Hamburg. 150 Minuten voller Emotionen, 4000 feiernde Fans: Die „Livemaschine“ räumte im Stadtpark ab. Dann kam es zu einer Unterbrechung.
- Sänger Johannes Oerding spielt im Stadtpark Hamburg drei Konzerte hintereinander
- Alle drei Shows am Freitag, Sonnabend und Sonntag waren ausverkauft
- Kurz vor Schluss kommt es aber zu einem Zwischenfall
Wenn das so weitergeht, muss Lotto King Karl, derzeitiger Stadtpark-Rekordhalter mit 53 Konzerten, über die Schulter zurückschauen. Johannes Oerding ist ihm langsam auf die Pelle gerückt. 2012 feierte Oerding sein Debüt in Winterhude („Das ist ja wie in Wacken hier“, staunte er damals) und war dort bereits 22-mal zu sehen, wenn die Annalen stimmen.
Klar, seine 15 Corona-Konzerte im Stadtpark im Jahr 2020 verbiegen etwas die Statistik, aber sei es drum: Am Freitag, Sonnabend und Sonntag kommen nach dem Auftritt im April in der Barclays Arena die nächsten drei ausverkauften Shows dazu, und die 25 ist dann voll. Die „Livemaschine“ Oerding, wie man ihn schon vor zehn Jahren nannte, läuft weiter auf vollen Touren. Volle Tourneen.
Johannes Oerding in Hamburg: Tolles Konzert mit abruptem Ende
Eigentlich könnte er sich mal ausruhen. Die Nummer-eins-Erfolge mit den Alben „Konturen“ (2019) und „Plan A“ (2022) genießen, bisschen mit der Kollegenschaft in Südafrika bei „Sing meinen Song“ plaudern oder seinen Song „Love Me Tinder“ im realen Leben umsetzen.
Aber Oerding, den muss man förmlich von der Bühne schleifen. Er kriegt einfach „Nicht genug“, wie er im rockigen Eröffnungssong am Freitag im Stadtpark singt und dabei auch Westernhagens „Mit 18“ zitiert: „Ich möcht zurück auf die Straße. Möcht wieder singen, nicht schön, sondern geil und laut.“
Auf die Straße, das gilt auch umgekehrt für die 4000 Fans. Einige gehören wieder zu den Allesfahrern, die ihm sogar bis Northeim (Heimspiel für den Exil-Münsteraner), Görlitz und Bielefeld folgten. „Kreise“, „So schön“ und „Hundert Leben“ singen sie auswendig und oft geprobt mit. Und Oerding, der „Nie wieder Alkohol“ schwört, holt sich seine Lieblingsdroge – Applaus – ab wie ein Suchti.
Johannes Oerding im Stadtpark: Scherzen mit den Fans
Immer nah an den Händen, Gesichtern und Herzen der Fans. Wer gibt hier mehr, als er bekommt? Das ist auch heute wieder schwer zu sagen. „Ich weiß, warum das hier mittlerweile unser Wohnzimmer ist“, freut sich Oerding, „ich glaube ich kenne euch heute alle.“ Auch er checkt die Statistik: „Und ich bin der zweite Künstler, der 25-mal im Stadtpark war.“
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Oerding jedenfalls gibt eine Menge Raum für seine Band und scherzt viel mit den Fans: „Du wolltest eigentlich nach Wacken, aber da hat es so geregnet, hmm?“ Als Trost gibt es viele Lieder (und Ansagen) in Lang- und Noch-länger-Versionen, ein Bad in der Menge bei „Santa Fu“ und ein Medley durch alle sieben Alben.
Johannes Oerding räumt beim Konzert in Hamburg richtig ab
Auch das Lied über seine erste Begegnung mit einer besonderen Verflossenen („Ecke Schmilinsky“) fehlt nicht. Da entflammen die Emotionen, erheben sich die Fanchöre, natürlich auch bei den Hits „Alles brennt“ (in der akustischen Gerd-Version und im Original) und „An guten Tagen“.
Johannes Oerding räumt richtig ab, die Zugaben „Kaleidoskop“, „Heimat“, „Weiße Tauben“ und „Bis der Himmel uns bestellt“ sind das ungeplante Ende. Ein Sani-Einsatz bei „Bis der Himmel uns bestellt“ sorgt für eine Zwangspause und – die 22-Uhr-Grenze des Stadtparks ist überschritten – das Finale nach 150 Minuten, obwohl noch Songs auf dem Programm standen.
Aber dem Verunfallten geht es gut, zeigen die Sanis an. Das ist das Wichtigste. Letzte Takte sind der Übergang bis zum nächsten Abend. Die Livemaschine Oerding läuft und läuft und läuft. Schön, geil und laut.