Man sieht hier die sorgfältige Malweise und feine Technik des Künstlers, der die Adelige mit einem roten Umhang und einer roten, bestickten Kopfbedeckung darstellte, unter der einige braune Locken hervorquellen. Die Bekleidung wirkt etwas orientalisch. Mit verträumen Augen blickt die Freifrau aus dem Bild heraus die Betrachter mit dem ovalen braunen Hintergrund an. Man achte auf die Glanzlichter in ihren Pupillen!
Kunsthalle Hamburg: Lola Montez eine Geliebte von Ludwig I
Der Maler scheint hier die Persönlichkeit seines Modells getroffen zu haben. In Frankfurt zählte sie zum Umfeld von Goethe und galt als eine der schönsten Frauen der Stadt. Dieses Porträt gilt als eines seiner gelungensten. In der Kunsthalle hing auch das Bild von Friedrich Karl Freiherr von Tettenborn, mit dem sie in 2. Ehe verheiratet war. Er befreite Hamburg 1813 von der französischen Herrschaft. Zu Stielers bekanntesten Porträts zählen das von Ludwig van Beethoven (1820) und das von Johann Wolfgang von Goethe (1828). Mit Letzterem unterhielt er sich beim Modellsitzen ausführlich über die von ihm geschaffene Farbenlehre.
- Eine Federzeichnung als melancholisches Denkmal
- Galerie der Gegenwart – wie Frauen hier provozieren sollen
- „I can’t breathe“ – ein Lichtprojekt als Erinnerung
Am Ende gab es Streit. Das vorletzte Bild Stielers zeigt Lola Montez, die Geliebte von Ludwig I. Er malte sie im Kostüm einer spanischen Tänzerin mit einem großzügigen Dekolleté. Das gefiel Ludwig nicht, er ließ sie noch einmal malen, diesmal in schwarzem Samt. Auch das missfiel dem Herrscher. „Ihr Pinsel wird alt“, sagte er zum Maler. Der konterte: „Für einen alten Pinsel aber schön genug.“