Hamburg. Beim Konzert mit Pianist Alexander Ullman ließ sich die Cellistin auch von einem kleinen Zwischenfall im Brahms-Teil nicht stoppen.
Wien, Berlin, London, Tokio – die Salzburger Cellistin Julia Hagen ist 28 Jahre jung und tritt weltweit auf. Stars wie Marc-André Hamelin oder Renaud Capuçon waren bereits ihre Kammermusik-Partner und vor allem auch das Hagen Quartett, in dem ihr Vater Clemens Hagen Cellist ist. Musik mag ihr in die Wiege gelegt worden sein. Aber aus Genen und Talent muss frau/man auch etwas machen.
Schon seit ihrem 14. Lebensjahr ist Julia Hagen solistisch unterwegs, ihre Karriere hat viel Fahrt aufgenommen. In de Elbphilharmonie-Reihe „Fast lane“ war sie jetzt mit ihrem facettenreichen Klavier-Partner Alexander Ullman goldrichtig.
Elbphilharmonie: Julia Hagen mit Klassikern und Raritäten, Schumann und Brahms
Zwei Klassiker, zwei Raritäten: Schumanns Fantasiestücke und Brahms F-Dur-Sonate sind Standard. Dazu kamen sechs aus den „Zehn Präludien für Cello solo“ von Sofia Gubaidulina (1974) sowie die Sonate d-Moll der immer mehr gespielten Komponistin Emilie Mayer, eine Wagner-Zeitgenossin, die Musik zwischen Klassik und Romantik schrieb. Eine spannende, abwechslungsreiche Auswahl.
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Der Anfang mit Schumann wirkte noch ein wenig verhalten, der Cello-Ton entfaltete erst im Verlauf mehr tragende Strahlkraft. Hier punktete Pianist Alexander Ullman mit abgestuften Farben voller Poesie. Davon lebten auch die Sonaten von Emilie Mayer und Brahms.
Ullman sorgte mit genau profilierten Motiven für einen energetischen Puls. Von dem leider zu oft bemühten Klischee, dass Emilie Mayer zu Lebzeiten als „weiblicher Beethoven“ gehandelt wurde, hört man in ihrer originellen Cello-Sonate wenig.
Elbphilharmonie: Konzert von Cellistin Julia Hagen mit kleinem Zwischenfall
Beethoven hat jedenfalls keine so fantasieartige Cello-Sonate geschrieben, oder: der Scherzo-Satz klang – wenn man denn Vergleiche bemühen will – eher nach Schubert. Und die Mischung aus Sarkasmus, Humor und Dramatik im Finalsatz ist allein Emilie Mayers Erfindung.
In den Gubaidulina-Präludien gelang Julia Hagen mit einem weiten Klangfarben- und Spieltechnik-Spektrum eine sehr starke Konzentration, mit knallenden Pizzicati, federnden Tönen mit dem über die Saiten springenden Bogen oder singenden Melodien in Flageolett-Höhen.
Mit Brahms – inklusive einer gerissenen und souverän schnell ausgetauschten Saite – ging dieses spannende Recital ganz geerdet zu Ende.