Hamburg. Das Ensemble Resonanz haute bei seinem Auftritt in Hamburg ordentlich auf die Pauke. Hier ist die Konzertkritik.

So viele Kesselpauken auf einmal sieht man wirklich selten auf dem Podium der Elbphilharmonie. Halbkreisförmig an fünf Plätzen hinter dem Ensemble Resonanz angeordnet standen zwölf und im Orchester selbst noch ein weiteres Exemplar dieser raumgreifenden Instrumente.

Zunächst glaubte man, dass alle auf einmal für ein neues Werk des Komponisten Gordon Kampe gebraucht werden würden, das im Auftrag des Ensemble Resonanz entstanden war und zur Saisoneröffnung am Mittwochabend uraufgeführt werden sollte.

Konzert in der Elbphilharmonie mit Doppelzungen-Staccati und Flatterzungen

Aber die unterschiedlichen Pauken-Sets hätten bei der weiten Entfernung voneinander von dem tapferen Pauker des Orchesters, Bao-Tin Van Cong, in einem Stück unmöglich allein bedient werden können. Im Laufe des Abend stellte sich heraus, dass für jedes einzelne Werk des Programms ein anderes Set in den Vordergrund trat, darunter auch historische Paukentypen der Klassik für Beethoven und Mozart. Nur zwei Pauken spielten die Hauptrolle in Gordon Kampes Stück, das mit dem Titel „boxen!“ für Pauken und Kammerorchester einige Klanggewalt hätte befürchten lassen können.

Van Cong aber benutzte anstelle seiner Fäuste dann doch normale Paukenschlägel, mit denen er aber in dem rhythmisch aufgepeitschten ersten Abschnitt des Werkes unglaubliche Soli produzierte und gegen einen ziemlich satten Ensembleklang anspielen musste. Wirbelnde Streicherfiguren vermischten sich mit neuen Spieltechniken auf Holzblasinstrumenten wie Doppelzungen-Staccati oder Flatterzungen und viel Geräuschhaftem.

Konzert Hamburg: Sternstunde des Residenzensembles in der Elbphilharmonie

Der an der Hamburger Musikhochschule Komposition und Musiktheorie lehrende Kampe drehte in seinem vom Guest Conductor des Ensemble Resonanz, Riccardo Minasi, großartig geleiteten Stück das Energielevel allmählich runter und sein Stück ging fließend in die ersten Takte von Ludwig van Beethovens Violinkonzert D-Dur über.

Mit der aus Luxemburg stammenden Geigerin Alena Baeva hat das Ensemble Resonanz schon öfter zusammengearbeitet. Ihr Auftritt unter der Leitung Minasis aber, der in dynamischen Kontrasten und einer wunderbar freien Tempowahl einen revolutionär neuen Beethoven-Klang kreierte, geriet zu einer Sternstunde des Residenzensembles der Elbphilharmonie.

Konzert Elbphilharmonie: Dirigent Minasi strotzt vor Einfällen und hat Sinn für Humor

Minasi dirigierte ohne Taktstab und zeichnete mit Händen und Fingern die irrwitzigsten Figuren in die Luft. Um die hinten sitzenden Blechbläser zu erreichen, zögerte er in Mozarts „Linzer“ Sinfonie Nr. 36 später auch nicht, ihnen einfach mal zuzuwinken, als führen sie gerade mit dem Zug davon. Überhaupt hat dieser vor Frische und Einfällen nur so strotzende Dirigent einen Sinn für Humor und kommunizierte mit dem Publikum, wenn das Ensemble mal zwischenstimmen musste, sogar durch pantomimische Einlagen.

Bao-Tin Van Cong begleitete die Solokadenzen Baevas, zum Beispiel eine vom Geiger Christian Tetzlaff geschaffene Kadenz am Ende des ersten Satzes, mit seinen klassischen Pauken. In Jörg Widmanns Konzertouvertüre „Con brio“ drehte er seine Paukenschlägel einfach mal um und schlug mit den hölzernen Stielen auf die Metallkanten und Trommelfelle oder ließ sie zwischen den kupfernen Kesseln unten harte Wirbel erzeugen.